Nicht ausreichende Kläranlagen
Sowohl Hormone, die nur schwer wasserlöslich sind, als auch die Rückstände verschiedener Medikamente können Kläranlagen in der Regel ungehindert passieren.
Durch die sehr geringen Konzentrationen, in denen diese Stoffe im Abwasser vorkommen werden sie nicht erkannt und sind schwierig nachzuweisen. Die verschiedenen Reinigungsstufen von Kläranlagen sind nicht in der Lage, solche Stoffe zu entfernen.
Eine Aufrüstung der Kläranlagen ist nicht wirtschaftlich. Technisch ist die Filterung solcher Rückstände aufwändig und kompliziert. Die Medikamentenreste gelangen durch die Kläranlage in die Vorfluter und auch ins Grundwasser.
Häufig vorkommende Stoffe
Im Abwasser wurden bislang etwa verschiedene Stoffe nachgewiesen, im Trinkwasser bisher rund zwanzig. Am häufigsten und in den größten Mengen sind zu finden:
- Antibiotika
- weibliche Hormone: Östrogen und Estradiol, durch die Antibabypille
- Schmerzmittel
- Blutdrucksenker
- Psychopharmaka
Gesundheitsgefahr
Durch die äußerst geringen Konzentrationen ist laut Wissenschaftler die akute Gesundheitsgefahr für den Menschen gering. Die Langzeitwirkungen von geringen Dosen sehr unterschiedlicher Medikamente im Trinkwasser und vor allem von Hormonen ist bislang aber nicht erforscht.
Bei Fischen und Fröschen führen schon die Hormone zu einer starken Verweiblichung männlicher Individuen und zu einer deutlich herabgesetzten Zeugungskraft. Eine Verbindung zu den ständig steigenden Spermienzahlen von Männern konnte bislang aber nicht nachgewiesen werden.
Bei Medikamenten ist ebenfalls unklar, wie sie in diesen geringen Konzentrationen wirken können, vor allem wenn sie dem Körper über lange Zeit zugeführt werden.
Mögliche Lösungen
Um die Reste weniger häufig ins Grundwasser gelangen zu lassen, wird über eine Wiedereinführung der Rücknahmeverpflichtung der Apotheken diskutiert. Auch eine Reduktion der ausgegebenen Medikamentenmenge – immerhin 1,4 Milliarden Schachteln jährlich in Deutschland – sollte hilfreich sein.
Im Bereich der Kläranlagen wurden neue Technologien entwickelt, die rund 60 – 90 Prozent dieser Medikamentenrückstände beseitigen können. Der Einsatz solcher aufwändigen Reinigungsverfahren ist aber in jedem Fall sehr unwirtschaftlich.
Eine Reinigung des Trinkwassers in Eigenregie ist schwierig. Durch lassen sich Rückstände nicht entfernen. Nur Umkehrosmose und Feinstfilter können die geringen Spuren beseitigen. Beide Verfahren sind aber kostenintensiv und aufwändig für den Haushalt.