Möbel restaurieren: Vorsicht ist geboten!
Grob gesehen gibt es zwei Arten von alten, aber noch brauchbaren Möbeln: die Stücke mit eher ideellem Wert – und die wirklich wertvollen Objekte.
Wenn Sie zum Beispiel ein altes Möbelstück Ihrer Großeltern restaurieren möchten, dann sollten Sie sich sicher sein, dass Sie werterhaltend tätig werden und nicht wertzerstörend: Bei teuren Antiquitäten kann eine laienhafte Restaurierung zu einem großen Wertverlust führen.
Bei Möbeln mit eher ideellem Wert hingegen, geht es nicht hauptsächlich um den Werterhalt, sondern darum, das Stück wieder nutzbar zu machen. Hier darf der Laie unbesorgt mit gewisser Vorsicht Hand anlegen.
Im Zweifelsfall erkundigen Sie sich besser bei einem erfahrenen, professionellen Restaurator oder einem anderen Fachmann, ob Ihr Möbelstück einen antiquarischen Wert besitzt.
Alt ist nicht gleich Neu
Denken Sie bei Ihrer Restaurierungsarbeit stets daran, dass historische Möbel gar nicht „wie neu“ aussehen müssen: Gewisse Alterungs- und Abnutzungsspuren machen ein altes Möbelstück erst richtig liebenswert.
Vorgehensweise: Möbel aus Holz restaurieren
Gehen Sie bei Ihrer Restaurierungsarbeit nicht überstürzt vor, sondern tasten Sie sich Schritt vor Schritt voran.
- Schauen Sie sich das Möbel genau an und testen Sie alle Funktionen. Notieren Sie sich alle festgestellten Schäden.
- Machen Sie mehrere Fotos von Ihrem Möbelstück, die das Objekt von allen Seiten zeigen. So haben Sie stets einen Vergleich zum Vorzustand – und Sie können, falls Sie etwas ab- oder auseinanderbauen, alle Einzelteile richtig zuordnen.
- Fertigen Sie sich eine Liste an, in welcher Reihenfolge Sie sinnvollerweise die einzelnen Schäden beheben. Daran schließt sich die Erstellung einer Werkzeug- und Materialliste an.
- Fangen Sie nun mit der eigentlichen Arbeit an: Dazu gehört das Wiederherstellen aller Funktionen Ihres Möbels ebenso wie die Auffrischung der Oberflächen.
Restaurierungsarbeiten im Detail
Bekämpfung von Holzwurmbefall
Bevor Sie damit beginnen, Ihr Möbel zu restaurieren, sollten Sie es auf aktiven Holzwurmbefall untersuchen. Wenn sich frisches Holzmehl, gemischt mit Kotteilchen, in den Holzwurmlöchern befindet, dann können Sie von aktivem Befall ausgehen.
- Holzwürmer können bei Temperaturen über 55 Grad nicht überleben, doch eine thermische Behandlung zieht das alte Holz und dessen Beschichtung zu sehr in Mitleidenschaft.
- Eine Begasung mit Stickstoff oder Kohlendioxid ist ungiftig und schadet dem Möbel, das Sie restaurieren möchten, nicht. Allerdings handelt es sich um eine teure Methode, die nur von Fachfirmen durchgeführt wird.
- Eine Austrocknung des Holzes lässt den Befall absterben – denn die Käferlarven benötigen Feuchtigkeit zum Leben. Allerdings wird diese Behandlung Ihrem Möbelstück nicht guttun.
- Die chemische Behandlung ist effektiv, aber mit äußerster Vorsicht zu genießen: Zuerst einmal sollten Sie das ausgewählt Mittel darauf testen, dass es das Holz nicht verfärbt. Dann müssen Sie sich natürlich selbst vor gesundheitlichen Schäden schützen!
Ergänzungen vornehmen
Fehlen an Ihrem Möbel Holzteile oder Beschläge? Sind störende Risse vorhanden? Ergänzungen von Fehlstellen und fehlenden Teilen sind ein wichtiger Schritt in der Restaurierung.
- Antike Beschläge zum Möbel Restaurieren finden Sie bei verschiedenen Händlern, die auch Online-Präsenzen besitzen. Mit etwas Glück wird Ihnen ein Stück in die Hand fallen, das den originalen Beschlägen Ihres Möbels zumindest sehr ähnlich sieht.
- Wenn Sie Holzteile ergänzen müssen, dann bemühen Sie sich, die passende Holzart dafür zu bekommen, möglichst bereits im gealterten Zustand. Eventuell werden Sie beim Trödler fündig, beim Tischler oder in einer Restaurierungswerkstatt.
- Holzergänzungen lassen sich mit farbigen Beizen einfärben, sodass sie sich dem Möbelstück besser anpassen. So stellen Sie bei holzsichtigen Oberflächen ein einheitliches Bild her.
- Risse können Sie entweder mit passend zugeschnittenem Furnier füllen – oder mit einem selbst hergestellten Holzmehlkitt. Als Bindemittel nehmen Profi-Restauratoren oft Hydroxypropylcellulose, das unter dem Namen Klucel® auf dem Markt erhältlich ist.
Stabilität und Funktion wiederherstellen
Das Anbringen von Schrauben an historischen Möbeln ist ein Fauxpas, den sich auch ein Laie nicht leisten sollte. Falls das Möbelstück Nagelungen besitzt, können Sie ähnliche Nägel zur Reparatur verwenden – ansonsten sollten Sie besser leimen und Holzdübel verwenden.
Stabilisieren von historischen Holzverbindungen
Historische Tischlerarbeit ist echte Wertarbeit. Tischlermäßige Holzverbindungen wie zum Beispiel der Schwalbenschwanz gehören zu einem alten Möbelstück dazu und bestimmen einen Teil des Verkaufwertes.
Sollte eine solche hochwertige Holzerbindung an Ihrem Möbel zerstört sein, dann lassen Sie diese am besten von einem versierten Tischler restaurieren, falls Sie selbst in diesem Handwerk nicht geübt sind.
Oberflächen behandeln
Oberflächen freilegen
Vergilbte oder blätternde Anstriche lassen sich auf verschiedene Weise entfernen: thermisch, mechanisch oder chemisch. Sie sollten jede Methode stets an einer versteckten Stelle ausprobieren, um zu sehen, wie Holz und Metall darauf reagieren.
- Nutzen Sie zur thermischen Freilegung einen speziellen Heißluftföhn oder einen Haarföhn mit hoher Wattzahl. Weichen Sie das Material vorsichtig an und kratzen Sie es dann mit dem Spachtel ab.
- Zur rein mechanischen Freilegung eignen sich Spachtel und Schleifpapier verschiedener Körnung. Achten Sie darauf, dass Sie die Oberfläche Ihres Möbels nicht beschädigen! Diese Freilegungsart lässt sich mit der chemischen Variante kombinieren.
- Die chemische Freilegung mit Abbeizer oder selbst angefertigten Lösemittelgemischen kann ganz gezielt auf die zu lösende Beschichtung abgestimmt werden. So lassen sich alte Shellackpolituren besonders gut mit einem Gemisch aus Salmiakgeist und Spiritus entfernen.
- Ein Gemisch aus Holzseife und Wasser mit einem Spritzer Salmiakgeist kann auf sanfte Weise Farbreste, Vergilbungen und Verschmutzungen lösen.
Oberflächen neu behandeln
Orientieren Sie sich am besten bei der neuen Oberflächenbeschichtung an den vorherigen Gegebenheiten. Ersetzen Sie eine alte Shellackpolitur wieder mit einer Shellackpolitur – und tragen Sie einen Lack auf, wo vorher Lack gewesen ist.
So erhalten Sie die Originalität Ihres Möbels und restaurieren es auf eine Weise, die die Originalsubstanz respektiert. Natürlich sind womöglich sehr laienhaft ausgeführte, jüngere Beschichtungen wie zum Beispiel ein dicker, glänzender Lackauftrag, rückstandslos zu entfernen – ohne Wiederherstellung.