Vorteilhafte Eigenschaften mit Schattenseite
Der mineralische und natürliche Werkstoff Lehm wird von dem Bindemittel Ton zusammengehalten. Unterschiedliche Mischungsverhältnisse und Zusammensetzungen beeinflussen das Abbinden, Aushärten und die Stabilität entscheidend. Die geschätzte und vorteilhafte Eigenschaft, stark reaktiv auf Luftfeuchtigkeit zu reagieren, hat gleichzeitig eine erhöhte Sensibilität zu Folge.
Sowohl beim Bauen eines Lehmhauses als auch beim Sanieren sind äußere Bedingungen wichtiger als bei fast allen anderen Baustoffen. Lehm ist mehr oder weniger feuchtigkeitsempfindlich und bei Nässe in nicht ausgetrocknetem Zustand oder mit unpassender Zusammensetzung instabil. Auch Frost ist kein Freund des Lehms.
Nachteile bei der Verarbeitung
Lange Trocknungszeit (mindestens zwei Wochen)
Lehm braucht sehr lange, um auszutrocknen. In dieser Zeit des Abbindens des Tons müssen die äußeren Bedingungen nicht nur moderat, sondern dauerhaft und zuverlässig trocken sein. Gleichzeitig darf der Lehm nicht zu schnell trocknen, was beispielsweise durch zu starke Sonneneinstrahlung geschieht.
Mager und fett sind ein bisschen von Zufall abhängig
Mit Lehm zu arbeiten hat immer einen Anteil an „Versuch und Irrtum“. Genormte Anteile und Zusammensetzungen existieren nicht. Das Verarbeiten ähnelt dem „Töpfern“. Ob das Ergebnis befriedigend oder besser wird, kann oft erst nach dem Austrocknen beurteilt werden. Erfahrung ist das entscheidende Qualitätsmerkmal des Ausführenden.
Volumenverlust
Lehm schwindet, wenn er trocknet und dehnt sich aus, wenn er nass wird. Diese Toleranzen lassen sich nur schwer berechnen und beeinflussen das Ergebnis zusätzlich.
Nachteile nach der Verarbeitung
Bohrungen und Wandbefestigungen können brechen und/oder bröckeln
Getrockneter Lehm ist starr und unnachgiebig. Wenn nachträgliche Arbeiten wie Bohren, Durchbrechen und ähnliche substanzielle Eingriffe erforderlich sind, ist ein Brechen und Bröckeln oft kaum zu verhindern.
Frost kann Lehm sprengen
Lehm ist ein Werkstoff mit offenen Poren. In diese kann Feuchtigkeit und Nässe eindringen. Wenn Wasser gefriert, dehnt es sich aus und sprengt im schlechten Fall den Lehm.