Den Neigungswinkel berechnen: Zwei einfache Methoden
Die Bestimmung des Neigungswinkels Ihres Daches ist unerlässlich bei verschiedenen Bauvorhaben, etwa der Installation von Solaranlagen oder einer Dachsanierung. Dafür benötigen Sie lediglich zwei Maße: die Dachhöhe (h) und die waagerechte Grundlänge (g) bis zum Dachfirst.
Methode 1: Berechnung mit einem begehbaren Dachboden
Folgende Schritte sind notwendig, wenn Ihr Dachboden zugänglich ist:
- Messen der waagrechten Länge (a) auf dem Dachboden: Messen Sie die horizontale Entfernung von der Basis des Dachs zu einem Punkt entlang einer gedachten waagrechten Linie unter der Dachschräge.
- Messen der senkrechten Höhe (b): Bestimmen Sie die vertikale Entfernung vom gemessenen Punkt der waagrechten Linie bis zur Dachschrägenkante. Die Höhe muss im exakt rechten Winkel zur waagerechten Länge gemessen werden.
- Berechnung der Dachschräge (c) mit dem Satz des Pythagoras: Verwenden Sie die Formel \( a^2 + b^2 = c^2 \), um die Schräge (c), auch Hypotenuse genannt, zu berechnen.
- Bestimmung des Neigungswinkels (β): Berechnen Sie den Sinuswert des Winkels \( β \) durch \( b / c \). Geben Sie den Wert in einen Taschenrechner ein, der auf DEG (Degree) eingestellt ist, und nutzen Sie die „arcsin“-Funktion, um den Winkel in Grad zu erhalten.
Methode 2: Direktmessung auf dem Dach
Falls kein begehbarer Dachboden vorhanden ist, können Sie diese Methode nutzen. Beachten Sie hierbei die Sicherheitsvorkehrungen:
- Bestimmen der waagrechten Länge (a): Messen Sie die horizontale Strecke von einem festen Punkt an der Basis des Dachs zu einem gewünschten Punkt entlang einer waagrechten Linie unter der Schräge.
- Ermitteln der senkrechten Höhe (b): Messen Sie die vertikale Entfernung vom Ende der waagrechten Länge bis zur Dachschräge.
- Berechnung der Schräge (c) durch den Satz des Pythagoras: Nutzen Sie wieder \( a^2 + b^2 = c^2 \), um die Schräge (c) zu bestimmen.
- Berechnung des Neigungswinkels (β): Der Sinuswert des Winkels \( β \) ergibt sich aus \( b / c \). Geben Sie diesen Wert in einen auf DEG eingestellten Taschenrechner ein und verwenden Sie die „arcsin“-Funktion, um den Winkel in Grad zu berechnen.
Mit diesen Methoden können Sie den Neigungswinkel Ihres Daches präzise ermitteln und sicherstellen, dass alle baulichen Maßnahmen fachgerecht ausgeführt werden.
Dachneigungsgruppen: Von Flachdach bis Steildach
Die Dachneigung beeinflusst sowohl die ästhetische Erscheinung als auch die Funktionalität eines Gebäudes. Dächer werden nach ihrer Neigung in vier Hauptkategorien eingeteilt:
- Flachdach (bis 5°): Dächer mit einer Neigung bis zu 5 Grad gelten als Flachdächer. Ein minimales Gefälle ist notwendig, um eine ordnungsgemäße Entwässerung sicherzustellen und Wasseransammlungen zu vermeiden.
- Flachgeneigtes Dach (5-10°): Diese Dächer haben ein leichtes Gefälle zwischen 5 und 10 Grad. Um das Eindringen von Wasser zu verhindern, benötigen sie oft spezielle Dichtungen und Materialien.
- Geneigtes Dach (10-20°): Mit einer moderateren Neigung bieten diese Dächer bessere Voraussetzungen für die Ableitung von Wasser und Schnee. Sie sind vielseitig einsetzbar und können verschiedene Formen wie Mansarddächer oder Pultdächer annehmen.
- Steildach (ab 20°): Steildächer mit einer Neigung ab 20 Grad sind besonders in schneereichen Regionen beliebt, da sie eine effiziente Wasser- und Schneeableitung gewährleisten. Beispiele hierfür sind Sattel-, Walm- und Zeltdächer.
Die Wahl der geeigneten Dachneigung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das regionale Klima und die architektonischen Anforderungen. Jede Dachneigungsgruppe stellt spezifische Anforderungen an das Material und die Ausführung der Dacheindeckung.
Regeldachneigung: Ein wichtiger Faktor für die Regensicherheit
Die Regeldachneigung (RDN) bezeichnet den Mindestwinkel eines Daches, ab dem eine Eindeckung mit einem bestimmten Material als regensicher gilt. Je nach verwendeter Dacheindeckung variiert diese Neigung. Der Zentralverband des Deutschen Dachdecker-Handwerks gibt klare Vorgaben zur Regeldachneigung, um sicherzustellen, dass Regen keinen Wassereintritt verursacht.
Es ist wichtig, bei der Planung Ihres Daches die Regeldachneigung zu berücksichtigen:
- Wasserschäden vermeiden: Unterschreiten Sie die Regeldachneigung, kann Regenwasser in die Dachkonstruktion eindringen und Schäden verursachen. Dies ist besonders kritisch bei flacher geneigten Dächern, da der Schutz durch die Überlappung der einzelnen Dachelemente geringer ist.
- Erhöhte Wartungskosten vermeiden: Ein Dach, das weniger Schutz bietet, erfordert möglicherweise häufiger Wartungen und Abdichtungen.
Das Einhalten der Regeldachneigung stellt sicher, dass Niederschläge zuverlässig abgeleitet werden. Sollten Sie flachere Dachneigungen bevorzugen oder wählen müssen, sollten Sie zusätzliche Maßnahmen wie die Installation eines wasserdichten Unterdaches in Betracht ziehen.
Je nach Material gibt es spezifische Regeldachneigungen, die eingehalten werden sollten. Beispiele hierfür sind:
- Betondachsteine benötigen mindestens 22 Grad.
- Schieferdeckungen verlangen 22 bis 25 Grad, je nach Deckungsart.
- Flachdachziegel sollten mindestens mit einer Neigung von 22 Grad verlegt werden.
Diese Angaben dienen als Richtwerte und setzen den kleinsten Winkel fest, bei dem das Material seine regensichere Funktion noch erfüllt. Um Risiken zu minimieren, ist es ratsam, die Dachneigung stets etwas höher als die Regeldachneigung zu wählen.
So sichern Sie Ihr Gebäude effektiv gegen Wassereintritt und gewährleisten eine lange Lebensdauer Ihrer Dacheindeckung.