Im Hinblick auf die Energieeffizienz eines Hauses steht eine wirkungsvolle Kellerdämmung oft kaum im Fokus. Bei Neubauten stellt sich die Frage nicht, in welchem Umfang eine Kellerdämmung nötig ist – die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 schreibt die Komplettdämmung des gesamten Hauses vor. Bei Altbauten liegt das Augenmerk vieler Bauherren jedoch in erster Linie auf der Dämmung des Daches und der Fassadendämmung. Über einen nicht gedämmten Keller gehen jedoch rund zehn Prozent der Wärmeenergie verloren, zudem kann der mangelnde Wärmeschutz auf lange Sicht zu Feuchtigkeitsschäden an der Bausubstanz des Hauses führen.
Tabelle 1: m2-Kosten für die Perimeterdämmung und andere Formen der Kellerdämmung
Dämmungsart | Kosten pro m2 (EUR) |
---|---|
Perimeterdämmung (exkl. Erdarbeiten) | 40 – 60 |
Erdarbeiten für die Perimeterdämmung | 20 – 30 |
Innendämmung der Kellerwände | 80 |
Dämmung der Kellerdecke von unten | 15 – 25 |
Dämmung der Kellerdecke durch Fußbodendämmung im Erdgeschoss | 70 -160 |
Kellerbodendämmung | 70 – 160 |
Perimeterdämmung – die effizienteste Form der Kellerdämmung
Als effizienteste Form der Kellerdämmung gilt die Perimeterdämmung, also die Dämmung der Kellerwände von der Außenseite. Bei Neubauten wird durch eine Perimeterdämmung auch die Bodenplatte von außen/unten mitgedämmt – auf eine innenseitige Dämmung des Kellerbodens kann daher verzichtet werden. Ob eine zusätzliche Dämmung der Kellerdecke nötig ist, richtet sich nach dem Umfang, in dem die Perimeterdämmung der Außenwände vorgenommen wird.
Wirtschaftlichkeit durch hohe Effizienz und Ersatz anderer Dämmmaßnahmen
Auf den ersten Blick ist eine Perimeterdämmung auch durch den zusätzlichen Aufwand für die Erdarbeiten teurer als andere Formen der Kellerdämmung. Als deutlich wirtschaftlicher kann sie sich erweisen, wenn sie andere Formen der Kellerdämmung unnötig macht. Hinzu kommen – auch im Vergleich zu einer Innendämmung der Kellerwände – die Optimierung des Wärmeschutzes sowie der Feuchtigkeitsbalance des Hauses. Eine fachgerecht ausgeführte Perimeterdämmung leistet zudem einen wesentlichen Beitrag für den langfristigen Schutz der Bausubstanz.
Verschiedene Varianten der Perimeterdämmung
Bautechnisch ist eine Perimeterdämmung die Wärmedämmung erdberührter Bauteile an der Außenseite von Gebäuden. Sie wird an der Außenseite einer in das Erreich eingebundenen Kelleraußenwand sowie – bei Neubauten – unterhalb der Bodenplatte des Gebäudes vorgenommen. Eine nachträgliche Perimeterdämmung der Bodenplatte im Rahmen von Sanierungen ist nicht möglich. Eine Perimeterdämmung kann in verschiedenen Varianten erfolgen:
Sockeldämmung bis 30 cm unter der Geländeoberkante
Die einfachste Form der Perimeterdämmung ist eine oberflächliche Sockeldämmung, die bis zu einer Tiefe von 30 cm unter der Geländeoberkante vorgenommen wird. Ihr Vorteil besteht in einem vergleichsweise geringen Aufwand für den Erdreich-Aushub. Gegebenenfalls können Erdarbeiten und das Aufbringen der Dämmschicht selbst geleistet werden. Die Baubegleitung durch einen Fachbetrieb ist jedoch auch hier empfehlenswert. Eine komplette Außendämmung der Kellerwände ist mit dieser Dämmmaßnahme nicht verbunden. Für eine nachhaltige Verbesserung der Energieeffizienz des Hauses und der Wohnqualität im Erdgeschoss ist in der Regel eine zusätzliche Kellerdeckendämmung nötig.
Sockeldämmung bis 80 cm unter der Geländeoberkante (bis zur Frosttiefe)
Alternativ kann eine Sockeldämmung auch bis zur Frosttiefe – etwa 80 cm unter der Geländeoberkante – gezogen werden. Der Erdaushub erfolgt in Form eines etwa eineinhalb Meter tiefen Grabens. Für diese Form der Perimeterdämmung gilt das Gleiche wie für eine oberflächliche Sockeldämmung: Eine Komplettdämmung der Kellerwände wird auch hierdurch nicht erzielt. Auch bei dieser Dämmmaßnahme ist zusätzlich eine Kellerdeckendämmung zu empfehlen.
Vollständige Perimeterdämmung bis zum Fundament
Bei einer vollständigen Perimeterdämmung wird der Sockel des Gebäudes bis zum Fundament gedämmt. Das Resultat besteht in einer kompletten Außendämmung der Kellerwände. Eine zusätzliche Kellerdeckendämmung ist nicht mehr erforderlich. Allerdings ist für diese Form der Perimeterdämmung Platz vonnöten, der aufgrund von Nachbarschaftsverhältnissen nicht immer gegeben ist: Der Erdaushub erfolgt über die gesamte Kellertiefe, bei einer Kellerhöhe von zwei Metern entsteht ein mindestens zweieinhalb Meter breiter Graben.
Ausführung einer Perimeterdämmung
Für die Ausführung einer Perimeterdämmung sind die folgenden Arbeitsschritte erforderlich:
- Aushub des Erdreichs: Bei Neubauten wird das Erdreich über die gesamte Kellerfläche abgetragen, bei Altbausanierungen wird der Graben entlang der Grundmauern des Gebäudes ausgehoben.
- Vorbereitung des Mauerwerks: Bei einer nachträglichen Perimeterdämmung im Rahmen von Sanierungen ist die Vorbereitung der Außenwände nötig. Die Mauer wird gesäubert, Risse werden verspachtelt. Gegebenenfalls ist vor der Ausführung der Dämmung eine Feuchtigkeitssanierung der Außenwände nötig.
- Wandtrocknung: Vor dem Beginn der Dämmarbeiten muss die Wand vollständig austrocken. Eine Perimeterdämmung im Rahmen einer energetischen Sanierung wird auch aus diesem Grund ausschließlich in der warmen Jahreszeit vorgenommen
- Mörtelung: Zwischen Mauerwerk und Fundament wird eine Mörtelung verteilt.
- Bitumen-Anstrich: Die Mauer wird mit einem Bitumen-Voranstrich und einem Isolieranstrich – meist einer sogenannten Bitumen-Dickbeschichtung – versehen. Gegebenenfalls wird die Wand vor dem Anstrich außerdem verputzt.
- Sperrschicht: Auf dem feuchtigkeitsisolierten Mauerwerk werden mehrere Lagen verklebter Sperrplatten oder Kunststoffbahnen angebracht.
- Montage der Dämmplatten: Anschließend werden die Dämmplatten verlegt. Ihre Befestigung erfolgt mittels Verklebung, in speziellen Fällen sind zusätzliche Dübelungen nötig. Perimeterdämmplatten für die Kellerwanddämmung müssen eine feste Aufstandsfläche am Fußpunkt haben, damit bei der späteren Verdichtung des Untergrunds ein Abrutschen verhindert wird. Sie werden dicht gestoßen im Verband versetzt. Die Verklebung muss vollflächig erfolgen, damit kein Hinterlaufen mit Wasser erfolgen kann. Als Klebemittel finden beispielsweise lösungsmittelfreie Kaltbitumenkleber Verwendung.
- Säuberungsschicht: Optional erfolgt das Aufbringen eines diffusionsoffenen Putzes auf die Dämmschicht.
- Verfüllung: Die Perimeterdämmung wird etwa zwei Wochen nach dem Einbau abgedeckt – der Graben wird also wieder aufgefüllt. Vor dem Sockel muss dabei ein barrierefreier Abfluss von Niederschlagswasser ermöglicht werden, da es anderenfalls zu Bauschäden kommen kann – Fehler bei diesem Teil der Bauausführung gelten auch aus baurechtlicher Sicht als Mangel.
Perimeterdämmung der Bodenplatte
Die Perimeterdämmung unter einer lastabtragenden Bodenplatte erfolgt mit ein- oder mehrlagig aufgebrachten Dämmstoffplatten. Deren Verlegung erfolgt in der Regel auf einer Sauberkeitsschicht aus Magerbeton oder auf einer abgezogenen und stark verdichteten Kiessandschicht. Wichtig für eine solche Plattendämmung ist ein absolut ebener Untergrund, um das vollflächige Aufliegen der Platten abzusichern. Auf der Dämmschicht liegt eine Schutzschicht, die beispielsweise aus einer Polyethylen-Folie bestehen kann und verhindern soll, dass Zementmilch oder Betonnasen in der Verbund der Dämmschicht eindringen können.
Randschalung – als separate Komponente oder Teil der Dämmung
Bei modernen Systemen muss oft keine separate Randschalung für die Betonierung der Grundplatte vorgenommen werden, vielmehr besteht diese direkt aus dem Dämmstoff. Ein Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass überprüfbar bleibt, ob ein nahtloser Anschluss der Perimeterdämmungen der Bodenplatte und der Außenwände gegeben ist.
Dämmstoffe für die Perimeterdämmung
Eine Perimeterdämmung muss komplexe Belastungen verkraften können, hierzu gehören:
- Erddruck
- Erdfeuchte
- Verkehrslasten: Verkehrslasten ergeben sich aus der Gebäudestatik. Auf der Perimeterdämmung der Bodenplatte ruht die gesamte Nutzlast des Gebäudes.
- Sicker-Stau- und Grundwasser
- Wechselnde Einwirkungen von Frost und Tau.
Robuste Dämmstoffe sind ein absolutes Muss
Für eine Perimeterdämmung sind daher besonders robuste Dämmstoffe erforderlich. Naturdämmstoffe sind für eine Perimeterdämmung nicht geeignet. Für die Dämmung der Bodenplatte werden vor allem XPS sowie Dämmplatten aus Schaumglas / Foamglas verwendet. Für Perimeterdämmungen der Kellerwände kommt außerdem EPS/Styropor in Frage. Schaumglas optimiert außerdem die Brandschutzeigenschaften des Gebäudes. Alle drei Materialien sind druckfest, feuchtigkeitsbeständig und besitzen eine hohe Dämmungsfähigkeit. PUR/PIR-Dämmplatten sind für diese Form der Außendämmung nicht geeignet.
Tabelle 2: Dämmstoffe für die Perimeterdämmung
Dämmstoff | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke (cm) | Kosten/m2 (EUR) |
---|---|---|---|
XPS | 0,035 – 0,045 | 14 | 18 – 30 |
EPS/Styropor | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 |
0,04 – 0,05 | 16 | 10 – 20 |
Feuchtigkeitssanierung vor der Dämmung
Eine vollständige Perimeterdämmung verhindert jeden Feuchtigkeitsaustausch zwischen Kellerwand und Erdreich. Einerseits wird hierdurch Feuchtigkeitsschäden in den Wänden vorgebeugt – jedoch kann in den Kellerräumen produzierte Feuchtigkeit nicht abziehen, so dass regelmäßiges und gründliches Lüften so gedämmter Keller nötig ist. Vor dem Beginn der Dämmarbeiten müssen die Kellerwände trocknen, bei Sanierungsprojekten muss eventuell eine Feuchtigkeitssanierung vorgenommen werden:
- Kondensationsfeuchte: Kondensationsfeuchte als Grund für feuchte Kellerwände ist hier unproblematisch, da sie in der Regel durch die Dämmung selbst verhindert wird und bei regelmäßigem Lüften auch nicht wiederkehrt.
- Defekte Kellerabdichtungen: Vor einer Perimeterdämmung wird die Kellerabdichtung grundsätzlich erneuert.
- Aufsteigende Feuchtigkeit: Zu aufsteigender Feuchtigkeit kann es kommen, wenn die horizontale Feuchtigkeitssperre im Mauerwerk nicht mehr intakt ist. Die einfachste Methode zur Sanierung besteht in der horizontalen Anlage von Bohrlöchern über die gesamte Wandfläche, in die anschließend ein Flüssigharz gepresst wird. Für andere Verfahren wird die Mauer aufgesägt oder aufgestemmt, um eine neue Feuchtigkeitssperre zu integrieren.
EnEV-Vorgaben für die Perimeterdämmung
Die EnEV 2014 schreibt für die Dämmung des Wohnbereichs und des Dachgeschosses vor, dass mindestens ein Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) von 0,24 W/(m²K) erreicht wird, für die Wärmedämmung der Kellerräume beträgt dieser Richtwert 0,30 W/(m²K). Dämmmaßnahmen, die über diese Mindestanforderungen hinausgehen, können durch einen KfW-Kredit oder einen KfW-Bauzuschuss gefördert werden. Voraussetzungen für die Förderung sind die Antragstellung vor dem Beginn der Dämmarbeiten sowie ein professionelles Energiegutachten.