Drei Mauer- und Wandtypen beim selber bauen
Die Beliebtheit des Baustoffs Lehm nimmt seit vielen Jahren stetig zu. Die biologisch vorteilhaften Eigenschaften und die grundsätzliche Eignung als Baustoff (Brandverhalten, Dämmwerte, Stabilität) lassen sich in folgenden drei Konstruktionsarten realisieren:
- Mauerwerk aus Lehmziegeln
- Gestampfter und verdichteter Lehm im Schalungsbau
- Verfüllte Holzbalkengewerke (Fachwerk)
Dabei darf Lehm allerdings nicht „allein“ gelassen werden. Seine Empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit und Nässe muss durch unterstützende bauliche Maßnahmen ausgeglichen werden. Boden und Erdreich sind immer „Wasserlieferanten“ und müssen abgeschirmt werden. Eine Bodenplatte aus Beton mit gründlicher Perimeterdämmung und ein isolierter Haussockel auch aus Beton sind gängige Verfahren.
Nackte Lehmflächen an Fassaden müssen durch Wasser abweisende Anstriche oder Putze geschützt werden. Auch rein architektonische und mechanische Schutzeinrichtungen wie weit überhängende Dachtraufen oder ausladende selber gebaute Vordächer sind möglich.
Nicht überall sind Lehmhausbauten realisierbar
Dachüberstände und weitläufige Traufen schützen die Fassaden und Hauswände vor Niederschlägen. Diese Bauformen sind allerdings oft durch örtliche Bebauungspläne eingeschränkt. Nicht jeder Bauplatz erlaubt ausreichende gestalterische Freiheit. Daher muss beim Planen eines Lehmhauses im Vorfeld geprüft werden, ob die spezifischen Konstruktionen überhaupt genehmigungsfähig sind.
Ein weiteres Entscheidungskriterium ist die lokale Situation des Grundstücks. In der Nähe liegende Gewässer und ein hoher Grundwasserspiegel können zu viel Grundfeuchtigkeit entwickeln. Ebenfalls von einem Lehmhaus ist in Gegenden abzuraten, deren Witterung zu Extremen neigt. Offene Wetterseiten an Hängen, regenreiche Lagen und häufiger Frost in Höhenlagen setzen Lehm zu stark zu.
Bauplanung und Ausführung
Um ein Lehmhaus dauerhaft und langlebig zu errichten, müssen die spezifischen Nachteile des Materials in der Bauphase besonders sensibel gehandhabt werden:
- Moderate und trockene Witterung (Temperaturen zehn bis 25 Grad Celsius)
- Kein extremer Sonnenschein (gegebenenfalls abschirmen und fernhalten)
- Schrumpfen und Schwinden während der Verarbeitung und Trocknung berücksichtigen
- Mischungsverhältnisse zwischen mager und fett justieren und beibehalten
- Durch Zuschläge (Hanf, Holzfasern, Stroh) bautechnische Eignung verbessern
Die allgemeingültige Anleitung für den Bau eines Lehmhauses gibt es nicht. Der Bauherr sollte unbedingt persönliches Interesse mitbringen. Flexibilität bezüglich der Realisierung und Zeit sind unverzichtbar. Versuch und Irrtum bestimmen in vielen Fällen den Erfolg.
Die Reaktion des Baustoffs und Schwankungen in den äußeren Bedingungen können und sollten zum reaktiven und ständigen Modifizieren führen. Zeitfenster brauchen Puffer von mehreren Wochen. Sollte der Bau vor dem Spätherbst mit entsprechenden Klimabedingungen nicht abgeschlossen werden, ist ein geschütztes Stilllegen bis zum nächsten Frühjahr oft die beste Option.