Die Brenntemperatur als Hauptunterscheidungsmerkmal
Ein zentraler Unterschied zwischen Klinkern und Ziegeln liegt in der Brenntemperatur und dem damit verbundenen Herstellungsprozess. Klinker werden bei sehr hohen Temperaturen zwischen 1100 und 1300 Grad Celsius gebrannt, wodurch ein Sinterprozess ausgelöst wird. Beim Sinterprozess schmilzt die Oberfläche der Steine teilweise, was die Poren verschließt. Dadurch entsteht ein besonders dichter und harter Baustoff, der kaum Wasser aufnimmt und eine ausgezeichnete Witterungsbeständigkeit bietet.
Ziegel hingegen werden bei niedrigeren Temperaturen zwischen 800 und 1100 Grad Celsius gebrannt. Diese geringere Brenntemperatur führt zu einer poröseren Struktur, die es den Ziegeln ermöglicht, Wasser aufzunehmen und wieder abzugeben, was sie besonders geeignet für Anwendungen im Innenwandbereich macht.
Klinker:
- Brenntemperatur: 1100 bis 1300 Grad Celsius
- Eigenschaften: Hohe Härte, geringe Wasseraufnahme, exzellente Witterungsbeständigkeit
Ziegel:
- Brenntemperatur: 800 bis 1100 Grad Celsius
- Eigenschaften: Porös, gute Feuchtigkeitsregulierung, geeignet für Innenräume
Ausgangsmaterialien und Herstellungsprozess
Bei der Herstellung von Klinkern und Ziegeln werden natürliche Rohstoffe wie Ton und Lehm verwendet. Zunächst werden diese Materialien zerkleinert und mit Wasser vermischt, bis eine formbare Masse entsteht.
Herstellung von Ziegeln:
- Formgebung: Die formbare Masse wird in Formen gepresst, wodurch typische Quetschkanten und Grate entstehen.
- Trocknung: Die geformten Steine müssen vor dem Brennen ausreichend trocknen.
- Brennen: Der anschließende Brennprozess erfolgt bei Temperaturen zwischen 800 und 1100 Grad Celsius, was zu einer porösen Struktur führt.
Herstellung von Klinkern:
- Strangpressverfahren: Klinker werden im Strangpressverfahren hergestellt, wobei ein langer Strang zugeschnitten wird, was auch besondere Langformate ermöglicht.
- Tonnenkomposition: Der verwendete Ton, oft als „blauer Ton“ bezeichnet, enthält hohe Anteile an Alumosilikaten und Feldspaten, was hohe Brenntemperaturen ermöglicht.
- Brennen: Klinker durchlaufen einen Brennprozess bei extremen Temperaturen zwischen 1100 und 1300 Grad Celsius, was eine Versinterung zur Folge hat.
Die spezifischen Herstellungsverfahren und die Zusammensetzung der Ausgangsmaterialien bestimmen die Eigenschaften der Endprodukte und deren Einsatzmöglichkeiten im Bauwesen.
Wasseraufnahme und Feuchtigkeitsregulierung
Die Fähigkeit zur Wasseraufnahme und Feuchtigkeitsregulierung unterscheidet Klinker und Ziegel grundlegend. Ziegel sind aufgrund ihrer geringeren Brenntemperaturen poröser und können bis zu 15 % ihres Gewichts an Wasser aufnehmen und wieder abgeben. Dies ermöglicht eine wirksame Feuchtigkeitsregulierung und trägt zur Schaffung eines ausgeglichenen Raumklimas bei.
Klinker hingegen nehmen maximal 6 % Wasser auf, da die Oberfläche durch den Sinterprozess nahezu vollständig geschlossen ist. Dadurch sind sie äußerst widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und Frostschäden, was sie ideal für den Einsatz im Außenbereich macht. Ihre geschlossene Oberfläche verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit, was die Haltbarkeit erhöht und die Pflege erleichtert.
Materialeigenschaften und Haltbarkeit
Klinker zeichnen sich durch ihre hohe Langlebigkeit und Frostbeständigkeit aus. Der Sinterprozess bei etwa 1200 Grad Celsius verschließt nahezu alle Poren, wodurch Klinker besonders dicht und witterungsbeständig werden. Diese Eigenschaften sorgen dafür, dass Klinker ihre Form und Farbe über viele Jahrzehnte bewahren.
Ziegel sind aufgrund ihrer poröseren Struktur zwar gut für die Feuchtigkeitsregulierung im Innenbereich geeignet, sind aber weniger langlebig als Klinker, wenn sie äußeren Witterungseinflüssen ausgesetzt sind. Sie benötigen häufig einen schützenden Putzanstrich, um ihre Integrität zu bewahren.
Einsatzbereiche und Anwendungen
Die spezifischen Eigenschaften von Klinkern und Ziegeln machen sie für unterschiedliche Anwendungen geeignet. Klinker, die durch ihre Härte und Witterungsbeständigkeit überzeugen, werden hauptsächlich für Außenanwendungen wie Fassadenverkleidungen, Bodenbeläge und Sichtmauerwerk genutzt. Ihre geschlossene Oberflächenstruktur bietet hervorragenden Schutz gegen Regen, Frost und chemische Einflüsse.
Ziegel hingegen eignen sich besonders für Innenwände, da sie durch ihre poröse Struktur eine hohe Feuchtigkeitsregulierung ermöglichen und so zu einem angenehmen Raumklima beitragen. Für Fassadenanwendungen sind Ziegel weniger geeignet, es sei denn, sie werden durch eine Putzschicht oder einen anderen Wetterschutz geschützt.
Backsteine und ihre Eigenschaften
Backsteine oder Mauerziegel werden aus Ton und Lehm hergestellt und bei Temperaturen um 900 Grad Celsius gebrannt. Ihre poröse Struktur ermöglicht es ihnen, Feuchtigkeit aufzunehmen, was ihre Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse mindert. Daher werden Backsteine oft verputzt, um sie vor Witterung zu schützen.
Backsteine finden häufig in Innenräumen oder geschützten Außenbereichen Anwendung, da sie eine gute Feuchtigkeitsregulierung bieten und zu einem ausgeglichenen Raumklima beitragen.
Verblender und ihre Funktion
Verblender sind flache Mauerziegel, die hauptsächlich für dekorative Zwecke verwendet werden. Sie kommen in einschaligen und zweischaligen Mauerwerkskonstruktionen zum Einsatz. Bei zweischaligem Mauerwerk bilden Verblender die Außenschale, während der Hohlraum zur Wärmedämmung genutzt wird. Im Gegensatz zu tragenden Mauerziegeln dienen Verblender vor allem ästhetischen Zwecken.
Verblender werden aus verschiedenen Materialien wie Ton, Lehm, Kalksandstein und Naturstein hergestellt. Diese Materialien haben spezifische Eigenschaften, die bei der Auswahl und Anwendung berücksichtigt werden müssen.
Klinkerriemchen als Alternative
Klinkerriemchen sind eine flexible und platzsparende Alternative zu massiven Klinkersteinen. Sie sind dünnere Platten, die einfach zu verarbeiten sind und sowohl für Fassaden als auch für Innenwände verwendet werden können. Klinkerriemchen bieten ähnliche Vorteile wie massive Klinker, darunter Langlebigkeit, Witterungsbeständigkeit und Pflegeleichtigkeit.
Klinkerriemchen sind ideal für Renovierungsprojekte und Neubauten, da sie leicht zu handhaben sind und auf unterschiedliche Oberflächen geklebt werden können. Sie sind besonders geeignet für die nachträgliche Dämmung von Bestandsgebäuden.
Normen und Regelungen
Die Herstellung und Verwendung von Ziegeln und Klinkern in Deutschland unterliegt strengen Normen. Für Mauerziegel und Klinker sind die wichtigsten Regelungen in der DIN 105 und der DIN 1053 festgelegt. Diese Normen definieren unter anderem die Festigkeitsklassen und Abmessungen der Steine sowie die technischen Details für die Konstruktion von Bauwerken.
Zusätzlich müssen spezielle Klinkerarten wie Vollklinker und Keramik-Hochlochklinker weitere Normen erfüllen. Auch energierechtliche Vorgaben wie das Gebäudeenergiegesetz sind zu berücksichtigen.
Formate und Maße
Bei der Auswahl von Klinkern und Ziegeln spielen die Formate und Maße eine entscheidende Rolle. Es gibt eine Vielzahl von genormten Steinformaten, die durch DIN-Normen festgelegt sind, wie das Normalformat (NF), Dünnformat (DF) und Waaldickformat (WDF).
Für spezielle Restaurationsprojekte oder zur Nachbildung traditioneller Bauweisen gibt es auch historische Formate. Wählen Sie das Format entsprechend den architektonischen Anforderungen und gestalterischen Zielen Ihres Bauvorhabens aus, um die gewünschte visuelle Wirkung zu erzielen.
Durch die Vielfalt der verfügbaren Formate können Sie sowohl funktionale als auch ästhetische Ziele realisieren. Achten Sie bei der Planung darauf, das passende Format für Ihr Projekt zu wählen, um die bestmögliche Kombination aus Ästhetik und Funktionalität zu erreichen.