Welche Eigenschaften entwickelt Leinölfarbe auf Fachwerk?
Die prägendste und wichtigste chemisch-physikalische Eigenschaft von Leinölfarbe ist deren Diffusionsoffenheit. Sie bildet keine filmbildende und luftdichte Versiegelungsschicht. Da Leinölfarbe kleine Moleküle besitzt, kann sie auch in Gehölzen mit großer Dichte wie beispielsweise Eiche leicht eindringen. Wird Holz mit Leinöl gestrichen, dringt es in die Poren des Holzes ein. Ein deckender Farbton wird anders als bei lösemittelbasierten Streichmitteln durch das Sättigen der Holzoberfläche erreicht. Ein eingestellter Glanzgrad des Ausgangsprodukts kann durch Sonneneinstrahlung ermatten. Wenig Licht kann vergilbend wirken.
Wie wird Leinölfarbe auf Fachwerk aufgetragen?
Als unbedingte Voraussetzung müssen die Poren des Holzes erreicht werden. Dazu müssen versiegelnde Altanstriche wie Acryllasuren und Lacke ab- oder zumindest angeschliffen werden. Beizen und andere chemische Entfernungsmittel dürfen nicht zum Einsatz kommen. Die Außen- und damit Holzfeuchte sollte 18 Prozent unterschreiten, damit das Öl Platz in den Poren findet. Als Grundierung wird Leinöl bis zur Sättigunggrenze aufgetragen. Nach zehn Minuten werden „Pfützen“ mit einem Lappen abgenommen. Nach der Trocknung (witterungsabhängig vier bis sechs Tage) folgt der dünne Leinölfarbauftrag.
Welche Vor- und Nachteile hat Leinölfarbe für Fachwerk?
Vorteile
- Chemie- und lösemittelfrei
- Diffusionsoffen
- Geringe Ausbleichneigung
- Keine Abblätterungen
- Leichte Einarbeitung in die Holzstruktur durch weiche Konsistenz
- Nach RAL-Farbsystem, historisch und individuell farblich anmischbar
- Pro Liter Farbe zehn bis 15 Quadratmeter Streichfläche
Nachteile
- Braucht bei Verarbeitung Außentemperaturen zwischen 15 und zwanzig Grad Celsius
- Chemisch basierte Pigmente (grelles Orange und Rot) nicht realisierbar
- AnfänglicherHochglanz reduziert sich auf seidenglänzend
- Lange Trocknungszeit (reduziert bei sikkativierter Leinölfirnis)
- Minderwertiges Leinöl enthält Faser-, Protein- und Schleimreste (trocknet nicht)
- Muss außen bei Trockenheit verarbeitet werden
Wie und wie oft wird Leinölfarbe auf Fachwerk aufgefrischt?
Wenn Holz gestrichen wird, stellt sich vor allem im Außenbereich die wichtige Frage, welcher Unterhaltungsaufwand bei der Holzbehandlung entsteht. Als Richtwerte kann mit folgenden Intervallen kalkuliert werden:
- vier bis sieben Jahre auf offenen Wetterseiten
- auf geschützten und dem Wetter abgewandten Seiten ab zehn Jahre
- im Innenbereich nach Geschmack
Wenn Verkreidung oder Vergilbung auftritt, recht der Auftrag einer Schicht transparenten Leinöls meist aus. Ist die Firnisschicht im Außenbereich witterungsbedingt abgerieben, wird eine neue Schicht Leinölfirnis aufgetragen.
Wie teuer ist Leinölfarbe für Fachwerk?
Das renommierte Produkt Histolith von Caparol kostet pro Liter zwischen vierzig und siebzig Euro. Qualitätsprodukte für Fachwerkrestauration beginnen ab zehn Euro pro Liter. Leinölfirnisse diverser Hersteller werden zwischen fünf und vierzig Euro pro Liter angeboten.