Grundregel: Plattenstärke und Sparrenabstand hängen direkt zusammen
Die Abstände der Tragkonstruktion bestimmen maßgeblich die erforderliche Dicke der OSB-Platte. Je größer der Abstand zwischen den Auflagern, desto größer die freie Spannweite der Platte und desto dicker muss sie sein, um Durchbiegung und Bruch zu vermeiden. Eine einfache Faustregel für die minimale OSB-Stärke in Abhängigkeit vom Achsabstand der Unterkonstruktion lautet beispielsweise:
- Abstand bis ca. 60 cm – OSB-Platte *mindestens* 12 mm Dicke
- Abstand bis ca. 80 cm – OSB-Platte *mindestens* 15 mm Dicke
- Abstand bis ca. 100 cm – OSB-Platte *mindestens* 18 mm Dicke
Diese Orientierungswerte werden häufig im Holz- und Trockenbau genannt. Sie stellen das absolute Minimum dar, um grundlegende Anforderungen an die Tragfähigkeit zu erfüllen. Wichtig: In vielen Fällen sind jedoch größere Dicken empfehlenswert oder sogar vorgeschrieben, je nach tatsächlicher Belastung und Einsatzbereich. Insbesondere die o.g. Faustregel mit 12 mm bei 60 cm Abstand ist nur in weniger anspruchsvollen Fällen anzuwenden – im regulären Wohnbau werden Dach- oder Deckenschalungen bei 60 cm Abstand in der Praxis meist mit 15 mm oder 18 mm ausgeführt. Denken Sie daran, dass diese einfache Regel keine statische Berechnung ersetzt. Für sicherheitsrelevante Konstruktionen ist stets eine genaue Bemessung durchzuführen.
Neben dem Sparren- bzw. Balkenabstand spielen weitere Faktoren eine Rolle bei der Wahl der Plattenstärke :
- Geplante Belastung : Handelt es sich um eine Boden- oder Deckenkonstruktion, die hohe Verkehrslasten tragen muss, so sind deutlich dickere Platten nötig als bei einer reinen Wandbeplankung. Für *stark belastete* Anwendungen werden oft 18–25 mm empfohlen, während für *weniger belastete* Bereiche auch dünnere Platten genügen.
- Feuchtigkeit: In feuchten Umgebungen sollten Sie feuchtebeständige Platten verwenden. Diese weisen nicht nur geeignete Klebstoffe auf, sondern sind oft auch in etwas größerer Dicke vorzusehen, um Quellungen besser aufzunehmen. Für hohe Feuchte oder gar gelegentliche Nässe sind OSB ungeeignet – hier müssten andere Materialien oder Schutzmaßnahmen gewählt werden.
- Wärme- und Schallschutz: Dickere Holzwerkstoffplatten verbessern etwas den Schallschutz und die Wärmespeicherfähigkeit. Allerdings sind OSB-Platten in erster Linie für die Statik relevant; für gezielten Schall- oder Wärmeschutz sind zusätzliche Maßnahmen meist effektiver.
- Brandschutz: Wie oben erwähnt, können gewisse Dicken erforderlich sein, um Brandschutzanforderungen zu erfüllen. Dünnere Platten brennen schneller durch. Bei hohen Brandschutzanforderungen kann auch ein Wechsel des Materials nötig sein.
- Format und Kanten: Größere Plattenformate und Nut-und-Feder-Verbindungen erhöhen die Scheibenwirkung und verhindern Durchbiegungen an Kanten. Beispielsweise können Nut-Feder-Verbindungen ein Durchhängen an einer unbeaufschlagten Stoßfuge verhindern. Bei größeren Sparrenabständen sollten unbedingt *mehrseitig* verfalzte Platten verwendet werden, damit auch zwischen den Sparren kraftschlüssige Verbindungen bestehen.
Im Folgenden betrachten wir konkrete Empfehlungen für OSB-Plattenstärken in verschiedenen Anwendungsfällen jeweils in Bezug zum typischen Stützenabstand. Zudem werden jeweils relevante Normanforderungen und praktische Tipps mit einbezogen.
OSB-Plattenstärke für das Dach
Eine Dachschalung aus OSB muss sowohl Eigenlast, Windlasten als auch eventuelle Schneelasten aufnehmen. Übliche Sparrenabstände im Dachstuhl liegen zwischen 60 cm und 100 cm. Gemäß Norm sind mindestens 18 mm Dicke vorgeschrieben; in vielen Fällen empfehlen sich aber stärkere Platten, um genug Sicherheit und Steifigkeit zu haben. Die folgende Tabelle gibt Richtwerte für typische Dachaufbauten:
Sparrenabstand | Empfohlene OSB-Stärke | Hinweise |
---|---|---|
bis 60 cm | 15–18 mm OSB/3 | Mindestens 15 mm; 18 mm üblich. Geeignet für normale Dachlasten. |
ca. 80 cm | 18–22 mm OSB/3 oder OSB/4 | Ab ~80 cm besser 22 mm. Bessere Lastabtragung und weniger Durchbiegung, insbesondere falls das Dach gelegentlich begangen wird. |
ca. 100 cm | 22–25 mm OSB | Große Spannweite – 22 mm ist Minimum, 25 mm vorzuziehen. Zusätzliche Unterkonstruktion in Plattenmitte ratsam, falls möglich. |
> 100 cm | Zusätzliche Unterzüge erforderlich | OSB allein reicht hier i.d.R. nicht aus. Entweder Unterteilung der Spannweite oder sehr dicke Sonderplatten verwenden. |
Diese Empfehlungen basieren auf Herstellerrichtwerten und praktischer Erfahrung. So schreibt z.B. ein Technisches Handbuch vor: *„Der Sparrenabstand sollte möglichst 62,5 cm oder 83,3 cm betragen. Bei größeren Abständen > 83 cm ist in Längsrichtung eine zusätzliche Latte als Zwischenauflager einzubauen.“*. Hintergrund ist, dass Standard-OSB-Platten oft 250 cm Länge haben – bei 62,5 cm oder 83,3 cm Abstand liegen die Plattenstöße immer auf einem Sparren. Bei abweichenden Rastermaßen oder sehr großen Abständen muss entweder die Plattendicke erhöht oder durch z.B. Konterlattung ein zusätzliches Auflager geschaffen werden, damit die Platte nicht durchhängt.
Beachten Sie außerdem, dass für bestimmte Dachdeckungen verstärkte Anforderungen gelten: Unter Metalldächern oder Bitumenabdichtungen sind laut Fachregeln 22 mm vorgeschrieben, selbst wenn der Sparrenabstand gering ist. Das soll sicherstellen, dass z.B. Schrauben von Stehfalzblechen ausreichend Halt finden und sich die Platte unter Wärmeeinwirkung nicht zu stark verwirft.
In der Praxis werden im Wohnhausbereich Dachschalungen häufig mit 18 mm OSB/3 ausgeführt, was die Norm erfüllt und ausreichend steif ist. Bei Sparrenabständen um 80 cm ist 22 mm weit verbreitet, insbesondere wenn das Dach als sogenannte *begehbare Schalung* ausgebildet wird. OSB/4-Platten können durch ihre ca. 30 % höhere Biegefestigkeit in der Hauptachse theoretisch etwas dünner dimensioniert werden, allerdings spielt das im Dach meist keine Rolle, da hier oft die erwähnten Mindestdicken maßgebend sind und nicht die rechnerische Festigkeit. Zudem bringen die höheren Festigkeiten von OSB/4 im Dach für die Aussteifung keinen Vorteil, da die Scheibenwirkung eher durch die Plattendicke und die Verbindungsmittel begrenzt ist.
Zusätzliche Tipps : Achten Sie bei OSB auf dem Dach darauf, Stöße versetzt anzuordnen, und lassen Sie an unbewehrten Stößen keine offenen Fugen – nutzen Sie Nut-und-Feder-Platten oder planen Sie eine Ablattung unter den Fugen. Außerdem sollte ein Abstand von ~3 mm zwischen benachbarten Platten** eingehalten werden, um Feuchtigkeitsausdehnungen aufnehmen zu können. Die Platten können auf den Sparren genagelt oder geschraubt werden. Vergessen Sie nicht die Dampfbremse bzw. Luftdichtungsebene – entweder übernimmt die OSB diese Funktion, oder es muss unter den Sparren eine Folie eingebaut werden. OSB-Platten sind für sich genommen nicht wasserdicht – bei ungedämmten Dächern sollte oberhalb der Schalung eine Unterspannbahn angebracht werden, die vor eindringender Feuchte schützt.
*Beispiel: Innen liegende OSB-Beplankung eines Dachstuhls und der Wände in Holzrahmenbauweise.* Hier wurden OSB/3-Platten auf der Innenseite als Dampfbremse und Aussteifung montiert. Diese Konstruktion ermöglicht eine luftdichte Ebene und trägt zur Aussteifung bei. *Foto: Norbord / dach-holzbau.de.*
OSB-Plattenstärke für Böden und Decken
Im Fußboden- und Deckenbereich werden OSB-Platten häufig als Unterboden oder tragende Beplankung einer Holzbalkendecke eingesetzt. Sie übernehmen hier die Lasten aus Personenverkehr, Möbeln und ggf. Aufbauten und verteilen sie auf die Deckenträger. Eine ausreichende Dicke ist entscheidend, um ein Durchschwingen oder Durchbiegen des Bodens zu vermeiden. Übliche Balkenabstände in Geschossdecken sind 40 cm bis maximal 60 cm. Die folgenden Empfehlungen gelten für Verlege-OSB-Platten auf Deckenbalken:
Balkenabstand | Empfohlene OSB-Stärke | Hinweise |
---|---|---|
bis ca. 40 cm | 15–18 mm OSB/3 | 18 mm bietet ausreichend Steifigkeit auch für höhere Verkehrslasten. 15 mm nur bei geringer Belastung oder zusätzlicher Deckschicht. |
50–60 cm | 18–22 mm OSB/3 | Bei 60 cm besser 22 mm, insbesondere für Wohnräume. 18 mm ist Minimum und kann bei 50–60 cm gerade noch akzeptabel sein, kann aber spürbar federn. |
60–80 cm | 22–25 mm OSB | Große Spannweiten: 22 mm Mindestdicke; 25 mm empfehlenswert, v.a. wenn hohe Lasten oder wenn Schwingungsanfälligkeit vermieden werden soll. |
> 80 cm | 25 mm OSB + zusätzliche Abstützung | Sehr große Balkenabstände erfordern eine Kombination aus maximaler Plattendicke und ggf. einer zweilagigen Verlegung oder Zwischenbalken. |
Diese Richtwerte bedeuten beispielsweise: Auf einer Holzbalkendecke mit 60 cm Balkenabstand verwendet man in Wohnräumen i.d.R. 22 mm starke OSB-Verlegeplatten. Bei engerem Balkenabstand sind 18 mm oft ausreichend; viele Zimmerer greifen dennoch auch hier zu 22 mm, um eine höhere Steifigkeit und mehr Schraubhalt zu erzielen – insbesondere wenn der Bodenbelag direkt auf der OSB-Platte liegt und keine weitere aussteifende Schicht vorhanden ist. Bei sehr großen Abständen sollte man mindestens 25 mm OSB wählen oder besser den Abstand mit zusätzlichen Pfetten verringern, damit der Boden nicht schwingt.
Zur Einschätzung der Tragreserven kann man Herstellerangaben heranziehen: So gibt Kronoply OSB/3 für eine 22 mm Platte bei 50 cm Abstand eine zulässige Flächenlast von ca. 7,6 kN/m² an. Das entspricht etwa 760 kg/m² – weit mehr als im Wohnbereich je auftreten würde. Bei 80 cm Abstand sinkt die zulässige Dauerlast derselben 22 mm Platte jedoch auf ca. 2,75 kN/m², bei einer Durchbiegung von rund 4 mm. Man sieht daran: Größerer Balkenabstand reduziert die Tragfähigkeit drastisch, da die Durchbiegung zum limitierenden Kriterium wird. Im Wohnungsbau sind Verkehrslasten von ~2 kN/m² üblich, was bei 22 mm auf 80 cm zwar rein rechnerisch noch geht, aber die Ausnutzung ist dann hoch. Daher lieber dicker oder enger stützen.
Zusatzpunkte : Eine zweilagige Verlegung kann eine Alternative sein, wenn z.B. vorhandene dünnere Platten weiterverwendet werden sollen: Zwei Lagen 15 mm OSB versetzt verschraubt ergeben zusammen eine hohe Steifigkeit. Wichtig ist die Verbindung der Lagen. Achten Sie ferner auf Schallschutz: Schwimmende Verlegung auf Dämmstreifen oder das Entkoppeln der Platte von den Balken kann Trittschall reduzieren – hier sollte die Plattenstärke nicht zu gering gewählt werden, da dünne Platten stärker vibrieren. Bei Nassräumen über Holzdecken sollten OSB-Platten mit Feuchtraum-Eignung verwendet und gegen eindringendes Wasser geschützt werden. Schließlich: Stöße unbedingt auf Balkenauflager anordnen oder Nut-und-Feder verwenden, damit die Kanten nicht brechen. Die Schraubabstände sollten nach Statik bzw. Herstellervorgabe erfolgen. Vorbohren verhindert das Spalten der Platte bei Randverschraubung.
OSB-Plattenstärke für Wände
Bei Wandkonstruktionen werden OSB-Platten hauptsächlich zur Aussteifung und als Innenbeplankung eingesetzt. Sie sind in der Regel vertikal auf eine Ständer-Unterkonstruktion geschraubt oder genagelt. Übliche Ständerabstände in Holzrahmen- bzw. Ständerwänden sind 62,5 cm. OSB an Wänden trägt Windlasten und dient der Verteilung von Lasten sowie der Aussteifung gegen Ausknicken und Schub. Da Wände i.d.R. nicht senkrecht belastet auf Biegung beansprucht werden wie Böden oder Dächer, können hier oft dünnere Platten verwendet werden. Typische Empfehlungen:
Ständerabstand | Empfohlene OSB-Stärke | Hinweise |
---|---|---|
bis 62,5 cm | 12–15 mm OSB/3 | 12 mm Minimum für einfache Aussteifung innen. 15 mm jedoch üblich, v.a. wenn die Platte auch als Dampfbremse oder Innenbeplankung dient und z.B. an Brandschutzanforderungen mitwirken soll. |
62,5–80 cm | 15 mm OSB/3 | Bei größeren Ständerabständen sollten 15 mm nicht unterschritten werden, besser 18 mm für dauerhaft formstabile Scheiben. |
> 80 cm | 18 mm OSB | Sehr breite Gefache sind zu vermeiden. Falls doch, mit 18 mm beplanken und ggf. eine diagonale Aussteifung ergänzen. |
Im Holzrahmenbau innen sind 15 mm OSB als Standardbeplankung weit verbreitet – sie dienen gleichzeitig als aussteifende Platte und als luftdichte Ebene. Eine 12 mm Platte kann zwar ebenfalls aussteifend wirken, doch 15 mm bietet mehr Sicherheit bei der Nagelbefestigung und im Brandschutz. Außen an der Wand kommen ebenfalls oft 15 mm OSB zum Einsatz, sofern die Konstruktion im Trockenen liegt. Manche Fertighaushersteller verwenden auch 11–13 mm Holzwerkstoffplatten mit bauaufsichtlicher Zulassung für die Aussteifung – dabei handelt es sich um spezielle Platten mit hoher Festigkeit. Für OSB ist 15 mm ein guter Richtwert außen.
Zu beachten: Wenn OSB-Platten außen an der Wand angebracht werden, fungieren sie als Aussteifungsscheibe. Hier muss bauphysikalisch darauf geachtet werden, dass die OSB auf der *warmen* Innenseite der Dämmung liegen sollte, da sie sonst tauwassergefährdet ist. In diffusionsoffenen Holzbauweisen wird OSB daher meist *innen* angebracht. Ausnahme: spezielle feuchtevariable OSB oder Bauweisen mit hinterlüfteter Ebene.
Befestigung in Wänden: In der Wand werden OSB-Platten genagelt oder geschraubt. Für die volle Scheibenwirkung sind ring- oder kunstoffumlaufende Nägel ideal. Die Abstände zueinander sind ähnlich wie bei Deckenschalungen: an Rändern ca. 10–15 cm, im Feld bis 30 cm. Wichtig ist, an Plattenstößen auf den Ständer zu treffen – planen Sie das Ständerwerk also passend zur Plattengröße. Stoßfugen in Ecken und an Anschlüssen sind mit geeigneten Winkeln/Blechstreifen zu sichern, wenn die Statik es verlangt. Die Kraftübertragung erfolgt über die Verbindungsmittel – achten Sie auf ausreichende Randabstände.
Innenbeplankung und Ausbau: OSB-Platten werden innen auch oft als Sichtoberfläche akzeptiert. Bei 12–15 mm Dicke lassen sie sich direkt auf Unterkonstruktionen schrauben und tragen z.B. Hängeschränke. Soll Gipskarton darauf montiert werden, reicht evtl. 12 mm OSB darunter zur Aussteifung, darüber dann Gipskarton zur Oberfläche.
Statische Berechnungen: Lastannahmen und erforderliche Plattendicke berechnen
Um die erforderliche Dicke einer OSB-Platte im konkreten Fall rechnerisch zu ermitteln, bedient man sich der üblichen statistischen Formeln für Biegträger bzw. Platten. Im Regelfall kann eine OSB-Platte zwischen zwei Auflagern näherungsweise als einspanniger Träger mit gleichverteilter Last betrachtet werden. Wichtige Größen und Schritte bei der Berechnung:
1. Lastannahmen festlegen: Zunächst werden die relevanten Lasten in [kN/m²] bestimmt. Für Wohnraumdecken rechnet man z.B. mit einer charakteristischen Nutzlast von 2,0 kN/m² plus Eigenlasten. Schneelasten auf Dächern liegen je nach Region zwischen ca. 0,75 und 1,5 kN/m². Windlasten auf Wände ca. 0,5 kN/m². Diese Flächenlast *q* wird auf die Plattenbreite umgerechnet zu einer Linienlast *qL* in kN/m. Beispiel: q = 0,5 kN/m², Sparrenabstand = 0,6 m ⇒ qL = 0,5 * 0,6 = 0,30 kN/m.
2. Biegemoment und Scherkräfte ermitteln: Für einen Träger der Länge *L* mit gleichverteilter Last qL gilt z.B. für das maximale Biegemoment bei einfacher Auflagerung: *M = qL · L² / 8*. Die maximale Scherkraft am Auflager beträgt *V = qL · L / 2*. – Im obigen Beispiel ergibt sich M = 0,3*0,6²/8 = 0,0135 kN·m = 13,5 kN·cm. Die Querkräfte sind hier nachrangig, da OSB eine hohe Schubfestigkeit hat.
3. Erforderliches Widerstandsmoment berechnen: Aus dem Biegemoment M muss die Plattendicke so gewählt werden, dass die zulässige Biegespannung nicht überschritten wird. Die Biegespannung in der Platte ergibt sich zu *σ = M / W*. Für einen 1 m breiten Plattenstreifen ist das Widerstandsmoment *W = b·h²/6*, mit b = 100 cm und h = Plattendicke. Umgestellt nach h erhält man *h = √)*. Die zulässige Spannung σzul hängt von der Plattenklasse und Sicherheitsbeiwerten ab; z.B. hat OSB/3 eine charakteristische Biegefestigkeit von ~20 N/mm² in Hauptrichtung. Teilt man durch Teilsicherheitsbeiwerte erhält man eine zulässige Gebrauchsspannung im Bereich 10 N/mm². Setzt man M = 13,5 kN·cm = 135000 N·mm, b = 1000 mm, σzul = 10 N/mm², ergibt sich *h ≈ √) ≈ √ ≈ √81 ≈ 9 mm*. Dieses stark vereinfachte Beispiel würde also ~9 mm Mindestdicke ergeben allein nach Spannungsnachweis. In der Praxis scheitert jedoch eine so dünne Platte am Durchbiegungsnachweis.
4. Durchbiegung überprüfen: Das Verformungskriterium ist meist maßgebend für die Dimensionierung. Die maximale Durchbiegung *f* einer Platte unter Last berechnet sich für einfache Auflagerung mit *f = / *. Dabei ist *E* der Elastizitätsmodul und *I = b·h³/12* das Flächenträgheitsmoment. Oft wird als Grenzwert z.B. f ≤ L/300 angesetzt, um sicht- und spürbare Durchbiegungen zu vermeiden. Im Beispiel: L/300 = 600 mm/300 = 2 mm als erlaubte Durchbiegung. Setzt man E = 4000 N/mm², b = 1000 mm, qL=0,3 kN/m = 300 N/m, I = 1000*h³/12 ein und verlangt f ≤ 2 mm, kann man h iterativ ermitteln. Ohne den kompletten Rechengang auszuführen, ist klar: 9 mm würden die 2 mm Durchbiegung niemals einhalten. Versuchsrechnung: bei h = 18 mm, I = 1000* /12 = 1000*5832/12 = 4860000 mm^4, f = 5*300*⁴/ ≈ 2,1 mm. Bei h = 20 mm, f ≈ 1,5 mm, was ok wäre. Hier sieht man: der Durchbiegungsnachweis erzwingt eine größere Dicke als der Spannungsnachweis. Dies ist bei Holzwerkstoffplatten fast immer so.
5. Verbindungsmittel und Stabilität: Abschließend ist zu prüfen, ob die Befestigungen die auftretenden Kräfte übertragen können, ob die Platte lokal nicht ausknickt oder ausbricht, etc. Für übliche Konstruktionen sind diese Anforderungen bei empfohlener Plattendicke erfüllt. Bei sehr dünnen Platten könnte z.B. die Auszugsfestigkeit der Nägel zum Problem werden.
Wie der obige grobe Überschlag zeigt, sollte man sich nicht allein auf Faustregeln verlassen, wenn die Konstruktion sicherheitsrelevant ist. Im Zweifelsfall kann ein Statiker mit den exakten Formeln und Materialkennwerten die erforderliche Mindestdicke berechnen. Dennoch sind die in den vorherigen Kapiteln angegebenen Werte gute Erfahrungswerte, die in der Mehrzahl der gängigen Fälle auch den statischen Nachweisen genügen, da sie auf anerkannten Bemessungstafeln basieren. So sind die in den Tabellen genannten Kombinationen in Herstellerunterlagen als ausreichend für Wohnlasten ausgewiesen.
Praxisbeispiele: OSB-Platten in verschiedenen Szenarien
Abschließend betrachten wir einige praxisnahe Beispiele, wie OSB-Platten je nach Anforderung eingesetzt werden können:
- Wohnhaus-Dach : Ein Einfamilienhaus in Holzrahmenbauweise erhält eine Dachschalung aus 15 mm OSB/3-Platten auf Sparrenabstand 60 cm. Da als Eindeckung Betonziegel vorgesehen sind, entschließt sich der Zimmerer jedoch, auf 18 mm aufzurüsten, um der Norm zu entsprechen und zukünftige Lasten sicher abzutragen. Die Platten sind 2,50×0,625 m groß mit Nut-und-Feder-Kanten. Alle Stoßfugen liegen auf Sparren, die Plattenstöße werden versetzt angeordnet. Nach der Montage wird eine Unterspannbahn aufgebracht. Innen kommt später zwischen den Sparren Dämmung und eine separate Dampfbremse – hier übernimmt OSB nur die Tragfunktion und Aussteifung. Ergebnis: ein stabiler Dachdeckel, der sich beim Begehen kaum durchbiegt und für Sturmlasten ausreichend steif ist.
- Begehbarer Dachboden : In einem Altbau soll der Spitzboden als Lagerfläche genutzt werden. Die vorhandenen Deckenbalken werden mit 22 mm OSB/3-Platten beplankt, um einen begehbaren Boden zu schaffen. Der Bauherr überlegt zunächst 18 mm zu nehmen, doch ein Blick in die Belastungstabelle überzeugt ihn von 22 mm – bei 18 mm wäre die zulässige Dauerlast zu gering und die Durchbiegung spürbar. Mit 22 mm Platten erreicht man ~2,5 kN/m² Tragfähigkeit bei L/300. Für zusätzlichen Komfort zieht er noch zwei Zwischenbalken ein, wodurch der Abstand auf ~40 cm sinkt. Nun ist die Konstruktion völlig steif. Die OSB-Platten werden auf Nut-und-Feder gestoßen und verschraubt. Durch die Versätze gibt es keine durchgehenden Fugen – wichtig auch aus Brandschutzgründen.
- Innenwand in Holzständerbau: In einem Holzrahmenbau werden die Innenwände beidseitig mit 15 mm OSB beplankt. Diese Platten dienen einerseits der Aussteifung und andererseits als Installationsgrundlage. Da die OSB innen liegt, fungiert sie zugleich als luftdichte Schicht. Alle Fugen der OSB-Platten werden sorgfältig mit spezialisierten Dichtbändern abgeklebt, insbesondere an Anschlüssen zu Massivteilen und an Fenstern. Dadurch wird die Blower-Door-Dichtheit erreicht, ohne dass extra Folien verlegt werden müssen. Anschließend werden die Wände noch mit Gipskarton verkleidet. Hier hätte theoretisch auch 12 mm OSB gereicht, aber 15 mm bietet bessere Halterung für Schrauben und leicht höhere Dichtheit. – An den Außenwänden desselben Hauses sind außen auf den Rahmen keine OSB, sondern 60 mm Holzfaser-Dämmplatten als Putzträger angebracht. Die Aussteifung übernimmt hier allein die innere OSB.
- Gewerbehalle : In einer Lagerhalle werden auf einer Stahlkonstruktion Zwischenebenen aus Holz gebaut, um Büros einzurichten. Für die Bodenflächen wählt man eine zweilagige 15 mm OSB-Beplankung auf Stahlträgern 1 m auseinander. Die erste Lage wird auf die Stahlträger geschraubt, die zweite Lage um 90° versetzt darauf geschraubt. Die resultierenden 30 mm Gesamtaufbau tragen problemlos die Büroeinrichtung und dämpfen Schwingungen besser als eine einzelne 25 mm Lage. In den Bürowänden der Halle montiert man 12 mm OSB-Platten als innere Verkleidung auf Metallständer, darauf Gipskarton. Die 12 mm dienen hier hauptsächlich dazu, Schränke sicher anhängen zu können und einen gewissen Schallschutz zu bieten; aussteifen müssen sie nichts, da die Stahlhalle an sich ausgesteift ist.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie man je nach Situation die Plattenstärke auswählt: Für hohe Lasten oder weite Abstände immer lieber eine Stufe dicker, für normale Wohnanwendungen die Standarddicken passend zum Raster, und für nicht tragende Zwecke können auch dünne Platten eingesetzt werden.
Abschließende Empfehlungen und häufige Fehler
Zum Schluss noch einige Tipps und Hinweise, damit Ihr OSB-Projekt gelingt und typische Fehler vermieden werden:
- Lieber etwas dicker dimensionieren: Wenn man unsicher zwischen zwei Plattenstärken schwankt, ist es meist ratsam, die dickere zu wählen. Der Mehrpreis ist moderat, aber die Stabilität steigt deutlich. Dünne Platten führen häufiger zu Problemen.
- Passende Plattenqualität wählen: Für konstruktive Zwecke immer OSB/3 oder OSB/4 verwenden. OSB/2 ist im trockenen Innenausbau zwar tragend, aber im Holzbau heute unüblich – man greift gleich zu OSB/3, um auf der sicheren Seite zu sein. OSB/1 ist für Bauzwecke tabu. In Feuchträumen oder bei Außenanwendung OSB/4 in Erwägung ziehen.
- Auf Lagerabstand abstimmen: Planen Sie das Raster der Unterkonstruktion so, dass es zu gängigen Plattenmaßen passt. Idealerweise teilen OSB-Platten sich stoßfrei auf ). So liegen Stöße immer auf und Sie vermeiden frei schwebende Kanten. Wenn dennoch Stöße zwischen Auflagern nötig sind, unbedingt Nut-und-Feder-Platten verwenden oder ein Kantholz unter den Stoß setzen.
- Verbindungstechnik beachten: Nutzen Sie die vom Hersteller empfohlenen Nägel oder Schrauben und halten Sie die Mindest-Randabstände ein. OSB lässt sich schlecht nageln, wenn man zu nah am Rand ist oder kein Vorbohren vornimmt. Gerissene Ecken durch falsches Nageln sind ein häufiger Fehler – sie schwächen die Scheibe enorm. Also: lieber etwas kleiner vorbohren und dann nageln/schrauben.
- Quellfugen lassen: OSB dehnt sich bei Feuchte leicht aus. Daher immer eine Fuge von ca. 2–3 mm zwischen den Platten lassen. Ein häufiger Fehler ist, OSB in Wände oder Decken *press* einzupassen – bei Feuchte quillt die Platte und kann Aufwölbungen oder Knarzen verursachen.
- Feuchtigkeitsschutz sicherstellen: OSB ist nicht für direkte Bewitterung geeignet. Schon während der Bauphase darauf achten, dass Platten nicht dauerhaft nass werden. Temporär abdecken oder schnell das Dach dicht bekommen. Im fertigen Bau immer für eine Dampfsperre bzw. ausreichende Belüftung der Konstruktion sorgen, damit die OSB-Platten keine Feuchteschäden erleiden.
- Keine falsche Sparsamkeit bei großen Spannweiten: Manchmal versucht man, mit zu dünnen Platten größere Abstände zu überbrücken, was zu gefährlichem Durchbiegen führen kann. Im Zweifel Zwischenunterzüge einziehen, statt auf Teufel komm raus eine extrem dicke OSB/4-Platte zu suchen. Die Kombination aus moderatem Plattenmaß und tragender Unterkonstruktion ist wirtschaftlicher.
- OSB als Sichtoberfläche behandeln: Falls OSB sichtbar bleiben soll, bedenken Sie, dass es raue Oberflächen hat. Geschliffene OSB sind erhältlich. Versiegeln Sie sichtbares OSB mit geeigneten Lacken oder Ölen, um die Reinigung zu erleichtern und Emissionen zu reduzieren. Auch die Brandschutzklasse kann durch Beschichtung nicht verbessert werden – für Sichtoberflächen mit Brandschutzanforderung muss ggf. eine Brandschutzlasur oder eine Gipslage vorgesehen werden.
- Prüfung durch Fachmann: Insbesondere bei tragenden Konstruktionen im Haus empfehlen wir, die Planung von einem Statiker oder Zimmerer prüfen zu lassen. Unsere Tabellen und Tipps bieten Anhaltspunkte – die Haftung liegt jedoch beim Ausführenden. Ein prüfender Blick eines Fachmanns stellt sicher, dass alle Faktoren berücksichtigt sind.
Mit diesen Hinweisen ausgestattet, können Sie Ihr Projekt mit OSB-Platten nun fundiert angehen. OSB ist ein vielseitiges, leistungsfähiges Material im Holzbau – wenn Sie die richtigen Stärken in Abhängigkeit vom Sparren- oder Balkenabstand wählen und die Verlegehinweise beachten, werden Sie eine stabile, sichere und langlebige Konstruktion erhalten. Viel Erfolg bei Ihrem Bauvorhaben!