Die Herausforderung der Restfeuchte
Die Restfeuchte im Beton beeinflusst die technischen Eigenschaften und die Belegreife. Beim Mischen von Beton wird Wasser hinzugefügt, damit der Zement hydratisiert und aushärtet. Nach dem Aushärten verbleibt jedoch ein erheblicher Teil dieses Wassers im Beton, das über einen gewissen Zeitraum entweichen muss, bis ein Gleichgewicht mit der Umgebungsfeuchte erreicht ist.
Wenn die Restfeuchte im Beton zu hoch bleibt, kann dies erhebliche negative Auswirkungen haben. Feuchtigkeit kann Verfärbungen, Schalenbildung, Beulen und Blasen verursachen. Auch bei der Verlegung von Bodenbelägen und Beschichtungen kann es zu Klebstoffversagen kommen, wodurch sich Beläge ablösen. Eine hohe Feuchtigkeit fördert zudem die Bildung von Schimmel, der sowohl gesundheitliche Probleme als auch ästhetische und strukturelle Schäden verursachen kann.
Besonders herausfordernd ist die Trocknung bei modernem Estrich oder speziellen Betonsorten wie wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton), da die Trocknungszeit hier merklich länger sein kann. Neben der Beschaffenheit des Betons und der verwendeten Materialien beeinflussen auch Umweltbedingungen wie Temperatur und Belüftung den Trocknungsprozess.
Es gibt weitere Aspekte, die beachtet werden müssen:
- Variierende Feuchtegehalte der Rohstoffe: Unterschiedliche Restfeuchten der verwendeten Schüttgüter können den Wasserbedarf während der Betonmischung variieren lassen.
- Technische Herausforderungen bei Messungen: Messgeräte müssen oft kalibriert werden und sind teilweise für tiefere Betonschichten nur eingeschränkt geeignet.
Ein sorgfältiges Management der Restfeuchte im Beton ist unerlässlich, um die Langlebigkeit und Sicherheit von Bauwerken zu gewährleisten und kostspielige Nacharbeiten zu vermeiden.
Methoden zur Messung der Restfeuchte
Die Kontrolle der Restfeuchte im Beton ist für die Haltbarkeit und Qualität des Endprodukts entscheidend. Es stehen verschiedene Messmethoden zur Verfügung, die je nach Bedarf und Präzision ausgewählt werden können.
Zerstörungsfreie Messgeräte
Elektronische Impedanzmessgeräte
Elektronische Impedanzmessgeräte messen die elektrische Impedanz des Betons, die mit dem Feuchtigkeitsgehalt korreliert. Diese Methode erfordert kein Bohren in den Beton und liefert schnelle Ergebnisse. Sie ist jedoch vor allem für die Messung in der Nähe der Betonoberfläche geeignet und kann durch die Betonzusammensetzung oder das Vorhandensein von Bewehrungsstahl beeinträchtigt werden.
Bohrlochmethoden
Relative Luftfeuchtigkeit (RH) mit In-situ-Sonden
Eine der präzisesten Methoden ist die Messung der relativen Luftfeuchtigkeit (RH) mit In-situ-Sonden. Hierbei wird ein Loch in den Beton gebohrt, typischerweise bis zu 40 % der Plattentiefe, um die relative Feuchtigkeit im Inneren zu messen. Diese Sonden liefern exakte Werte, da sie direkt im Beton eingebracht werden. Vor der Messung muss eine Wartezeit von rund 24 Stunden nach dem Bohren eingehalten werden, um genaue Ergebnisse zu erzielen.
Gravimetrische Methoden
Kalziumkarbid-Methode
Bei dieser Methode reagiert Kalziumkarbid mit der Feuchtigkeit in einer Betonprobe, wobei Acetylen-Gas entsteht. Diese Methode ist sehr genau und kann direkt auf der Baustelle durchgeführt werden. Allerdings ist es ein invasives Verfahren, da es Probenmaterial aus einer Tiefe von etwa 30 bis 40 mm benötigt, das zerkleinert wird.
Andere Messmethoden
Wasserfreies Calciumchlorid-Test
Dabei wird die Gewichtszunahme von Calciumchlorid gemessen, das Feuchtigkeit aus einem versiegelten Bereich auf der Betonoberfläche aufnimmt. Diese Methode ist kostengünstig, liefert jedoch nur Ergebnisse für die Oberflächenfeuchtigkeit und kann durch Umweltbedingungen beeinflusst werden.
Plastikfolienmethode
Eine einfache Methode zur Identifizierung von Kapillarfeuchtigkeit ist das Aufkleben einer Plastikfolie auf die Betonoberfläche. Nach einer gewissen Zeit wird geprüft, ob sich unter der Folie Feuchtigkeit gebildet hat. Diese Methode liefert keine quantitativen Werte und ist stark von den Umgebungsbedingungen abhängig, bietet aber eine schnelle qualitative Auskunft über vorhandene Feuchtigkeit.
Je nach Anforderung und Situation kann eine dieser Methoden bevorzugt werden. Für besonders präzise Anforderungen empfiehlt sich eine kombinierte Anwendung mehrerer Methoden.
Grenzwerte der Restfeuchte
Vor der Verlegung von Beschichtungen oder Bodenbelägen auf Beton müssen spezifische Grenzwerte für die Restfeuchte eingehalten werden. Diese variieren je nach Art des Auftrags und ob zusätzliche Bedingungen wie Fußbodenheizung vorliegen.
Allgemeine Richtwerte für gängige Beton- und Estricharten:
- Unbeheizter Zement-Estrich: Die Restfeuchte sollte unter 2 CM-% liegen.
- Beheizter Zement-Estrich: Hier liegt der Grenzwert bei unter 1,8 CM-%.
- Unbeheizter Calciumsulfat-Estrich: Ein Wert unter 0,5 CM-% ist zu empfehlen.
- Beheizter Calciumsulfat-Estrich: Der Grenzwert liegt bei unter 0,3 CM-%.
Spezielle Empfehlungen:
Zementheizestrich (zum Beispiel für spezielle Betonsorten wie WU-Beton): Hier müssen die Restfeuchten weniger als 3 bis 4 CM-% betragen.
Beachten Sie immer die spezifischen Anleitungen des Herstellers der zu verlegenden Materialien, da diese weitere materialspezifische Anforderungen an die Restfeuchte haben können. Die Einhaltung dieser Werte ist unabdingbar, um kostspielige Schäden und Nacharbeiten zu vermeiden.
Zusätzliche Tipps zur Restfeuchte
Um die Restfeuchte im Beton effektiv zu reduzieren, sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Stellen Sie sicher, dass die Betonoberfläche nach dem Gießen richtig nachbehandelt wird. Temperaturen von 15 bis 20°C und eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 85 % sind optimal, um Risse zu verhindern und eine gleichmäßige Trocknung zu gewährleisten.
- Verwenden Sie bei kalten Temperaturen Heizkanonen, um Frostschäden zu vermeiden. Bei hohen Temperaturen und niedriger Luftfeuchtigkeit sollte die Betonoberfläche regelmäßig befeuchtet oder mit einer speziellen Folie abgedeckt werden, die nicht direkt auf dem Beton aufliegt.
- Achten Sie darauf, dass die Schüttgüter für den Beton eine konstante Feuchtigkeit haben, um eine gleichmäßige Qualität und Trocknung sicherzustellen.
- Nutzen Sie Bautrockner oder Entfeuchter, besonders wenn die Umgebungsbedingungen ungünstig sind.
- Prüfen Sie regelmäßig die Restfeuchte mit geeigneten Methoden wie der Kalziumkarbid-Methode oder In-situ-Sonden, um sicherzustellen, dass die Feuchtigkeit im zulässigen Bereich liegt.
Durch sorgfältiges Management und regelmäßige Überprüfung der Restfeuchte können Sie sicherstellen, dass Ihr Beton den Anforderungen entspricht und spätere Schäden vermieden werden. Dies führt zu einer langlebigen und widerstandsfähigen Betonoberfläche.