Geschichte des Reichsformats
Dieser Text müsste eigentlich mit den Worten „es war einmal“ beginnen. Es war nämlich im Jahre 1872, da sich jemand überlegte, dass es nicht schlecht wäre, wenn die Ziegel (und dazu gehören Klinker und auch Backstein) alle das gleiche Maß hätten. Heute wissen wir schon längst, dass das Bauen damit unheimlich vereinfacht wird. Aber damals hatten die Ziegel unterschiedlicher Hersteller nicht die gleichen Maße.
Jedenfalls beschloss man 1872, das Reichsformat einzuführen. Während der Industrialisierung wurde nämlich viel gebaut, und häufig war es notwendig, Material von mehreren Ziegeleien zu bestellen. Die Klinker bekamen das Maß 25 x 12 x 6,5 cm. Doch das Maß war nur kurze Zeit gültig, denn 1878 gab es schon wieder eine Reform, das metrische System wurde international eingeführt. Aus diesem Grund gibt es heute zwei Reichsformate, das alte und das neue.
Maße von Klinkern im Reichsformat
Klinker im neuen Reichsformat werden mit RF abgekürzt. Sie haben die Maße 24 x 11,5 x 6,3 cm. Damit passen sie schon besser ins metrische Maßsystem, wenn auch nicht ganz. Denn wenn man eine Fuge von 10 mm mitrechnet, sollten immer Meter, bzw. Viertel- oder Achtelmeter herauskommen.
Weil das Reichsformat immer noch nicht ganz befriedigend war, wurde das Reichsformat 1952 durch das Normalformat ersetzt. Diese Ziegel sind 24 x11,5 x 7,1 cm groß. Es wurden aber auch andere Klinkerformate populär, wie beispielsweise das Waaldickformat aus Holland oder das Langformat.
Verwendung der Klinker im Reichsformat
Klinker im Reichsformat finden sich heute eigentlich nur noch an Altbauten, die vor der Einführung des Normalformats gebaut wurden. Aber so wenige Bauwerke sind das gar nicht. Und immer öfter wird es notwendig, diese Häuser zu renovieren, bzw. die Verzierungen an den Fassaden zu erneuern.
Aus diesem Grund – und weil sich manche Bauherren für ihre Fassade ein historische Format wünschen – werden heutzutage noch immer Klinker im Reichsformat hergestellt.