Für jede Farbe und jeden Anstrich werden Lösungsmittel benötigt
Viele Farben und Lacke haben über Jahrzehnte Lösungsmittel enthalten. Streng genommen hat sich das auch heute nicht geändert. Nun werden einige einwerfen, dass es ja wasserlösliche Farben und Lacke gäbe. Völlig richtig. Nur ist Wasser in diesem Fall das Lösungsmittel. Konkret handelt es sich sogar um ein anorganisches und protisches Lösungsmittel. Eine getrocknete Farbe würde dagegen eine „echte“ lösungsmittelfreie Farbe darstellen.
Lösungsmittelfrei im umgangssprachlichen Sinn
Daher wollen wir darauf hinweisen, dass wir in diesem Ratgeber bei lösungsmittelfreien Farben von Farben und Lacken ausgehen, die ohne organische Lösungsmittel auskommen – oder eben wasserlösliche Lacke und Farben. Wobei aber auch diese Bezeichnung ungenügend ist. Um das zu verstehen, haben wir nachfolgend einige Farben ausgewählt und erklären Ihnen dazu, inwieweit diese lösungsmittelfrei bzw. wasserlöslich sind:
- wasserlösliche Farben und Anstriche
- wasserverdünnbare Farben und Anstriche
- lösungsmittelhaltige Farben und Anstriche (organische Lösungsmittel)
Wasserlösliche Farben
Leimfarben
Wirklich absolut wasserlöslich sind ausschließlich Leimfarben. Dass diese wasserlöslich sind, bedeutet aber auch, dass sie jederzeit wieder von Wasser gelöst werden können. Zunächst wird zu dem Bindemittel (Leim) und den Farbpigmenten Wasser beigemischt; die Farbe löst sich. Jetzt kann die Leimfarbe gestrichen werden.
Das Wasser verdunstet langsam, die Farbe verfestigt sich. Kommt nun aber wieder Wasser auf die Farbe, ist sie natürlich wieder gelöst bzw. löst sich. Daher können Leimfarben nur entsprechend beschränkt eingesetzt werden. Sie sind zwar (trocken) wischfest, aber nicht nass abwaschbar.
Wasserverdünnbare Farben
Dispersionsfarben (Fassaden- und Wandfarben)
Darunter fallen Kalk-, Zement- und Dispersionsfarben. Diese können lösungsmittelfrei sein, müssen es aber nicht. Mit Wasser sind sie alle verdünnbar, aber nicht löslich. Unterschieden werden sie folgendermaßen:
- emissionsarme Farben (enthalten Lösungsmittel)
- lösemittelfreie Farben (enthalten keine Lösungsmittel, aber verschiedene Additive und Zusätze)
- emissionsfreie Farben (enthalten keinerlei gefährliche chemische Stoffe)
Emissionsarme Farben enthalten organische Lösungsmittel in geringen Anteilen. Außerdem können sie Weichmacher, Biozide und andere Inhaltsstoffe aufweisen. Lösemittelfreie Farben sind dagegen frei von organischen Lösungsmitteln, nicht aber von Zusätzen und Additiven. Wie bereits erwähnt, kann es sich hier um Biozide, Fungizide, Weichmacher usw. handeln. Emissionsfreie Farben sind völlig frei von organischen Lösungsmitteln sowie Zusätzen und Additiven, die gesundheitsschädlich sind.
Wasserverdünnbare Acrylfarben
Andere wasserverdünnbare, aber nicht wasserlösliche Farben wären zahlreiche Acrylfarben (nicht alle Acrylfarben und Lacke sind lösungsmittelfrei). Hier wird der Unterschied zwischen wasserlöslich und wasserverdünnbar ebenfalls schnell klar, wenn Sie Acrylfarbe entfernen wollen. Trockene Acrylfarben können Sie nicht mehr mit Wasser entfernen, noch nicht getrocknete Acrylfarben dagegen schon.
Lösungsmittelhaltige Anstriche und Farben
Wasserlacke
Auf herkömmliche Farben, die Harze und Lösungsmittel enthalten, wollen wir hier nicht näher eingehen, da der Hintergrund mit den Lösungsmitteln soweit klar ist. Interessant sind in diesem Segment aber die sogenannten Wasserlacke.
Sie enthalten bis zu zehn Prozent organische Lösungsmittel. Es handelt sich dabei in der Regel um hohe Alkohole wie Glykol. Außerdem können sie Biozide (bis 0,5 Prozent) enthalten. Außerdem gibt es noch Wasserlacke auf Kunstharzbasis, die dann auch noch Harze enthalten.
Andere lösungsmittelhaltige Farben und Anstriche
Weitere Beispiele wären Silikatfarben, zahlreiche Lasuren, Kunstharzlacke, Beizen und Abbeizanstriche usw.