Untersuchung der TU Darmstadt
In einer Studie kam die TU Darmstadt zu dem Ergebnis, dass Häuser in (Holzständerbauweise) über die gesamte Lebensdauer hinweg gerechnet keine wesentlich bessere Ökobilanz aufweisen als andere Massivhäuser mit herkömmlichen Baustoffen.
In einigen Punkten sind herkömmliche Massivhäuser Holzhäusern sogar überlegen. Die Tatsache, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, spielt dabei keine tragende Rolle. Über die Nutzungsdauer von im Mittel 80 Jahren hinweg betrachtet hat dieser ökologische Vorteil kaum mehr Auswirkungen.
Vorgaben der Studie
Die Studie verglich die Ökobilanz eines Holzständerhauses mit Häusern aus anderen Baustoffen:
- Leichtbeton
- Beton
- Porenbeton
- Kalksandstein
- Ziegel
Alle Häuser entsprachen dem KfW-55-Standard, waren also Effizienzhäuser. Der Energieverbrauch eines KfW-55-Hauses liegt um 45% unter den Vorgaben der EnEV 2009.
Vorausgesetzt wurde weiterhin eine gleiche Wärmedämmfähigkeit der Außenhülle, sowie gleiche Lüftungswärmeverluste.
Untersucht wurden die Umweltbelastungen, die sich aus der Errichtung und der Wartung des Hauses ergeben, sowie aus der Anlagentechnik und aus dem Betrieb des Wärmeerzeugers.
Studienergebnisse
Die Studie kam zu einigen interessanten Schlüssen. Nachfolgend werden deshalb die wichtigsten Ergebnisse wiedergegeben.
Einfluss der Lebensdauer
Man kann bei der Erstellung der Ökobilanz eines Hauses nicht allein die Ökobilanz bei der Errichtung des Hauses und die Ökobilanz der Baustoffe betrachten.
Die erforderlichen Arbeiten für die Pflege und die Wartung über die gesamte Lebensdauer hinweg haben wesentlich massivere Auswirkungen für die Umwelt. Im Durchschnitt liegt die Lebensdauer (genauer: die Nutzungsdauer) eines Hauses bei rund 80 Jahren.
Entsprechend massiv wirken sich Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen auf die Gesamt-Ökobilanz über die Nutzungsdauer hinweg aus.
Massivbaustoffe umweltfreundlicher als erwartet
Die Studie zeigte auch, dass über die gesamte Nutzungsdauer hinweg Baustoffe wie Beton, Leichtbeton und Ziegel deutlich umweltfreundlicher sind, als zuvor angenommen wurde. Vor allem spielt hier eine Rolle, dass die Baustoffe sogar teilweise wieder verwertet werden können.
Problematisch zu sehen sind aber die hohen Umweltbelastungen und der hohe CO2-Ausstoß, die insgesamt durch die weltweite Zementherstellung entstehen. Die Gesamtproblematik muss hier auf jeden Fall im Auge behalten werden.
Höhere CO2-Emissionen beim Holzhaus
Ein weiteres überraschendes Ergebnis war, dass das Treibhauspotenzial bei den Versuchshäusern zwar im Errichtungsjahr beim Holzhaus noch niedriger ausfiel, sich das Verhältnis über die Nutzungsdauer hin aber umkehrte.
Im Jahr der Errichtung lag der CO2-Ausstoß des Holzhauses bei rund 54 t im Vergleich zu 67 t beim Massivhaus. Über die Nutzungsdauer hinweg produzierte das Holzhaus aber 401 t CO2, während das Massivhaus lediglich einen CO2 Ausstoß von 372 t insgesamt produzierte.
Die Ökobilanz des Massivhauses ist in Bezug auf CO2 also sogar geringfügig besser als beim Holzhaus. Die Ursache dafür liegt im höheren Instandhaltungsaufwand des Holzständerhauses.
Folgerungen
Gerade beim Bauen von Einfamilienhäusern darf man nicht nur auf die Ökobilanz der Baustoffe selbst schauen. Oft wird das zu werblichen Zwecken missbraucht. Richtig ist aber, dass auch herkömmliche Massivbauweise ökologisch durchaus vertretbar ist.