Warum ist eine Unterfangung notwendig?
Unterfangungen sind bei Bauprojekten erforderlich, wenn die Tragfähigkeit des bestehenden Fundaments gefährdet ist oder durch geplante Bauarbeiten beeinträchtigt werden könnte. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Stabilität der bestehenden Struktur zu gewährleisten und das Fundament auf eine tiefere, tragfähigere Bodenschicht zu übertragen. Typische Szenarien, in denen eine Unterfangung notwendig ist, umfassen:
- Nachträgliche Tiefgründung: Beim nachträglichen Einbau eines Kellers unter einem bestehenden Gebäude ist das ursprüngliche Fundament oft nicht tief genug und muss abgefangen werden, um Setzungen und Rissbildungen zu vermeiden.
- Erweiterungen oder Anbauten: Bei Anbauten mit tiefer liegenden Fundamenten als das bestehende Gebäude muss das alte Fundament zusätzliche Lasten aufnehmen und benötigt daher eine Stabilisierung.
- Erhöhung der Stabilität: Besonders ältere Gebäude auf unzureichenden oder veralteten Fundamenten können durch eine Unterfangung die notwendige Verstärkung erhalten, um sicher zu tragen.
Durch eine sorgfältige Unterfangung wird das bestehende Fundament modifiziert, um zusätzlich Belastungen standzuhalten, ohne gefährliche Absenkungen oder Setzungen zu riskieren. Eine fachkundige Ausführung ist unerlässlich, um die langfristige Stabilität des Gebäudes zu sichern.
Wie wird eine Unterfangung durchgeführt?
Die Unterfangung einer Mauer stabilisiert das Fundament durch das Hinzufügen einer neuen, tragfähigeren Basis. Ein sorgfältiges, schrittweises Vorgehen ist essenziell, um die Stabilität der betroffenen Struktur nicht zu gefährden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Vorbereitung und Planung: Ziehen Sie unbedingt einen Statiker hinzu. Nach einer gründlichen Untersuchung der bestehenden Struktur erstellt dieser eine detaillierte Planung und die erforderlichen statischen Nachweise.
- Gründung und Aushub: Entfernen Sie den Boden bis zur Bodenaushubgrenze, typischerweise etwa 50 cm oberhalb der Fundamentsunterkante. Arbeiten Sie in Abschnitten, um die Sicherheit zu gewährleisten.
- Abschnittsweise Freilegung: Führen Sie den Aushub abschnittweise in maximal 1,25 Meter breiten Segmenten durch, ohne die geplante Unterkante des Fundaments zu überschreiten.
- Errichten der Unterfangungswand: Montieren Sie in den freigelegten Bereichen eine Schalung, die mit Beton gefüllt wird. Verwenden Sie Beton mit ausreichender Druckfestigkeit.
- Aushärtung: Lassen Sie den Beton ausreichend aushärten. Arbeiten Sie erst nach ausreichender Festigkeit des Betons, die der Statiker bestätigt, am nächsten Abschnitt weiter.
- Wiederholen und Abschluss: Setzen Sie den Prozess systematisch abschnittsweise fort, bis die gesamte Länge des betroffenen Fundaments unterfangen ist.
Wichtige Hinweise
- Die Breite der geöffneten Abschnitte darf niemals 1,25 Meter überschreiten, und es muss ein dreifacher Sicherungsabstand zwischen aktiv bearbeiteten Abschnitten eingehalten werden.
- Führen Sie die Unterfangung mindestens 50 cm tiefer als die neue Fundamenthöhe, um eine stabile Basis zu schaffen.
- Während der gesamten Bauarbeiten sind Sicherungsmaßnahmen notwendig, um das Absacken oder Verschieben des Gebäudes zu verhindern.
Mit dieser präzisen Arbeitsweise stellen Sie sicher, dass die Mauer sicher und effizient unterfangen wird, basierend auf den statischen Anforderungen.
Wann sollte man die Arbeiten von einem Fachkraft durchführen lassen?
Unterfangungen sind komplexe Bauvorhaben, die präzises Wissen und umfangreiche Erfahrung im Bauwesen erfordern. Grundsätzlich sollten diese Arbeiten von einem qualifizierten Fachbetrieb durchgeführt werden. Unsachgemäße Eingriffe können ernsthafte strukturelle Schäden verursachen und die Standsicherheit des Gebäudes gefährden.
Besondere Umstände, die die Hinzuziehung eines Fachkraft unerlässlich machen:
- Unklare Schadensursache: Zur genauen Bestimmung der Ursachen für Fundamentinstabilitäten sind umfassende Voruntersuchungen durch Sachverständige notwendig, einschließlich Bodenproben und Fundamentanalysen.
- Erforderliche Sicherungen: Bei Arbeiten zur Standfestigkeit eines Gebäudes sind umfassende Sicherungsmaßnahmen notwendig, insbesondere bei abschnittsweiser Freilegung und Wiederverfüllung des Fundaments.
- Komplexität der Bauphase: Das abschnittsweise Vorgehen erfordert genaue Planung und Überwachung. Jeder Arbeitsabschnitt muss nach Erreichen der nötigen Druckfestigkeit des neuen Fundaments freigegeben werden, bevor der nächste Abschnitt bearbeitet wird.
- Kosten- und Zeitmanagement: Eine fachkundige Unterfangung ist aufwendig und kostenintensiv. Fachbetriebe gewährleisten eine effiziente Durchführung und minimieren das Risiko kostspieliger Fehler und Verzögerungen.
- Normgerechte Ausführung: Die Arbeiten müssen gemäß baurechtlichen Vorschriften, insbesondere der DIN 4123 für Unterfangungen, durchgeführt werden. Fachunternehmen verfügen über die notwendigen Kenntnisse und Ausrüstung.
DIY-Ansätze sind bei Unterfangungen von Mauern grundsätzlich auszuschließen. Die möglichen Risiken unsachgemäßer Eingriffe überwiegen die vermeintlichen Einsparungen. Die Zusammenarbeit mit einem professionellen Bauunternehmen gewährleistet die langfristige Stabilität Ihres Gebäudes.