Kostenbeispiel: Physiotherapeuten-Ausbildung
Beispielsituation:
- Ausbildung an einer staatlichen Schule
- Umzug an den Ausbildungsort erforderlich
- dreijährige Ausbildung
- Wohnkosten und Lebenshaltungskosten im mittleren Bereich
- Anmietkosten (Kaution, Maklergebühren) nicht berücksichtigt
- Schüler-BAFöG in mittlerer Höhe
Posten | Preis |
---|---|
Schulgeld | 0 EUR |
Lehrmaterial | 350 EUR |
Wohnkosten | 16.350 EUR |
Lebenshaltung | 18.000 EUR |
Schüler-BAFöG | abzügl. 17.300 EUR |
Wohnpauschale | abzügl. 12.960 EUR |
Gesamtkosten | 4.440 EUR |
Kostenbelastung mtl. | 123,33 EUR |
Kostenbestandteile
- Ausbildungsvoraussetzungen und Ausbildungsablauf
- Ausbildungskosten
- Kosten für die Selbständigkeit
Ausbildungsvoraussetzungen
In fast jedem Gesundheitsberuf gibt es heute einen gravierenden Nachwuchsmangel -das gilt auch für medizinisch-therapeutische Berufe und ganz besonders den Beruf des Physiotherapeuten oder der Physiotherapeutin. Als Physiotherapeut/Physiotherapeutin unterstützt man Patienten mit Maßnahmen, die ihre körperliche Beweglichkeit und Bewegungsfähigkeit erhalten, verbessern oder wiederherstellen und so auch die individuelle Lebensqualität der Patienten vielfach sehr deutlich verbessern.
Berufsaussichten. Das eröffnet hervorragende Berufsaussichten – daneben hat man auch gute Chancen, sich irgendwann einmal selbständig zu machen. Gerade einmal 38.000 physiotherapeutische Praxen bieten in Deutschland ihre Dienste an – und sehen sich aufgrund der steigenden Überalterung der Bevölkerung und der zunehmenden Zahl von Haltungsschäden und Wirbelsäulenerkrankungen mit einer stetig steigenden Zahl an Behandlungsfällen konfrontiert. Auch auch bei den selbständigen Physiotherapeuten ist also ein in Zukunft deutlich steigender Bedarf zu verzeichnen, was weitere berufliche Chancen verspricht.
Ausbildungsablauf. Die Ausbildung zum Physiotherapeuten / zur Physiotherapeutin ist in Deutschland einheitlich geregelt und dauert gewöhnlich drei Jahre, unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Verkürzung auf zwei Jahre für Masseur*innen und medizinische Bademeister*innen möglich, diese beiden Berufsgruppen können die Ausbildung gegebenenfalls auch berufsbegleitend absolvieren.
Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke sollte man mitbringen, daneben auch einen Hang zur Bewegung und natürlich entsprechende körperliche Voraussetzungen (motorische Fähigkeiten). Geduld und Einfühlungsvermögen sind ebenfalls wichtige Voraussetzungen, die man auch im späteren Beruf dringend braucht.
Die genauen Voraussetzungen sind je nach Ausbildungsanbieter dabei leicht unterschiedlich, das Absolvieren der Physiotherapeuten-Ausbildung ist prinzipiell ab 16 Jahren möglich.
Neben der Ausbildung kann man bei manchen Anbietern auch parallel ein Bachelor-Studium (B. Sc.) Physiotherapie absolvieren – die gesamte Ausbildungsdauer verlängert sich dann auf 4 Jahre. Ein großer Teil des Studiums wird dabei als Fernstudium absolviert.
Für das Studium muss man gewöhnlich über Fachhochschulreife oder Abitur verfügen, in einigen Fällen ist das aber nicht erforderlich (z. B. bei den Ludwig-Fresenius-Schulen, bei denen auch für die Absolvierung des Studiums ein mittlerer Bildungsabschluss genügt, für weiterführende Studien an der Carl-Remigius-Medical School ist man mit dem Bachelor dann auch qualifiziert).
Ausbildungskosten
Staatliche Schulen. Staatliche Schulen bieten die Ausbildung fast immer völlig kostenfrei an. In manchen Bundesländern ist die Ausbildung bei bestimmten Trägern aufgrund einer bestehenden Landesförderung schuldgeldfrei.
Private Schulen. Bei privaten Physiotherapieschulen mit staatlich anerkanntem Abschluss muss man praktisch immer mit Ausbildungskosten rechnen. Dabei fallen unterschiedliche Kostenpositionen an:
- Schulgeld (zwischen 50 und 450 EUR pro Monat, abhängig vom Anbieter)
- Prüfungskosten (zwischen 50 und 100 EUR für Zwischenprüfungen, zwischen 150 bis 400 EUR für Abschlussprüfungen)
- Kosten für die benötigten Lehrmaterialien (in den meisten Fällen zwischen 200 und 500 EUR für die gesamte Ausbildung)
- Kosten für die Aufnahmeprüfung (bei einigen Anbietern)
- Kosten für Exkursionen (je nach Anbieter sehr unterschiedlich)
Die Kosten für die private Ausbildung zum Physiotherapeuten / zur Physiotherapeutin können sich damit in einem weiten Bereich bewegen. Bei einem parallel absolvierten Studium zum B. Sc. für Physiotherapie können gegebenenfalls auch noch höhere Kosten anfallen.
Studium an privaten Fachhochschulen. Wer an einer privaten Fachhochschule ein entsprechendes Studium absolvieren möchte, muss häufig noch mit höheren Lehrgangsgebühren rechnen – hier können bis zu 600 EUR monatlich anfallen, noch höher als das Schulgeld also.
Wohnungskosten. Wenn die Ausbildung nicht am eigenen Wohnort oder in unmittelbarer Nähe absolviert wird, kommen auch noch Wohnungskosten hinzu. Gerade in Großstädten sind die Mieten für kleine Studentenwohnungen oft immens überteuert, im Einzelfall muss man also mit einem sehr knappen Angebot und hohen bis sehr hohen Kosten für die Unterkunft rechnen.
Förderung der Ausbildung. Um die Ausbildungskosten zu stemmen und seinen Lebensunterhalt während der anspruchsvollen Ausbildungszeit (nicht nur Theorieausbildung wie z. B. Anatomie sondern auch viele Stunden Praktika, um möglichst viel Berufserfahrung zu erwerben) bestreiten zu können, sind unterschiedliche Förderungen möglich.
Absolventen der Physiotherapie-Ausbildung unter 30 Jahren können gewöhnlich ein Schüler-BAFöG möglich. Die Höhe der staatlichen Förderung hängt immer von den persönlichen Umständen ab.
Eine Alternative ist der Bildungskredit, den man für die Ausbildungskosten in Anspruch nehmen kann – der aber später in monatlichen Raten zurückgezahlt werden muss (4 Jahre nachdem man die erste Zahlung erhalten hat).
Bei vielen jüngeren Absolventen besteht zusätzlich noch ein Anspruch auf Kindergeld, der die Lebenshaltungskosten etwas abfedert.
Daneben kommen im Einzelfall noch weitere mögliche staatliche Förderungen und Förderungen von anderen Seiten, die man nutzen kann, etwa Bildungsgutscheine oder Ausbildungsförderungen aus anderen Quellen. Auch über die steuerliche Seite sollte man sich im Vorfeld informieren oder beraten lassen – dabei ist ebenfalls im Einzelfall noch ein wenig Geld zu gewinnen.
Kosten für die Selbständigkeit
Vergütung im Angestelltenverhältnis. Die Vergütung für angestellte Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen bewegt sich gewöhnlich im Bereich von 2.000 bis 2.500 EUR brutto, hängt aber stark vom Arbeitgeber, den persönlichen Qualifikationen und der Berufserfahrung ab. Bei gut bezahlten Stellen kann die Vergütung auch bei 3.000 EUR monatlich brutto und mehr liegen.
Selbständigkeit. Das Gehalt im Angestelltenverhältnis ist bereits eine gute Ausgangsbasis – viele wünschen sich aber dennoch, irgendwann ihre eigene Praxis zu eröffnen. Dieser Weg steht einem mit einem staatlichen Abschluss grundsätzlich offen, allerdings gestaltet sich der Weg in die Selbständigkeit oft komplizierter, als viele sich das vorstellen.
Besonders kritisch ist der Kassenvertrag: Zunächst muss entschieden werden, mit welchen Kassen man abrechnen will – mit den gesetzlichen oder den privaten Kassen. In den meisten Fällen wird hier ein Mischmodell die beste Lösung sein, wie es auch viele Ärzte betreiben. Die Krankenkassen stellen allerdings häufig strenge Anforderungen an die Größe und Gestaltung der Praxisräume und die vorhandene Ausstattung mit Geräten. Häufig werden auch bestimmte Zustatzqualifikationen verlangt, ohne die man keinen Kassenvertrag bekommt. Ohne Kassenvertrag wird man hingegen kaum genug Umsätze erwirtschaften können, um die Praxis langfristig profitabel halten zu können.
Die Gründungskosten für eine Praxis, die „kassenvertragstauglich“ ist, erreichen dann schnell einmal den fünfstelligen Bereich, dazu kommen laufende Fixkosten (Praxismiete, Nebenkosten, eigene Krankenversicherung), die man decken muss. Bis die Praxis wirklich läuft, muss man so gut wie immer eine gewisse „Durststrecke“ mit geringen Einnahmen überbrücken – auch dafür sollte die Kapitaldecke dann noch reichen.
Betrachtet man im Gegenzug die Vergütung, die für einzelne Behandlungsleistungen bezahlt wird, fällt diese meist nicht sehr üppig aus. Für eine 60 Minuten dauernde Lymphdrainage (eine spezielle Form der Massage) vergüten Kassen häufig gerade einmal 45 EUR.
Einnahmen mit der eigenen Praxis. Der wirtschaftliche Erfolg der Praxis steht und fällt mit dem Standort. Bei den nicht besonders hohen Vergütungen ist eine ausreichende Auslastung der Praxis erforderlich, um genügend hohe Umsätze erwirtschaften zu können. Das gelingt allerdings nur dann, wenn man im direkten Einzugsgebiet (gewöhnlich 3 – 5 km Umkreis um die Praxis) eine ausreichend hohe Zahl an ärztlichen Verordnungen ensteht. Ist das nicht der Fall, liegen die Umsätze der Praxis trotz Kassenvertrag häufig nur sehr gering – und die wirtschaftliche Rentabilität steht infrage.
Kostenbeispiel aufwändige Ausführung
Beispielsituation:
- Ausbildung an einer privaten Schule
- dreijährig
- hohe Ausbildungskosten
- Schulkosten inkl. Prüfungsgebühren
- hohe Wohnkosten (Großstadt mit hohen Mieten)
- Anmietkosten (Kaution, Maklergebühren) nicht berücksichtigt
- Schüler-BAFöG in mittlerer Höhe
- Steuerabsetzungen nicht berücksichtigt
Posten | Preis |
---|---|
Schulkosten | 14.550 EUR |
Lehrmaterial | 550 EUR |
Wohnkosten | 24.400 EUR |
Lebenshaltung | 18.000 EUR |
Schüler-BAFöG | abzügl. 17.500 EUR |
Wohnpauschale | abzügl. 12.960 EUR |
Gesamtkosten | 27.040 EUR |
monatliche Belastung | 751 EUR |
Kosten reduzieren
Um die anfallenden Kosten zu reduzieren, bieten sich mehrere Möglichkeiten:
- Staatliche Ausbildung bevorzugen
- Ausbildungsstätte nahe am Wohnort suchen
- Ausbildungsförderungen nutzen
- Steuerabsetzung nutzen
Staatliche Ausbildung bevorzugen
Die Ausbildung einer staatlichen Schule ist im Regelfall schulgeldfrei – wodurch bereits eine wesentliche finanzielle Bürde für die Ausbildung wegfällt. Da bei staatlichen und bei privaten Schulen der exakt gleiche Abschluss erzielt wird, ist die gebotene Ausbildungsqualität nicht unbedingt ein sehr wesentliches Argument für eine Privatschule. Die Ausbildungskosten sind in diesem Fall sicherlich das gewichtigere Argument.
Ausbildungsstätte nahe am Wohnort suchenzu
Die Wohnkosten und die Kosten für eine eigene Haushaltsführung können in vielen Fällen die Kosten für eine private Ausbildung sogar noch übertreffen – insbesondere dann, wenn man in überfüllten Großstädten kaum bezahlbaren Wohnraum findet.
Wenn sich diese Situation vermeiden lässt und man in der Nähe des eigenen Wohnorts eine Ausbildungsmöglichkeit findet, bei der man zuhause wohnen bleiben kann, kommt das in den meisten Fällen insgesamt günstiger – selbst wenn man Schulgeld bezahlen muss.
Ausbildungsförderungen nutzen
Bevor man die Ausbildung beginnt, sollte man sich umfassend über die bestehenden Fördermöglichkeiten – auch neben Schüler-BAFöG und Bildungskredit informieren. Viele kleinere Förderungen können die Gesamtkosten, die man zu tragen hat, noch einmal deutlich reduzieren.
Steuerabsetzung nutzen
Ausbildungskosten, die man zu bezahlen hat, kann man gewöhnlich bis zu 5.000 EUR jährlich von der Steuer absetzen. Daneben bestehen häufig auch noch weitere Absetzmöglichkeiten. Eine umfassende Beratung durch den Steuerberater oder einen Lohnsteuerhilfeverein bietet sich also in jedem Fall auch schon vor Beginn der Ausbildung (und nicht erst bei der Berufstätigkeit) an.
FAQ
Welche Kosten verursacht die Physiotherapeuten-Ausbildung?
In unserem Beispiel fallen für die Ausbildung zum Physiotherapeuten monatliche Kosten von 123 EUR an. Die Gesamtkosten können im Einzelfall stark unterschiedlich liegen, weitere Kostenbeispiele finden Sie in unserem Artikel.
Aus welchen Kostenbestandteilen setzen sich die Kosten zusammen?
Die grundlegenden Bestandteile sind die zu tragenden Ausbildungskosten (bei privaten Anbietern), die Kosten für Lehrmaterial und die Wohn- und Haushaltskosten, wenn man für die Ausbildung in eine andere Stadt ziehen muss. Mehr zu den einzelnen Kostenbestandteilen erfahren Sie in unserem Artikel.
Wie lassen sich Kosten senken und unnötige Kosten vermeiden?
Die Bezahlung von Schulgeld kann man vermeiden, indem man die Ausbildung an einer staatlichen Schule absolviert. Wohnkosten lassen sich vermeiden, wenn ein Ausbildungsort in der Nähe zur Verfügung steht. Darüber hinaus sollte man angebotene Fördermöglichkeiten und Steuerabsetzungen möglichst umfassend nutzen. Mehr Tipps zum Senken der Kosten finden Sie in unserem Artikel.