Was sind Korrosionsschutzklassen?
Korrosionsschutzklassen, auch als Korrosivitätskategorien bekannt, sind systematische Einstufungen, die die verschiedenen Umweltbedingungen beschreiben, denen Stahlbauteile ausgesetzt sind. Sie sind unverzichtbar, um den optimalen Schutz von Stahlkonstruktionen sicherzustellen. Durch die Zuordnung zu einer bestimmten Korrosionsschutzklasse wählen Sie die passenden Beschichtungs- und Schutzmaßnahmen, um die Lebensdauer und Sicherheit Ihrer Stahlbauteile zu erhöhen. Die Klassifikation erfolgt nach der Norm DIN EN ISO 12944 und umfasst sechs Kategorien von C1 bis CX.
Diese Norm berücksichtigt Faktoren wie chemische, elektrische und mechanische Einflüsse auf die Materialien. Dadurch wird sichergestellt, dass Ihre Konstruktionen auch unter extremen Bedingungen funktionsfähig bleiben. Die Mindestschichtdicken für Beschichtungen sind ebenfalls festgelegt, um sowohl Effektivität als auch Wirtschaftlichkeit sicherzustellen.
Die verschiedenen Korrosionsschutzklassen nach DIN EN ISO 12944
Die DIN EN ISO 12944 definiert sechs Kategorien für die Korrosionsbelastung, die von C1 bis CX reichen. Diese Kategorien beschreiben, wie stark die Belastung durch die Umgebung ist und unterstützen Sie bei der Wahl des geeigneten Korrosionsschutzes.
Korrosionsschutzklasse C1: Unbedeutende Korrosionsbelastung
In dieser Klasse sind die Umgebungen mit minimaler Luftverschmutzung und niedriger Feuchtigkeit beschrieben. Typische Einsatzbereiche sind beheizte Innenräume wie Bürogebäude, Wohnräume oder Einkaufsläden. Aufgrund der vernachlässigbaren Korrosionsgefahr ist nur ein geringer Schutz erforderlich.
Korrosionsschutzklasse C2: Geringe Korrosionsbelastung
Diese Kategorie umfasst ländliche Außenbereiche mit niedriger Luftverschmutzung und unbeheizte Innenräume, in denen Kondensation auftreten kann, wie Lagerhallen und Sporthallen. Hier ist die Korrosionsbelastung erhöht, weshalb ein mittlerer Schutz notwendig ist.
Korrosionsschutzklasse C3: Mäßige Korrosionsbelastung
Umgebungen dieser Klasse beinhalten städtische und industrielle Bereiche mit mäßiger Luftverschmutzung durch Schwefeldioxid oder salzhaltige Küstengebiete. Innenbereiche mit hoher Luftfeuchte und mäßiger Verunreinigung, etwa Molkereien oder Wäschereien, fallen ebenfalls hierunter. Ein robuster Schutz ist erforderlich, um die Korrosion zu minimieren.
Korrosionsschutzklasse C4: Starke Korrosionsbelastung
Diese Klasse gilt für Industriezonen und küstennahe Bereiche mit mäßiger Salzbelastung. Innenräume wie Schwimmbäder und Chemieanlagen sind stark von Korrosion betroffen, daher ist umfassender Schutz notwendig.
Korrosionsschutzklasse C5: Sehr starke Korrosionsbelastung
In diese Kategorie fallen industrielle Außenbereiche mit hoher Luftfeuchtigkeit und aggressiven Atmosphären sowie salzhaltige Küstenregionen. Innenräume dieser Klasse sind oft ständig feucht und stark verunreinigt. Ein sehr starker Schutz ist erforderlich, um den Materialverlust einzudämmen.
Korrosionsschutzklasse CX: Extreme Korrosionsbelastung
CX beschreibt extrem korrosive Umgebungen wie Offshore-Anlagen, subtropische und tropische Atmosphären sowie industrielle Bereiche mit extremer Feuchtigkeit und aggressiver Luft. Der höchste Schutzgrad ist hier notwendig, um die Langzeitstabilität der Konstruktionen sicherzustellen.
Schutzdauerklassen und Sollschichtdicken
Zusätzlich zu den Korrosivitätskategorien definiert die DIN EN ISO 12944 auch Schutzdauerklassen, die zur Planung der Schutzmaßnahmen dienen. Diese Klassen geben an, wie lange die Beschichtungen voraussichtlich halten, bevor eine Teilerneuerung notwendig wird:
- Low (niedrig): 2 bis 5 Jahre
- Medium (mittel): 5 bis 15 Jahre
- High (hoch): 15 bis 25 Jahre
- Very High (sehr hoch): mehr als 25 Jahre
Die erforderliche Sollschichtdicke variiert je nach Korrosivitätskategorie und Schutzdauerklasse. Für weniger aggressive Umgebungen sind dünnere Schichten ausreichend, während in aggressiveren Umgebungen dickere Beschichtungen notwendig sind. Beispielsweise erfordern industrielle Umgebungen mit hoher Schutzdauer spezifische dicke Schichten, während weniger aggressive Umgebungen dünnere Schichten benötigen.
Achten Sie bei der Auswahl und Anwendung der Beschichtungen auf die spezifischen Anforderungen Ihrer Umgebung, um optimalen Korrosionsschutz zu gewährleisten.
Bedeutung der Korrosionsschutzklassen für die Praxis
Korrosionsschutzklassen sind von zentraler Bedeutung für Bau- und Instandhaltungsprojekte mit Stahlkomponenten. Die richtige Anwendung dieser Klassen verlängert die Lebensdauer Ihrer Konstruktionen und erhöht die Sicherheit. In Industriezweigen wie Maschinenbau und Automobilindustrie sind korrodierte Bauteile oft mit hohen wirtschaftlichen Schäden und Sicherheitsrisiken verbunden. Um dies zu verhindern, sind klare Richtlinien zu Schutzdauern und Sollschichtdicken unerlässlich. Regelmäßige Erneuerungen der Beschichtungen, gemäß festgelegter Schutzdauerklassen, tragen zur Aufrechterhaltung der Schutzwirkung bei.
Die korrekte Zuweisung der Korrosionsschutzklassen ermöglicht eine gezielte Auswahl der Beschichtungsverfahren. Nasslack-Beschichtungen beispielsweise können gemäß den Anforderungen der DIN EN ISO 12944 optimal eingesetzt werden. Dies bietet eine verlässliche Grundlage, um den Arbeits- und Materialaufwand sowie die langfristige Stabilität der Bauteile effizient zu steuern und erhöht letztlich die Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit von Projekten erheblich.