Der Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf Lederprodukte
Leder begleitet die Menschheit – das beweist unser Gletscher-Vorfahr Ötzi – schon seit der Steinzeit. Die haltbar und geschmeidig gemachten Tierhäute dienen seitdem zahlreichen Zwecken von Bekleidung über Griffummantelungen bis zu Sportgeräten und Möbelbezügen. Die unserer Menschenhaut ähnliche, aber meist robustere Beschaffenheit des Materials bringt viele Vorteile mit sich: dazu zählen vor allem Schutz und angenehme Haptik.
Damit Lederprodukte diese Vorzüge lange beibehalten, müssen sie allerdings recht sorgsam gepflegt werden. Das liegt vor allem daran, dass es sich dabei um ein natürliches, ursprünglich lebendes Material handelt. Zwar werden durch die Gerbung in der Regel alle Faktoren, die zu einer natürlichen Zersetzung führen würden, ausgeschaltet: etwa indem Reste biologischer Fette im Leder möglichst vermieden und Gerbsäuren möglichst vollständig neutralisiert werden.
Sehr wichtig für eine lange Lebensdauer von Lederprodukten sind natürlich auch ihre Nutzungs- und Lagerungsumstände. Dabei spielen neben der mechanischen Beanspruchung auch die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte eine wichtige Rolle. Diese sollten in etwa in den Bereichen liegen, die auch für Wohnräume von Menschen empfohlen werden:
- Luftfeuchtigkeit: 45 bis 55%
- Temperatur: 18-20°C
Dass Leder fast dieselben Umgebungsumstände wie Menschen mag, ist verständlich: schließlich handelt es sich bei dem Material um die Haut von Säugern, die der unseren ganz ähnlich ist.
Welche Schäden drohen bei falscher Luftfeuchtigkeit?
Was passieren kann, wenn die Luftfeuchtigkeit bei der Lagerung von Leder zu niedrig oder zu hoch liegt, unterscheidet sich wiederum etwas von den Risiken, die wir Menschen bei zu trockener oder zu feuchter Wohnluft zu befürchten haben.
Schäden durch zu hohe Luftfeuchtigkeit
In zu feuchter Umgebungsluft dehnt sich Leder zunächst einmal infolge von Wasseraufnahme aus. Je nach Leder- und Gerbungsart ist diese Ausdehnung unterschiedlich intensiv. Chromgegerbte Leder nehmen allgemein mehr Wasser auf als pflanzlich gegerbte Leder. Wenn der ideale Lederwassergehalt von etwa 14 bis 18% signifikant und dauerhaft überstiegen wird, können sich Bakterien und Schimmelpilze ansiedeln, die das Material wiederum zersetzen. Außerdem können Stockflecken entstehen, die auch für feuchtebelastete Wände typische sind.
Schäden durch zu trockene Luftfeuchtigkeit
Bei zu trockener Umgebungsluft wird Leder brüchig und reißt schneller. Das ist der Reaktion unserer eigenen Haut auf Trockenheit nicht unähnlich. Trockenheit kann allerdings auch den sogenannten roten Zerfall begünstigen. Dieser Prozess entsteht infolge von Säurebildung, die durch schwefelhaltige Substanzen in der Luft angestoßen wird. Vom roten Zerfall sind typischerweise Ledereinbände von Büchern betroffen, die in gasbeleuchteten Bibliotheken lagern.
Schäden entgegenwirken
Grundsätzlich ist Vorbeugung das beste Mittel gegen Lederschäden durch ungünstige Luftfeuchtigkeitsbedingungen. Das bedeutet, dass Lederprodukte möglichst bei einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55% gelagert werden sollte. Wichtig ist außerdem, für ausreichende Belüftung zu sorgen, damit es sich keine Bakterien, Pilze oder Schädlinge gemütlich machen können.
Schon vorhandene Schäden lassen sich mit Flüssigleder oder Schutzanstrichen restaurieren.