Nachdem das neue Familiendomizil wohnfertig und gemütlich eingerichtet steht, die letzten Umzugskisten ausgepackt sind und alle künftigen Bewohner auch ordnungsamtlich umgemeldet sind, bleibt für die Hauseigentümer nur recht wenig Zeit, um sich finanziell ein wenig zu erholen.
Betriebskosten – schon wieder zahlen?
Bereits nach ein paar Wochen füllt sich der blitzblanke neue Postbriefkasten mit schwerwiegendem Inhalt, denn: Die ersten Bescheide und Rechnungen für die Hausnebenkosten warten auf Ihre Bearbeitung. Wer vorher in einer Mietwohnung zu Hause war, kennt das natürlich bestens und wird zumindest nicht völlig überraschend mit Abschlagszahlungen für Strom, der Besuchsankündigung des Bezirksschornsteinfegers oder einem Steuerbescheid der Kommune konfrontiert. Aber was kommt da eigentlich insgesamt auf Sie zu?
Mietwohnung vs. Eigenheim im Hausnebenkostenvergleich
Rein inhaltlich unterscheiden sich die Bestandteile der Betriebskosten für eine gemietete Wohnung kaum von denen des eigenen Einfamilienhauses. Lediglich die Höhe der Einzelposten zur vergleichbaren Wohnfläche pro qm ändert sich in der Regel zugunsten der Eigenheimbesitzer, da die Hausnebenkosten nicht auf mehrere, sondern lediglich auf eine Mietpartei umgelegt werden. Hauseigentümer haben, im Gegensatz zu Mietern, dazu auch erheblich bessere und viel mehr Möglichkeiten, bei der Auswahl bestimmter Dienstleistungen rund um Haus und Grundstück, besonders preiswerte Anbieter zu wählen und damit die Höhe Ihrer Hausnebenkosten aktiv mit zu beeinflussen.
Fixe Nebenkosten im Einzelnen
Ob nun monatlich, halbjährlich oder einmal je Kalenderjahr – Ihr Konto muss da einiges an Zahlungen verkraften. Zu den unvermeidlichen Pflichtausgaben gehören im Wesentlichen die folgenden neun Betriebskostenarten:
- Heizkosten (abhängig von der Brennstoffart des Hauses; bei 100 m² 1.300 – 1.400 €)
- Abwasser, Frischwasser und Regenwassereinleitungsgebühr (kommunale Gebühren; 4-Personenhaushalt ca. 1.000 – 1300 €/Jahr)
- Strom (monatliche Abschlagszahlungen & Jahresendabrechnung; 50 – 100 € bei 120 m²)
- Müllabfuhr (kommunale Gebühren als einmaliger Jahresbeitrag; 150 – 250 €/pro Jahr bei 4 Personen)
- Heizungswartung (wird vom Gesetzgeber länderspezifisch und bauartabhängig geregelt)
- Straßenreinigung (in kommunaler Verantwortung als jährliche Abgabe ca. 150 € )
- Grundsteuer (Grundsteuerbescheid i. d. R. im November jeden Jahres von der Gemeinde; 50 – 150 €)
- Gebäude- und Haftpflichtversicherungen (jährliche Zahlungen und Neueinstufungen der Versicherungsprämien; je nach Größe zwischen 200 und 500 € /Jahr)
- Schornsteinfeger (je nach Heizungsart bis zu zwei Mal jährlich; 40 – 100 €/Jahr)
Preisvergleiche lohnen bei den Betriebskosten
Für die Gesamtsumme aller Nebenkosten gilt, dass Hausbesitzer je Quadratmeter Wohnfläche zwischen 2,- und 3,- Euro einkalkulieren sollten. Dabei gilt: je hochwertiger die Ausstattung der Immobilie, desto heftiger werden die Betriebskosten zu Buche schlagen. Wenngleich sich bei vielen dieser Posten Einsparungen ergeben können, die umso höher ausfallen, je gründlicher man sich vorher mit der Suche eines preiswerten Anbieters, beispielsweise für Elektroenergie oder die Sparte der Versicherungen, befasst hat. Besonders bei den Heizkosten sowie der Versorgung mit Elektroenergie bietet sich den Hausbesitzern ein relativ breit aufgestelltes Netz von Anbietern mit Einsparpotenzial, das nicht selten jährlich einen vierstelligen Eurobetrag ausmachen kann.
Verdeckte Betriebskosten beachten
Sie kommen meist unverhofft aber stets zu solchen Zeiten, in denen man sie überhaupt nicht gebrauchen kann – außerplanmäßige Schäden und altersbedingte Reparaturen. Bereits in finanziell guten Zeiten sollten sich verantwortungsbewusste Hausbesitzer dafür Rücklagen schaffen, die bei monatlich mindestens 50 Cent je Quadratmeter Wohnfläche liegen sollten. Auch die längste Garantiezeit für Bauteile der Heizungsanlage neigt sich irgendwann dem Ende, die erste Renovierung wird fällig oder es kommt zu einem Wasserschaden, den die Versicherung nicht vollständig bezahlen will. Also immer schön liquide bleiben, damit die unvorhergesehenen kleinen oder etwas größeren Katastrophen nicht im finanziellen Fiasko enden.
Jährliche Hausnebenkosten konkret
Einen gewissen Anhaltspunkt darüber, wie hoch im Bundesdurchschnitt die aktuellen Ausgaben für die sogenannte verdeckte Miete liegen, liefert eine regelmäßige Analyse, die der Deutsche Mieterbund einmal jährlich veröffentlicht. Dennoch sind auch diese Zahlen lediglich Richtwerte, die von vielen individuellen Faktoren abhängig und je nach Bundesland verschieden sind.
Jährliche Nebenkosten in Abhängigkeit der vorhandenen Wohnfläche
Kostenübersicht | Preis |
---|---|
Genutzte Wohnfläche (m²) | jährliche Nebenkosten (EUR) |
70 bis 80 | 1.848,- bis 2.112,- |
bis 90 | 2.376,- |
bis 100 | 2.640,- |
bis 110 | 2.904,- |
bis 120 | 3.168,- |
Quelle: Durchschnittsangaben Nebenkosten vom Deutschen Mieterbund 2014
Kontrolle ist alles bei den Nebenkosten
Besonders bei den monatlichen Abschlagszahlungen, die an den vertraglich gebundenen Energieversorger zu leisten sind, basiert deren Höhe in den ersten ein bis zwei Jahren auf eher fiktive Kennzahlen. Diese Werte müssen mit den realen Verbrauchszahlen, die erst zum Jahresende ermittelt werden, nicht unbedingt übereinstimmen. Durch individuelle und regelmäßige Verbrauchsablesungen an den hausinternen Zählern sollten daher die eventuell nachzuzahlenden Betriebskosten im persönlichen Finanzbudget durchaus ab und an großzügig nachjustiert werden.
Betriebskosten sparen ist kein Geiz, sondern Vernunft!
Bei den eingangs genannten neun Arten der Nebenkosten für das eigene, selbst bewohnte Haus, sind besonders die kommunalen Gebühren durch die Eigentümer kaum beeinflussbar. Unterstellt, dass ein oder mehrere Bewohner einer gewerblichen Tätigkeit nachgehen, werden sich diese Ausgaben zwar in der Einnahme-Überschuss-Rechnung oder der jährlichen Einkommenssteuererklärung teilweise refinanzieren lassen, vollständig bezahlt werden müssen sie jedoch zunächst in jedem Fall. Möglichkeiten, dass Sie Nebenkosten sehr gezielt sparen, gibt es dennoch reichlich und viele dieser Optionen berücksichtigen die meisten Häuslebauer bereits in der Phase der Bauplanung. Der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasseraufbereitung gehört zu den größten Einflussfaktoren, die sich auf die Höhe der Nebenkosten unmittelbar auswirken.
Heizkosten minimieren spart bares Geld
1,43 Euro – sagt der Deutsche Mieterbund – müssen dafür monatlich pro Quadratmeter aufgewendet werden und da lohnt es sich tatsächlich, alle beeinflussbaren Faktoren einmal auf den Prüfstand zu schicken. Hauptsächlich handelt es sich um solche, die sich, ohne Einbußen bezüglich der Wohnqualität realisieren lassen, aber einen finanziellen Nutzen bringen und das sind beispielsweise:
- Richtiges Lüften: mehrmals täglich 5 – 10 min. “Stoßlüften“;
- Raumtemperaturen regulieren: Senkung um nur 1° spart ca. 6 % Ihrer Heizenergie;
- Einhaltung der Wohlfühl-Temperatur: Wohnen / Küche / Schlafen 20° / 18° / 16°;
- Temperaturen senken: Wohnräume nachts um 5°, unbewohnte Räume auf max. 12° – 15° reduzieren;
- Heizungsanlage wöchentlich auf richtigen Wasserdruck, Temperatur und Nachtabsenkung zu prüfen, hilft den Verbrauch um 5 bis 10 % zu senken;
Stromkosten senken rentiert sich schnell
Wer denkt da nicht zuerst daran, jetzt endlich den schon längst geplanten Wechsel des Energieversorgers in Angriff zu nehmen? Man sollte es in der Tat probieren, zu einem günstigeren Stromlieferanten zu wechseln, um seine Nebenkosten noch besser in den Griff zu bekommen. Es sei allerdings auch vor überzogenen Hoffnungen gewarnt, wie auf dem Portal von „test.de“ bereits mehrfach berichtet wurde, zum Beispiel so:
- „Stromtarifrechner: Kein Vergleichsportal ist gut“ oder
- „Billigstromanbieter: Nur 2 von 49 Tarifen sind fair“
Betriebskosten für Strom senken – der Selbsttest
Geht doch, wie wir selbst im kurzen Schnellcheck auf einem der beiden großen Stromvergleichsportale feststellen konnten. Basisdaten: Bremen, 3-Personen-Haushalt, fiktiver Verbrauch 4.250 kWh bei privater Nutzung und ohne einen in Anspruch zu nehmenden „Wechsel-Bonus“, der ohnehin an mitunter ziemlich „gewöhnungsbedürftige“ Geschäftsbedingungen geknüpft ist. Grundversorger wäre: swb Strom mit jährlichen Kosten in Höhe von 1.166,21 Euro.
Die Qual der Wahl aus 111 Tarifen:
Preis | Ersparnis | Anbieter | Bemerkungen |
---|---|---|---|
964,15 € | 202,07 € | ENSTROGA | Preisfixierung für 12 Monate |
977,64 € | 188,57 € | EVD | dito |
980,85 € | 185,37 € | eprimo | dito + von 94 % der Kunden empfohlen |
Auf Platz 111 landete übrigens mit 1.373,18 € der bluegreen Tarif von swt (Stadtwerke Tübingen), die allerdings unter bestimmten Bedingungen einen Bonus in Höhe von 100,- Euro gewähren würden.
Elektrogeräte vom Netz – DIE Lösung?
Ganz sicher nicht, zumindest nicht wahllos, unüberlegt und zulasten der Wohn- und Lebensqualität der Mitbewohner. Es soll an dieser Stelle auch nicht in aller Ausführlichkeit dargelegt werden, was Stand-by-Modus bedeutet und als aufmerksamer Besucher unseres Portals wissen Sie auch längst, dass elektrische Zusatzheizungen, wie Infrarotstrahler, ziemlich kostenintensiv sind. Lohnenswert sind da eher die viel gerühmten Energiesparlösungen zum vernetzten Wohnen – neudeutsch auch Smart-Home genannt, die sich nun beginnen, langsam durchzusetzen. Sie richten sich auf ein optimales Energiemanagement im Haus, sorgen für Wohlfühltemperaturen und können in Verbindung mit der Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach bis zu 70 Prozent Ihrer Stromkosten sparen.
Smart-Home: Nach dem Messen wird gesteuert
Obwohl es hier immer noch an herstellerübergreifenden Standards mangelt und (fast) jede Marke ihr eigenes Süppchen kocht, kann das vernetzte Leben schon sehr viel dafür tun, um die Hausnebenkosten für Strom und Heizung auf ein Optimum zu reduzieren. Die modernen Systeme der 2. Generation spüren nicht nur durch Messungen die Stromfresser aus, sondern sie sind auch „lernfähig“ und regulieren den Energiefluss an den Stellen, bei denen er aktuell gebraucht wird, wenn gewünscht, auch per Fernsteuerung.
Fotovoltaik – lohnt sich das noch?
Vor einigen Jahren war es noch gut möglich, mit der Energie der Sonne zur Abschmelzung der Hausnebenkosten beizutragen – dank großzügiger, staatlicher Investitionsprogramme. Unter den Gegebenheiten der EEG-Umlagen sowie den aktuellen Versicherungs- und Wartungskosten muss der Sinn einer solchen Investition (ab 10.000 Euro aufwärts) jedoch stark bezweifelt werden. Eher günstiger scheint die Langzeitmiete einer Fotovoltaik-Anlage, deren Leistung dann allerdings unterhalb von 10 kWp liegen sollte, um in den Genuss der Freistellung von Abgaben zu kommen.