Die Herausforderung: Legionellen im Trinkwasser
Legionellen sind weit verbreitete Bakterien, die natürlicherweise in Süßwasser vorkommen. Diese Mikroorganismen können in Wasserleitungen, insbesondere in Bereichen mit stagnierendem Wasser und Temperaturen zwischen 20 °C und 50 °C, schnell wachsen. In schlecht gewarteten Trinkwassersystemen stellen sie ein gesundheitliches Risiko dar. Wenn Legionellen durch feinste Wassertröpfchen, beispielsweise beim Duschen, in die Atemwege gelangen, können sie ernsthafte Krankheiten wie die Legionärskrankheit auslösen, die eine schwere Form der Lungenentzündung darstellt. Auch das Pontiac-Fieber, eine grippeähnliche Erkrankung, kann durch diese Bakterien ausgelöst werden.
Die Trinkwasserverordnung legt strenge Grenzwerte und Maßnahmen fest, um das Risiko einer Legionellenvermehrung zu minimieren. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Trinkwasser keine bedenklichen Konzentrationen dieser Bakterien aufweist und somit keine Gesundheitsgefahr darstellt. Besonders in großen Gebäuden mit komplexen Wassersystemen kann das Legionellenwachstum ein größeres Problem darstellen.
Wesentlich für die Bekämpfung von Legionellen sind präventive Maßnahmen und eine regelmäßige Wartung der Trinkwassersysteme. Dazu gehören:
- Sicherstellung einer kontinuierlichen Wasserzirkulation, um Stagnation zu vermeiden.
- Halten der Kaltwassertemperatur unter 25 °C und der Warmwassertemperatur über 55 °C.
- Regelmäßige Qualitätskontrollen und Wartungen durch Fachpersonal, um frühzeitig Anzeichen einer Kontamination zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Insgesamt ist bewusstes und vorsorgliches Handeln entscheidend, um die Ausbreitung von Legionellen zu verhindern und die Gesundheit der Nutzer zu schützen.
Thermische Desinfektion
Die thermische Desinfektion bekämpft Legionellen im Trinkwassersystem durch Erhitzung des Wassers. Ab 55°C beginnen Legionellen abzusterben, und ab 60°C werden sie vollständig abgetötet. Verschiedene Temperaturen und Einwirkzeiten spielen hierbei eine Rolle:
- Bei 55°C werden Legionellen innerhalb von 5–6 Stunden abgetötet.
- Bei 60°C erfolgt die Abtötung innerhalb von 30 Minuten.
- Bei 70°C sterben Legionellen sofort ab.
So gehen Sie vor
- Erhöhen der Wassertemperatur: Erhitzen Sie Ihr Warmwassersystem regelmäßig auf mindestens 60°C, um Legionellen abzutöten.
- Durchspülen: Spülen Sie alle Entnahmestellen mindestens einmal wöchentlich für drei Minuten mit 70°C heißem Wasser.
- Regelmäßigkeit: Wiederholen Sie diese Maßnahmen alle ein bis zwei Wochen, insbesondere in größeren Gebäuden.
Diese Maßnahmen helfen nicht nur bei der Abtötung von Legionellen, sondern verringern auch deren Vermehrung langfristig. Beachten Sie dabei, dass hohe Temperaturen das Material Ihres Wassersystems beanspruchen und Verbrühungsgefahr besteht.
Vor- und Nachteile der thermischen Desinfektion
Vorteile:
- Chemiefrei und umweltfreundlich.
- Wirksame Reduzierung der Legionellen in der gesamten Wasseranlage.
Nachteile:
- Hoher Energieverbrauch und damit verbundene Kosten.
- Gefahr von Schäden an Rohrleitungen durch hohen Temperaturstress.
Chemische Desinfektion
Chemische Desinfektionsmethoden nutzen verschiedene Chemikalien, um Legionellen abzutöten und den Biofilm zu beseitigen, der die Bakterien schützt. Abhängig von der Wasserbeschaffenheit und der Systemkonfiguration werden unterschiedliche Desinfektionsmittel eingesetzt:
- Wasserstoffperoxid (H₂O₂): Effektiv, da es schnell zu Wasser und Sauerstoff zerfällt und keine Rückstände hinterlässt.
- Natriumhypochlorit (NaOCl): Effizient gegen Legionellen, aber kann Korrosion in den Rohrleitungen verursachen.
- Chlordioxid (ClO₂): Sehr wirksam gegen Legionellen und andere Mikroorganismen und kann Biofilme auflösen.
Vorgehensweise bei der chemischen Desinfektion
- Vorbereitung: Absperren des Trinkwassersystems und Zuführung einer hohen Konzentration des Desinfektionsmittels.
- Einwirkzeit: Chemikalien benötigen eine Einwirkzeit von 5 bis 60 Minuten, abhängig von der Konzentration.
- Nachspülen: Gründliches Spülen des Systems, um alle Reste des Desinfektionsmittels zu entfernen.
Vor- und Nachteile chemischer Desinfektionsmethoden
Vorteile:
- Effektive Abtötung von Legionellen.
- Beseitigung von Biofilmen.
- Langzeitwirkung bei regelmäßiger Anwendung.
Nachteile:
- Korrosionsgefahr.
- Gesundheitsrisiken durch Desinfektionsnebenprodukte.
- Vorübergehende Stilllegung des Wassersystems notwendig.
Physikalische Desinfektion
Physikalische Methoden bieten den Vorteil, dass sie ohne Chemikalien auskommen und direkt auf die Mikroorganismen wirken:
UV-Bestrahlung
UV-Bestrahlung nutzt ultraviolettes Licht, um die DNA von Legionellen zu schädigen und deren Vermehrung zu verhindern. Diese Methode eignet sich besonders gut zur Inaktivierung freier Legionellen im Wasser, hat jedoch begrenzte Wirksamkeit in Biofilmen.
Ultraschall
Hochfrequente Schallwellen erzeugen Kavitation, die die Zellmembran der Bakterien zerstört. Diese Methode ist variabel in der Effektivität, abhängig von Frequenz und Intensität.
Ultrafiltration
Ultrafiltration verwendet extrem feine Filter, um Legionellen aus dem Wasser zu entfernen. Diese Methode ist technisch und finanziell aufwändig und wird deshalb meist in großen Anlagen eingesetzt.
Vor- und Nachteile der physikalischen Desinfektion
Vorteile:
- Chemiefrei und umweltfreundlich.
- Gezielte Inaktivierung von Mikroorganismen ohne Rückstände.
- Kontinuierliche Desinfektion möglich.
Nachteile:
- Begrenzte Wirksamkeit in Biofilmen (bei UV-Bestrahlung).
- Hoher technischer und finanzieller Aufwand (Ultrafiltration).
Kombination von Methoden
Eine Kombination verschiedener Desinfektionsmethoden kann besonders effektiv sein, um Legionellen nachhaltig zu bekämpfen. Eine bewährte Strategie ist die Verbindung von thermischer und chemischer Desinfektion, bei der zunächst durch Erhitzen auf mindestens 60°C Legionellen abgetötet und anschließend chemische Mittel wie Chlordioxid zur Auflösung von Biofilmen eingesetzt werden.
Vorgehensweise bei kombinierter Desinfektion
- Thermische Grunddesinfektion: Erhöhen Sie die Wassertemperatur im gesamten System auf mindestens 70°C für einige Minuten.
- Chemische Nachbehandlung: Führen Sie eine chemische Desinfektion mit Bioziden wie Chlordioxid durch.
- Regelmäßige Wiederholung: Wenden Sie die kombinierte Methode regelmäßig an, um eine erneute Kontamination zu verhindern.
Eine weitere Kombination ist die Verknüpfung von UV-Bestrahlung und mechanischen Reinigungstechniken. UV-Bestrahlung verhindert die Vermehrung von Legionellen, während mechanische Methoden wie Impulsspülung mit Ultraschall verbleibende Biofilme entfernen.
Vorteile der Kombination von Methoden
- Erhöhte Wirksamkeit durch komplementäre Effekte.
- Nachhaltige Lösung gegen Biofilme.
- Flexibilität in der Anpassung an spezifische Systemanforderungen.
Präventive Maßnahmen
Um das Wachstum von Legionellen im Trinkwassersystem zu verhindern, sind regelmäßige präventive Maßnahmen unerlässlich:
1. Sicherstellung der Systemtemperaturen:
- Halten Sie die Warmwassertemperatur über 60°C.
- Die Kaltwassertemperatur sollte unter 20°C bleiben.
2. Regelmäßige Nutzung des Wassers:
- Vermeiden Sie stehendes Wasser in den Leitungen durch regelmäßige Nutzung.
- Lassen Sie das Wasser in selten genutzten Räumen regelmäßig ab.
3. Wartung und Überwachung:
- Führen Sie regelmäßige Inspektionen und Wartungen durch.
- Überprüfen Sie selten genutzte Leitungen und spülen Sie sie gut durch.
4. Technische Optimierungen:
- Reduzieren Sie Totleitungen und Rohrschleifen.
- Nutzen Sie Zirkulationspumpen, um eine konstante Temperatur zu gewährleisten.
5. Geeignete Schutzvorrichtungen:
- Verwenden Sie in gefährdeten Bereichen spezielle Filter.
- Installieren Sie Rückschlagventile, um Kontamination durch Rückflüsse zu verhindern.
Durch diese präventiven Maßnahmen können Sie das Risiko einer Legionellenkontamination deutlich reduzieren und die Wasserqualität nachhaltig sichern.