Warum darf Stroh nicht zu feucht sein?
Stroh entsteht als Restprodukt beim Ausdreschen von Getreide-, Öl-, Faser- oder Hülsenfrüchtepflanzen. Die übrig bleibenden Halme können in getrocknetem Zustand zu vielerlei Zwecken eingesetzt werden, zum Beispiel:
- als Einstreu für Stalltiere
- als Futter für Stalltiere
- als Dämm- und Baumaterial
- zur Energiegewinnung (z.B. in Biogasanlagen)
- als Stopfmittel (z.B. für Matratzen)
Für all diese Einsatzzwecke muss Stroh getrocknet werden. Zum einen erhält es dadurch seine feuchtigkeits- und wärmedämmenden Eigenschaften, zum anderen lässt es sich in Biogasanlagen auch besser verbrennen und zur Vorratsanlegung besser lagern.
Gerade für die Lagerfähigkeit ist der Trocknungsgrad von Stroh ganz entscheidend. In den Landesbrandschutzgesetzen ist sogar meist ein konkreter Maximalwert in Bezug auf die Restfeuchte von Stroh festgelegt, das eingelagert werden soll. Dieser Wert liegt meist bei um die 15%. Ideal ist ein Feuchtegehalt zwischen 12 und 14% bei der Ballenpressung. Ist das Stroh feuchter, steigt das Risiko folgender Gefahren:
- Selbstentzündung durch Fermentierung
- Fäulnis, Bakterien- und Schimmelbefall
Eine zu hohe Restfeuchte bedingt in zusammengepresstem Stroh einen Fermentationsprozess, bei dem Wärme entsteht. Wird der Prozess nicht aufgehalten, kann sich ein Strohballen bis zur Entzündung aufheizen und ganze Lager in Brand setzen.
Zu viel Feuchtigkeit bietet außerdem Bakterien und Pilzen Nährboden, die die Strohqualität erheblich herabsetzen. Insbesondere dann, wenn das Stroh auch als Futter für Stalltiere genutzt werden soll, ist das fatal.
Qualitätskontrolle von Stroh
Wenn Sie Stroh kaufen oder selbst herstellen, sollten Sie es gewissenhaft prüfen.
Messgeräte
Bei der Herstellung von Strohballen sind passende Messgeräte unerlässlich. Auf dem Agrarmarkt sind diverse Geräte zur Messung von Feuchtigkeit und Temperatur erhältlich. Einfache handgeführte Modelle sind mit einer Messlanze und Sensoren ausgestattet, die entweder nur die Feuchtigkeit, nur die Temperatur oder beides kombiniert messen. Fortschrittliche Systeme arbeiten zusätzlich per Funk und informieren per App und Push-Nachrichten auf dem Smartphone, wenn kritische Werte überstiegen werden.
Prüfung über die Sinne
Ergänzend zu Daten von Messgeräten sollten aber auch die Sinne zur Qualitätsprüfung eingesetzt werden. Zu feuchtes Stroh ist nämlich recht eindeutig anhand optischer, olfaktorischer und haptischer Anzeichen zu erkennen.
So ist zu feuchtes Stroh nicht mehr goldgelb, sondern gräulich und zeigt bei fortgeschrittener Feuchtebelastung gegebenenfalls auch schon von Schimmel, Milben und Bakterien befallene, dunkle Stellen. Begonnene Fermentationsprozesse und Bakterien- und Schimmelbefall sorgen außerdem für einen unangenehm muffig und fauligen statt einem typisch durftig-würzigen Geruch. Unter den Fingern sollte gutes Stroh sich trocken und glatt anfühlen, nicht klamm.
Optimale Lagerbedingungen
Natürlich muss Stroh auch nach der Pressung vor nachträglicher Einfeuchtung geschützt werden. So sollten die Ballen keinesfalls auf dem Erdboden gelagert werden, damit keine Bodenfeuchte in sie einzieht. Die Lager sollten keine hohe Luftfeuchtigkeit von über 60% aufweisen und gut durchlüftet sein.