Wer es schon mal hinter sich hat, online nach neuen Bodenbelägen zu suchen, verzweifelt oft an den recht waghalsigen Produktbezeichnungen, beinahe undefinierbaren Zahlencodes, unglaublich vielen Piktogrammen sowie anderen firmeninternen Kennzeichnungen, die alles andere als herstellerübergreifend einheitlich sind. So richtig logisch erscheinen sie meist auch nicht, zumindest für den gelegentlichen Käufer oder Selbstverleger. Laminat Nutzungsklasse, CM-Messung, Eigenschaften HDF-Platte oder Technische Prüfung Abrieb sind zunächst böhmische Dörfer – auch für Baumarkt-Kunden – die sich nach einem Laminatfußboden umschauen, der ihren Vorstellungen entspricht. Ganze 23 (!) Informationsblätter haben wir im Rahmen unserer Recherchen für diesen Artikel allein für Laminat auf dem Internet-Portal einer führenden Marke gefunden! Immer wieder trifft man jedoch auf die Bezeichnung EN 13329, für die wir uns besonders interessierten.
EU-Norm statt Taber-Wert
Die älteren Hobbyhandwerker erinnern sich wahrscheinlich: Taber hatte irgendwas mit dem Oberflächenverschleiß zu tun, der in einer Zahl ausgedrückt war, die wiederum aus dem mathematischen Verhältnis zwischen Zeit, Belastung und Temperatur ermittelt wurde. Desto höher dieser Wert lag, umso besser war es um die zu erwartende Lebensdauer des Bodenbelags bestellt. Bis 2006 war das so, ehe die Europäische Norm für Laminatfußböden rechtsverbindlich eingeführt wurde, die fortan ein wenig mehr Licht in die Dunkelheit des bis dahin nur schwer durchschaubaren Fußbodenwirrwarrs bringen sollte. Tut sie heute eigentlich auch, denn sie macht es den Kunden seitdem ein wenig leichter bei der Auswahl der für ihn optimalsten Laminat Nutzungsklasse. Und die sehen wir uns jetzt gleich mal etwas genauer an.
DIN EN 13329 die Norm für Beanspruchungs- UND Laminat Nutzungsklassen
Und diese beiden Faktoren in nur einer Zahl unterzubringen, macht es für den Käufer nun noch leichter beim Laminateinkauf. Zumal dieses Prozedere nun keine individuelle Ermessensfrage der Hersteller mehr ist, sondern auf einheitliche Bewertungskriterien beruht, an die sich alle Markenproduzenten zu orientieren haben. Klassifizierungsanforderungen der verschiedensten Art mussten natürlich dennoch her, sodass die Laminat Nutzungsklasse sehr viel mehr als nur eine nüchterne, zweistellige Zahl darstellt. Stellvertretend genannt seien an dieser Stelle nur einige der wichtigsten Faktoren, die maßgeblichen Einfluss auf die korrekte Klassifizierung der beliebten rustikalen Holzfußböden haben.
Kennziffer | Inhalt | Bestandteil in DIN EN 13329 |
---|---|---|
Beanspruchungsklasse | Wohnen oder gewerblich (je mäßig, normal, stark) | EN 685 |
Klasse | 21 bis 33 | EN 685 |
Beständigkeit gegen Abrieb | AC 1 bis AC 5 (IP 900 bis 6.000) | Anhang E |
Stoßbeanspruchung in Newton/mm | IC 1 bis IC 3 | Anhang F EN 438 2.11 bis 2.12 |
Fleckenunempfindlichkeit | Grad 3 bis Grad 5 | EN 438 2.15 |
Verhalten Zigarettenglut | Grad | EN 438 2.18 |
Verhalten beim Verschieben eines Möbelfußes | Grad der Schäden nach Typ | EN 424 |
Stuhlrollenversuch | Einstufung sichtbarer Schäden | EN 425 |
Dickenquellung | In Prozent | Anhang G |
Einflussfaktoren sind u. a. weiterhin:
- Rechtwinkeligkeit, Kantengradheit und Ebenheit;
- Fugenöffnungen und Höhenunterschiede der Elemente nach dem Zusammenfügen;
- Dimensionsänderungen infolge von Klimawechsel;
- Abhebefestigkeit und Lichtechtheit
- Optischer Eindruck nach konstanter Belastung inkl. dem Aussehen der Oberfläche;
- Feuchtegehalt der Paneele ab Werksauslieferung.
Welche Laminat Nutzungsklasse ist nun die Richtige?
Vorweggesagt sollten Sie wissen, dass allein die Klassifizierung in Nutzungsklassen keine, oder nur sehr vage Schlussfolgerungen darüber zulässt, mit welcher Qualität Sie bei Ihrem neuen Laminatfußboden letztendlich rechnen dürfen. Die erste der insgesamt zweistelligen Zahl benennt die sogenannte Beanspruchungsklasse. „2“ steht hier für die Nutzung innerhalb des privaten Wohnbereichs. Die „3“ sagt aus, dass es sich bei dieser Laminatsorte um einen Bodenbelag handelt, der vorzugsweise für die gewerbliche Nutzung (beispielsweise Firmenbüro oder öffentliche Gebäude) bestimmt ist. An der zweiten Ziffer erkennen Sie, ob der Laminatboden sich vorrangig für eine geringe, mittlere oder hohe Nutzung eignet. Die letztgenannten Faktoren sind dennoch eher subjektiver Natur und kommen nicht unwesentlich auf die Betrachtungsweise des jeweiligen Kunden an. Was für den Einen vielleicht einer geringen Nutzung entspricht, kann ein anderer Kunde also durchaus auch als hoch bezeichnen und umgekehrt.
Übersicht Laminat Nutzungsklasse privat
Nutzung: gering | Nutzung: mittel | Nutzung: hoch |
---|---|---|
Gästezimmer | Esszimmer | Flure |
Schlafzimmer | Wohnzimmer | Küche |
Abstellräume | Kinderzimmer | Homeoffice |
Hobby- und Bastelräume | ||
NK 21 | NK 22 | NK 23 |
Übersicht Laminat Nutzungsklasse gewerblich
Nutzung: gering | Nutzung: mittel | Nutzung: hoch |
---|---|---|
kleinere Büros | Büros | großräumige Büros |
Gästezimmer | Besprechungs- u. Schulungsräume | Foyers und Flure |
Hotelzimmer | Kleinere Läden und Cafés | Ladenräume mit Verkauf |
Wartezimmer in Praxen | öffentliche Gebäude mit Publikumsverkehr | |
NK 31 | NK 32 | NK 33 |
Qualität beim Laminat – woran erkennbar?
Da Sie ganz bestimmt sehr großen Wert auf ordentliche Qualität legen, die möglichst auch noch nach einigen Jahren sichtbar und unter den Füßen fühlbar ist, empfiehlt es sich, immer die Laminat Nutzungsklasse auszuwählen, die der Spezifik Ihrer Räume am ehesten entspricht bzw. sogar eine Gruppe darüber liegt. Auf billige Schnäppchenangebote, wie sie des Öfteren auf Wochenmärkten anzutreffen sind, sollte schon mindestens zwei Mal gründlich geschaut werden und besonders dann, wenn Ihnen der Verkäufer keine erschöpfende Antwort zur Laminat Nutzungsklasse seiner Waren geben kann (oder will!). Gehört nicht unbedingt zum Thema, wir sprechen es dennoch kurz an:
CE-Kennzeichen auf Laminat schafft Vertrauen
Und ist übrigens Pflicht seit dem 1. Juni 2006, was wiederum Ihrer Gesundheit und Sicherheit dient. Unsere oben mehrfach zitierte Norm (EN 13329) fließt in die CE-Kennzeichnung übrigens mit ein und das Ganze sieht, an einem praktischen Beispiel veranschaulicht, dann so aus:
- C E EN 14041 : 2004; C fl s1; E1; DS; Laminat XYZ EN 13329 und bedeutet:
- C E Kennzeichen: entsprechend der Richtlinie 93/68EWG
- 14041 : 2004 aktuell gültige Norm für die Modalitäten zur CE-Kennzeichnung
- C fl s1: Brandverhalten des Laminats, hier: C fl für schwer entflammbar; s1 für schwach qualmend;
- E1: Emissionsklasse Formaldehyd; EN 717-1 gleich oder kleiner als 0,1 ppm bzw. 717-2 gleich oder kleiner als 3,5 mgHCHO/hm2
- DS: Gleitverhalten gleich oder kleiner als 0,30µ
- Laminat XYZ EN 13329: Artikel- bzw. Produktbezeichnung mit Verweis auf die Europäische Norm für Laminatfußböden.
Neben der Laminat Nutzungsklasse sollte also bei einem bevorstehenden Kauf Ihres Bodenbelags auf ein korrektes CE Kennzeichen geachtet werden, das meist beim Verkäufer erfragt werden kann.
Verschiedene Laminat Nutzungsklassen mit gleichem Dekor?
Gibt es – allerdings auch zu Preisen, die der höheren Nutzungsklasse entsprechend ein wenig teurer ausfallen werden. Was wiederum daran liegt, dass solche Laminatböden, bestehend aus Gegenzug, der Trägerplatte, Dekor und Nutzschicht sowohl höherwertiges Material, aber auch eine kostenintensivere Fertigung erfordern. Als privater Haushalt werden Sie allerdings nicht viel falsch machen, wenn Sie sich für einen Laminatboden der Nutzungsklasse 23 bzw. 31 entscheiden, der qualitativ gesehen, höchsten Ansprüchen genügt. Andererseits lassen sich die Räume eines Hauses natürlich aufsplitten, um so für jeden der Böden eine ganz spezielle Laminat Nutzungsklasse zu ermitteln. Mit zur Entscheidungsfindung trägt natürlich auch bei, ob später auf dem Laminatboden noch Teppiche oder Läufer ausgelegt werden sollen, durch die eine Beanspruchung der Laufflächen zusätzlich in Grenzen gehalten, also vermindert wird.
Sonderfälle für besonders beanspruchte Räume
Selbst wenn eine relativ hohe Laminat Nutzungsklasse für die Auswahl in Betracht kommt, bei der Sie meinen, dass dieser Bodenbelag selbst außergewöhnlichen Belastungen standhalten sollte, gilt es einige Sonderfälle zu beachten. So beispielsweise in besonders feuchten Räumen, wie Küchen oder Bäder. Laminat, das sich auf Dauer gesehen für Wohnbereiche mit extremen Feuchtigkeitswerten eignet, ist von den Markenherstellern gesondert deklariert. Vielfach wird in der Spezifikation der dafür geeigneten Laminatsorten extra darauf hingewiesen, wie hoch die Luftfeuchtigkeit maximal sein sollte. Durch die Einstufung in eine besonders hohe Laminat Nutzungsklasse ist von daher längst nicht garantiert, dass diese Böden den zu erwartenden Belastungen auf Dauer standhalten. Das gilt übrigens auch dann, wenn Laminat in Fluren, die unmittelbar am Hauseingang grenzen, verlegt werden soll. An solchen Stellen ist die Verwendung von Feuchtraum geeignetem Laminatboden ebenfalls sinnvoll, um späteren Verwerfungen des Belags vorzubeugen.
Auch an Eventualitäten in der Zukunft denken
Besonders robuste Beläge mit einer entsprechend hohen Laminat Nutzungsklasse zeichnen sich dadurch aus, dass sie über viele Jahre, oft sogar Jahrzehnte ihre Qualität halten und bei sachgemäßer Pflege wie neu aussehen. Die Familienplanung könnte somit ebenfalls ein wichtiges Kriterium für die optimale Auswahl einer möglichst langlebigen Laminatsorte sein. Schnell wird ein bis dahin eher ruhiges Familiendomizil zum Mehrgenerationenhaus, sei es, weil sich Nachwuchs einstellt oder die gehbehinderte Schwiegermutter mitsamt ihrem Rollator mit ins Haus zieht. Beides gute Gründe, sich bei der Auswahl des neuen Belags an einer möglichst hohen Laminat Nutzungsklasse zu orientieren.
Es gibt ihn dennoch – den ganz natürlichen Abrieb!
Und wie hoch dieser ist, fließt sogar bei der Einstufung in Nutzungsklassen mit ein. Ohne jetzt auf die relativ komplizierten mathematischen und physikalischen Regelwerke zur Abriebberechnung von Laminatböden eingehen zu wollen: Diese Verschleißgröße, die auf der Grundlage von aufwendigen Laborversuchen unter praxisnahen Bedingungen ermittelt wird, ist bei der Auswahl des zweckmäßigsten Bodenbelags ebenfalls sehr wichtig und wird von vielen Markenherstellern zusätzlich auf der Verpackung mit angegeben – erkennbar an Bezeichnungen zwischen AC1 und AC5 (Letztere mit den günstigsten Werten). Etwas mehr Geld auszugeben für einen Bodenbelag mit einer entsprechend höheren Laminat Nutzungsklasse lohnt sich somit allemal und wer beim Einkauf im Geschäft einen Fachberater konsultiert, ist ganz bestimmt auf der sicheren Seite, was mögliche Fehlkäufe anbelangt.