Funktionsweise: Reinigung in zwei Stufen
Eine Pflanzenkläranlage arbeitet in zwei Hauptstufen: der mechanischen Vorklärung und der biologischen Reinigung.
1. Mechanische Vorklärung:
In der mechanischen Stufe wird das Abwasser zunächst vorgereinigt. Dies erfolgt oft in einer Mehrkammergrube, die das Abwasser in verschiedene Schichten trennt:
- Schwimmstoffe sammeln sich an der Oberfläche, wodurch sie später leichter abgetrennt werden können.
- Sinkstoffe setzen sich am Boden ab, was eine einfachere Entfernung dieser Rückstände ermöglicht.
- Das vorgereinigte Wasser wird zur weiteren Behandlung in den Bodenfilter geleitet.
2. Biologische Reinigung:
Die zweite Stufe, die biologische Reinigung, findet im Bodenfilter statt. Dieser Bodenfilter besteht aus durchlässigen Materialien wie Kies und Sand und ist mit Pflanzen wie Schilfrohr bepflanzt:
- Mikroorganismen im Wurzelbereich der Pflanzen nutzen organische Schadstoffe als Nahrung und bauen diese ab.
- Pflanzen fördern die Belüftung des Bodens durch ihre Wurzeln, was den Mikroorganismen hilft, Schadstoffe effizient abzubauen.
- Chemische Prozesse wie Adsorption und biologische Prozesse wie Nitrifikation und Phosphatbindung tragen zur weiteren Reinigung bei.
Nach diesen zwei Reinigungsstufen kann das gereinigte Wasser versickern, gesammelt oder in ein natürliches Gewässer eingeleitet werden. So erreichen Pflanzenkläranlagen oft eine Schadstoffentfernung von bis zu 90%.
Vorteile von Pflanzenkläranlagen
Pflanzenkläranlagen bieten zahlreiche Vorteile, die sie zu einer attraktiven Option für die Abwasserreinigung machen.
Geringer Energiebedarf
Pflanzenkläranlagen sind äußerst energieeffizient und können oft vollständig ohne Strom betrieben werden, was sowohl die Betriebskosten reduziert als auch die Umwelt schont.
Niedrige Betriebskosten
Durch den geringen Energiebedarf und die minimale technische Ausstattung fallen die Betriebskosten deutlich geringer aus als bei herkömmlichen Kläranlagen.
Anpassungsfähigkeit an Schwankungen
Pflanzenkläranlagen passen sich gut an Schwankungen in der Abwasserlast an, was sie besonders geeignet für saisonal genutzte Gebäude wie Ferienhäuser, Campingplätze oder Gastronomiebetriebe macht.
Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit
Diese Anlagen nutzen natürliche Reinigungsverfahren ohne chemische Zusätze. Dies führt nicht nur zu einer schonenden Behandlung des Abwassers, sondern verbessert auch das örtliche Kleinklima durch die Bepflanzung.
Ästhetischer Gewinn
Pflanzenkläranlagen fügen sich harmonisch in die Landschaft ein und können als attraktive Biotope dienen. Ihre Vegetation und Wasserflächen bereichern optisch das Umfeld.
Langlebigkeit und Wartungsarmut
Pflanzenkläranlagen zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus. Mit minimaler Pflege können sie mehrere Jahrzehnte effizient arbeiten. Der geringe technische Aufwand minimiert zudem die Notwendigkeit für Reparaturen.
Geringe Geruchsbelästigung
Dank der natürlichen Reinigungsverfahren und der langsamen Fließgeschwindigkeit treten kaum unangenehme Gerüche auf.
Pflanzenauswahl: Schilf oder andere Alternativen?
Die Auswahl der richtigen Pflanzen spielt für die Effizienz und Langlebigkeit der Pflanzenkläranlage eine entscheidende Rolle. In Mitteleuropa ist Schilfrohr (Phragmites australis) weit verbreitet, aber es gibt auch zahlreiche andere Pflanzenarten, die sich eignen.
Geeignete Pflanzenarten
Neben dem bewährten Schilfrohr können folgende Pflanzenarten verwendet werden:
- Rohrkolben (Typha spp.): Diese robuste Pflanze ist ideal für nährstoffreiche Böden.
- Teichbinsen (Schoenoplectus spp.): Perfekt für regelmäßig nasse Bereiche.
- Sumpfsegge (Carex spp.): Diese Pflanze stabilisiert den Boden.
- Schwertlilie (Iris pseudacorus): Sie bietet optische Vorteile durch ihre auffälligen Blüten.
- Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Blutweiderich (Lythrum salicaria): Diese Pflanzen erhöhen die biologische Vielfalt.
Alternative Pflanzmöglichkeiten
Für Regionen außerhalb des gemäßigten Klimas oder für eine besondere ästhetische Gestaltung gibt es weitere Optionen:
- Indisches Blumenrohr (Canna indica): Diese tropische Pflanze bringt farbige Blüten hervor.
- Pirí (Cyperus giganteus): Geeignet für wechselfeuchte Standorte.
Nutzpflanzen als Alternative
Die vegetativen Beete einer Pflanzenkläranlage eignen sich auch für den Anbau von Nutzpflanzen. Schmucklilien (Agapanthus africanus) beispielsweise können auf den nährstoffreichen Böden gedeihen.
Auswahlkriterien
Bei der Pflanzenauswahl sollten Sie folgende Kriterien beachten:
- Anpassungsfähigkeit: Die Pflanzen müssen an die spezifischen klimatischen und Bodenbedingungen Ihrer Region angepasst sein.
- Hoher Wasserbedarf: Pflanzen mit einem hohen Wasserbedarf eignen sich besonders gut für die effektive Wasserreinigung.
- Pflegeaufwand: Wählen Sie Pflanzen, die wenig Pflege benötigen.
Die richtige Auswahl der Pflanzen trägt maßgeblich zur Effizienz und Ästhetik Ihrer Pflanzenkläranlage bei.
Planung und Bau: Worauf Sie achten sollten
Bevor Sie mit der Planung und dem Bau Ihrer Pflanzenkläranlage beginnen, sollten Sie einige entscheidende Faktoren berücksichtigen.
Fachkundige Planung und Bauausführung
Stellen Sie sicher, dass Ihre Anlage von einem erfahrenen Fachbetrieb geplant und gebaut wird. Ein solcher Betrieb kann die örtlichen Gegebenheiten optimal einschätzen und alle spezifischen Anforderungen erfüllen.
Standortwahl und Bodenbeschaffenheit
Der Standort sollte ausreichend wasserdurchlässigen Boden bieten, um eine gute Versickerung zu ermöglichen. Ein leichtes Gefälle kann den natürlichen Wasserfluss unterstützen.
Dimensionierung der Anlage
Die Größe Ihrer Pflanzenkläranlage muss exakt an die individuelle Abwassermenge angepasst werden.
Vorklärung und Abwassersystem
Wählen Sie ein geeignetes Vorklärsystem wie eine Mehrkammergrube, um grobe Verunreinigungen und Feststoffe effektiv aus dem Abwasser zu entfernen.
Substrat und Pflanzenwahl
Für eine optimal funktionierende Pflanzenkläranlage ist die Wahl des richtigen Substrats entscheidend. Der Bodenfilter sollte aus einem strukturell stabilen, nährstoffarmen Substrat bestehen. Die Pflanzen sollten robust und an die örtlichen Klimabedingungen angepasst sein.
Gesetzliche Vorgaben und Genehmigungen
Beachten Sie die rechtlichen Bestimmungen bezüglich der Genehmigung Ihrer Pflanzenkläranlage. Oft ist eine Befreiung vom kommunalen Anschluss- und Benutzungszwang sowie eine wasserrechtliche Genehmigung für die Einleitung von gereinigtem Abwasser erforderlich.
Wartung und Pflege
Nach der Inbetriebnahme sollten Sie regelmäßige Kontrollen durchführen. Besonders wichtig ist es, die Pflanzen zu pflegen, Fremdbewuchs zu entfernen und abgestorbene Pflanzenteile zurückzuschneiden. Eine jährliche Wartung durch einen Fachbetrieb, bei der unter anderem der Schlammpegel in der Vorklärung und die Anlagebeschickung geprüft werden, kann die Effizienz und Langlebigkeit der Anlage sichern. Dokumentieren Sie sämtliche Wartungen und Kontrollen in einem Betriebstagebuch.
Durch sorgfältige Planung, fachkundigen Bau und regelmäßige Wartung können Pflanzenkläranlagen mehrere Jahrzehnte effizient arbeiten und eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Kläranlagen bieten.