Reet ist nichts anderes als Schilf
Reet ist nichts anderes als getrocknetes Schilfrohr. Deshalb ist es je nach Region auch noch unter zahlreichen anderen Bezeichnungen bekannt.
- Reet, Reeth oder Reth (Unterscheidung nach Schreibung und Aussprache)
- Reith
- Ried oder Riet
- Rohr
Ausgerechnet in Süddeutschland die ältesten Reetdächer
Deutschlandweit hat sich jedoch die Bezeichnung Reet, Reetdach bzw. Reet- oder Reetdachhaus durchsetzen können. Obwohl das Reetdach traditionell Norddeutschland zugesprochen wird, finden sich die ältesten Nachweise für reetgedeckte Häuser im Süden Deutschlands – am Bodensee. Dort konnten Gebäude mit einem entsprechenden Schilfrohrdach auf rund 4.000 Jahre vor Christus datiert werden.
Aufbau von Reetdächern
Reetdächer wurden traditionell lange Zeit als Kaltdächer, also Dächer mit einer Hinterlüftung ausgeführt. Das Reet dämmt dabei im Sommer hervorragend gegen Wärme von außen, isoliert aber auch immer sehr gut. Allerdings hat sich gezeigt, dass nicht hinterlüftete Reetwarmdächer wesentliche längere Standzeiten aufweisen. So hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr die Warmdachkonstruktion für Reetdächer durchsetzen können.
Standzeiten von Reet
Abhängig von der Region, den Gegebenheiten vor Ort (auf freiem Feld oder wettergeschützt), der Pflege und Qualität des verwendeten Reets ergeben sich durchschnittliche Standzeiten von 30 bis 50 Jahren, aber auch bis zu 100 Jahre können Reetdächer unter optimalen Bedingungen halten. Genau diese Qualität ist es jedoch, die aktuell stark beeinträchtigt wird.
Starke Nachfrage führt zu Problemen
Die Nachfrage nach Reet ist in Deutschland deutlich stärker als das Angebot deutschen Reets. Deshalb wird viel Reet aus Südosteuropa, aber auch Osteuropa und sogar China, dazugekauft. Selbst Reetverschnitt, der den niederländischen Qualitätsmerkmalen nicht standhält, schafft den Weg nach Deutschland. Damit einher geht eine deutliche Kurzlebigkeit einzelner Reetdächer.
Qualität von Reet und Reeteindeckung
Neben mangelnder Pflege und Konstruktionsfehlern wird das auch einer minderwertigen Reetqualität zugeschrieben. Besonders Weißfäulepilze, die ein besonders feuchtes Mikroklima benötigen, können sich dann schnell im Reet ausbreiten und das Lignin zerstören. Deshalb ist es besonders wichtig, neben einer hohen Reetqualität auch die Regeln der Reetverarbeitung zu beachten.
Vor- und Nachteile von Reetdächern
So muss ein Reetdach eine Mindestdachneigung von 45 Grad aufweisen, damit das Wasser optimal ablaufen kann. Der Traufüberhang muss dabei mindestens 50 cm bereits sein. So lassen sich zahlreiche Nachteile neutralisieren. Allerdings weist Reet noch mehr Nachteile auf.
- Pilzbefall durch zu feuchtes Reet
- akut brandgefährdet
- sehr pflege- und wartungsintensiv
Dem stehen aber auch einige Vorteile gegenüber
- gute Dämmeigenschaften
- lange Haltbarkeit bei professioneller Ausführung
- Traditionsbewahrung
- optisch eine der schönsten Dacheindeckungen
Besonderheiten von Reetdächern
In der Regel besitzen Reetdächer keine Regenrinnen. Viele typische Materialien für Dachrinnen können nur bedingt für Reetdächer verwendet werden, da das Wasser beim Ablaufen von einem Reetdach sauer wird. Diese Säure zerstört Zinkblech sehr schnell. Besser geeignet wären Kupfer oder Aluminium. Allerdings besitzen traditionelle Reetdächer keine Dachrinnen.
Der First unterscheidet sich ebenfalls je nach Region. In skandinavischen Ländern finden Sie als Firstabschluss Firstreiter aus Eichenholz, in den Niederlanden aus gebranntem Ton. In Deutschland wird Heidekraut verwendet – zumindest dort, wo Heidekraut wächst.