Voraussetzungen für Legionellen-Risiko
Legionellen brauchen grundsätzlich hohe Temperaturen und eine möglichst geringe Wasserbewegung um überleben zu können. Unter rund 25 °C und über 50 °C können sie sich nicht mehr vermehren. Unter 20 °C und über 55 °C sterben die Kulturen ab.
Diese Voraussetzungen sind beispielsweise in einem Boiler gegeben. Ein hohes Risiko besteht auch, wenn die Kaltwassertemperatur in den Leitungen über 20 °C liegt.
Das kann durch bestimmte bauliche Voraussetzungen gegeben sein. In manchen sehr gut geheizten, modernen Gebäuden erhöht sich die Leitungstemperatur in den Kaltwasserleitungen gelegentlich über 20 °C. Dann besteht das Risiko, dass sich Legionellen im Kaltwasserbereich – auch in den Leitungen – vermehren.
In den meisten Gebäuden betrifft die Legionellengefahr aber lediglich den Warmwasserbereich.
Vorgeschriebene Tests
In Deutschland sind für alle öffentlichen Bereiche jährliche Untersuchungen durch ein zugelassenes Institut vorgeschrieben. Das betrifft sowohl Schulen als auch Kindergärten, Schwimmbäder und Saunen. Durch die strengen Überprüfungen kann ein Legionellen-Risiko hier mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden.
In Mietwohnungen müssen die Vermieter alle drei Jahre prüfen lassen, wenn im Mietgegenstand mindestens ein 400 Liter Boiler vorhanden ist oder zwischen Wassererwärmungsanlage und entferntestem Entnahmepunkt Leitungen mit mindestens drei Liter Inhalt bestehen. Das entspricht in der Praxis etwa 15 bis 20 Metern.
In den meisten Mietwohnungen wird also ohnehin von Amts wegen getestet. Auch Hausverwaltungen und Wohnungsgenossenschaften sind hier in der Pflicht. Gesetzlich besteht auch eine Meldepflicht an das jeweils zuständige Gesundheitsamt.
Ob alle Vermieter oder Genossenschaften ihrer Pflicht tatsächlich nachkommen, ist allerdings fraglich. Die Zahl der Meldungen in den Gesundheitsämtern deutet eher darauf hin, dass das nicht der Fall ist.
Bei einer Belastung von mehr als 100 KBE/100 ml muss das Gesundheitsamt zwingend informiert werden. Bei mehr als 10.000 KBE/100 ml gilt akute Kontamination. Das Gesundheitsamt verhängt in solchen Fällen unter anderem ein Duschverbot und ordnet eine Desinfektion der Leitungen an.
Nur im selbst genutzten Eigenheim gibt es keine amtlich vorgeschriebene Prüfung. Hier macht eine eigene Prüfung also in jedem Fall Sinn. Beim Nachweis von Legionellen sollte dann auch eine Begutachtung der baulichen Seite und der Warmwasseranlage erfolgen, um hier schnellstmöglich Veränderungen zu erreichen. Solche Begutachtungen nimmt der GWH-Installateur vor.
Eine Wasseruntersuchung wird von entsprechend zertifizierten Labors durchgeführt. Die Kosten für die Probeentnahme und Überprüfung liegt bei rund 200 Euro.
Selbst testen
Ein sogenannter Schnelltest für Legionellen ist zwar prinzipiell möglich, aber weder schnell noch einfach.
Testsets kann man als Teststreifen kaufen. Sie sind offiziell als Test nicht zugelassen, sondern dienen nur der eigenen Information.
Wie im Labor auch müssen die Teststreifen „bebrütet“ werden. Das heißt, sie müssen für 10 Tage einer konstanten Temperatur von 36 °C ausgesetzt werden.
Improvisierter Brutschrank
Dafür eigenen sich unter anderem Babyfläschchen-Wärmer. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass sie bei einem durchgehenden Betrieb von 10 Tagen nicht überhitzen oder sich abschalten. Abkühlung führt zum Absterben der Legionellen – dann wird auch bei vorhandenen Legionellen kein Nachweis erbracht.
Teststreifen-Risiko
Die Teststreifen müssen ab Produktion möglichst bei konstanter Raumtemperatur gelagert worden sein. Sie dürfen weder großer Hitze noch großer Kälte ausgesetzt werden. Auch direkte Sonneinstrahlung, die die Teströhrchen erreicht, muss vermieden werden.
Beschädigte Teststreifen funktionieren nicht mehr.
Korrekte Entnahme
Wichtig ist, dass das Testwasser an mehreren (mindestens drei) verschiedenen Stellen in einem sauberen Behälter entnommen wird. Dieser Behälter darf nicht durch Spülmittel verunreinigt sein. Er muss vor dem Testen mindestens einmal gründlich mit dem Testwasser ausgespült worden sein.
Der Teststreifen muss mindestens 15 Sekunden ganz in die Wasserprobe getaucht werden. Danach wird er in das Teströhrchen zurückgesteckt. Das Teströhrchen wird mit Testwasser aufgefüllt und kommt in den improvisierten Inkubator.
Zählung
Eine genaue Zählung ist beim Schnelltest nicht möglich. Das Kolonien-Muster gibt aber zumindest einen Anhaltspunkt über die Größenordnung des Befalls. Bei sehr dichter Besiedelung des Teststreifens sollte in jedem Fall eine weitere Untersuchung durch ein Labor stattfinden.
Entsprechende Maßnahmen, die zum Absterben der Legionellen führen, sollten bei vermutetem hohen Befall möglichst sofort eingeleitet werden.
Unterschätztes Risiko
Das Risiko an Legionellose zu erkranken, sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Medizinische Schätzungen des Robert-Koch-Instituts gehen von mehreren tausend Infektionen jährlich in Deutschland aus.
Die Sterblichkeitsrate liegt bei gesunden Nichtrauchern bei etwa 15 % aller Infizierten, bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen im Bereich von Lunge oder Herz bei nahezu 70 %.
Besser als ein sehr unzuverlässiger Schnelltest ist sicherlich eine reguläre Untersuchung im Labor, um das Risiko so weit wie möglich auszuschließen.