Richtig heizen ist ein besonders in den letzten Jahren für viele Mieter und Hausbesitzer enorm wichtigem Thema geworden. Während es noch vor einigen Jahren hauptsächlich darum ging, dass sich die Bewohner in den eigenen vier Wänden auch während der kalten Jahreszeit wohlfühlen, rücken heute mehr und mehr ökonomische Kriterien in den Vordergrund. Das Haushaltsbudget soll so weit wie möglich entlastet werden und richtiges Heizen kann tatsächlich eine Menge Geld sparen, ohne dass Einbußen in der Wohn- oder Lebensqualität hingenommen werden müssen. Natürlich sind die Voraussetzungen teilweise sehr unterschiedlich, da Mieter naturgemäß weniger Möglichkeiten an Einsparpotenzial haben, als es bei den Eigenheimbesitzern der Fall ist. Und das beginnt bereits bei der Versorgung mit Brennstoffen.
Gasversorger profitieren von geringer Wechselbereitschaft
Das sagten im letzten Jahr sogar die Kartellbehörden. Dadurch geben Gas- bzw. Heizölkunden einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Marktmacht auf, da die Auswahlmöglichkeiten, die reichlich vorhanden sind, nur mäßig genutzt werden. Richtig heizen fängt beim Energieversorger an und es ist auch nach der Liberalisierung des deutschen Öl- und Gasmarktes noch viel Raum, um bei den Brennstoffpreisen viel Geld zu sparen.
Günstiger heizen mit preiswertem Gas
Man mag von den gängigen Preisvergleichsportalen im Netz halten, was man will. Sie sind allerdings durchaus in der Lage, einen gewissen Trend bei den Brennstoffpreisen abzubilden. Voraussetzung ist jedoch, dass bei der Suche mit individuellen Einstellungen gearbeitet wird. Dazu sollten zumindest die Bonusaktionen sowie die Anzeige aufgrund „Empfehlungen“ deaktiviert werden. Ein realistisches Abbild des Marktes erfolgt, wenn die Vertragslaufzeit und Preisfixierung auf zwölf Monate eingestellt sind.
Dazu ein Beispiel in folgender Konstellation: Norddeutschland, Privatnutzung, Ausschluss der Option „nur Ökogas“, billigster Preis zuerst:
Verbrauch | Preis im Grundversorgungstarif | Maximal mögliche Einsparung |
---|---|---|
5.000 kWh 50 qm | 405,40 | 177,56 |
12.000 kWh 100 qm | 822,00 | 241,31 |
18.000 kWh 150 qm | 1.161,60 | 499,38 |
Tagespreise für Heizöl vergleichen lohnt sich
Wer hier richtig heizen will, sollte in erster Linie auf sogenannte Notkäufe verzichten und seine Heizöllieferung entweder per Vorkasse oder direkt beim Tankwagenfahrer bezahlen. Auf jeden Fall ist es ratsam, wenn Saisonangebote genutzt werden und der Öltank schon im Sommer für die nächste Heizperiode gefüllt wird. Bei unserem Test schwankten die Preise zwischen 55,74 und 60,73 Euro je 100 Liter normales, schwefelarmes Heizöl bei einer Abnahmemenge von 5.000 Liter und EC-Kartenzahlung. Die Sommermonate sind übrigens eine besonders gute Zeit, um die Heizungsanlage im Keller warten zu lassen. Wer diese Überprüfungen regelmäßig machen lässt, kann seine jährlichen Kosten um bis zu fünf Prozent senken.
Richtiges Heizen braucht moderne Technik
Besonders hohen Anforderungen in Heizungssystemen unterliegen Brenner sowie Pumpe, die oft wochenlang und energetisch gesehen, möglichst perfekt arbeiten müssen. Nach einer Nutzungsdauer von zehn Jahren, sollte die Heizungspumpe, selbst bei regelmäßig stattgefundenen Wartungen ausgetauscht werden. Moderne Modelle der Aggregate, die sich bei der Regelung dem tatsächlichen Energiebedarf anpassen, verbrauchen rund 100 kWh weniger an Strom, was einer jährlichen Einsparung von ca. 130,- Euro entspricht.
Mieter oder Eigentümer – richtig heizen mit acht Tipps
Die meisten Empfehlungen zu diesem Thema sind zwar ziemlich einfach aber mit umso größerer Effizienz, die sich spätestens in der nächsten Nebenkostenabrechnung widerspiegeln wird. Auch auf aufwendige Umbauarbeiten kann verzichtet werden. Und wenn jeder Bewohner im Haushalt seine lieb gewonnenen Gewohnheiten auch nur ein wenig ändert, kann richtig heizen sogar richtig Spaß machen. Dazu kommt, was leider viel zu oft vergessen wird, dass ein sinnvoller und bewusster Umgang mit Wärmeenergie einen wesentlichen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt und ihrer nicht endlos vorhandenen natürlichen Ressourcen leistet.
1. „Zauberwort“ hydraulischer Abgleich
Hierbei wird jedem Heizkörper im Haus nur noch genau die Menge Wasser zugeführt, die ausreicht, um die am (voreinstellbaren) Thermostatventil für die einzelnen Räume festgelegten Temperaturen sicher zu erreichen. Das heißt in Kurzform und für eine Erdgasheizung:
- Reduzierung von rund 340 kg CO2 , dessen Ausstoß vermieden wird;
- Den einmaligen Installationskosten (ausschließlich durch einen Fachbetrieb) von 650,00 Euro steht eine Energieeinsparung von rund zehn Prozent gegenüber;
- Richtig heizen mit begrenzter Heißwasserzufuhr bedeutet bei einem 150 qm großem Einfamilienhaus eine jährliche Kostenreduzierung von ca. 120,- Euro.
2. Umrüstung auf elektronisch steuerbare Thermostate
Heizungsanlagen müssen keine Dauerläufer sein, um alle Räume eines Hauses konstant und zuverlässig auf Wohlfühltemperatur zu halten. Die einmalige Anschaffung automatischer Temperaturregler kostet pro Stück zwischen 10,- und 40,- Euro. Ihre Montage kann leicht selbst erledigt werden. Damit sie auch in den Nachtstunden oder während der Abwesenheit richtig heizen, können an den Ventilen mehrere Szenarien programmiert werden, die sich per Smartphone-App auch von unterwegs individuell nachjustieren lassen. Sparpotenzial: Einfamilienhaus mit bewohnbarer Fläche von 120 bis 140 qm ca. 150,- bis 180,- Euro/Jahr.
3. Richtig heizen – ohne Luft im System
Zischende Geräusche oder dezentes Gluckern aus dem Heizkörper signalisieren, dass wieder einmal Luft im Heizungskreislauf ist und die soll raus. Diese kleine Übung kann aber auch alle paar Monate prophylaktisch gemacht werden, da hierzu nur wenig Zeitaufwand und an Material lediglich ein passender Ringschlüssel sowie ein Auffangbehälter für eventuell austretendes Wasser erforderlich sind. Auch wenn es sich um automatische Entlüftungsventile handelt, sollten Sie die unscheinbaren Schräubchen im oberen Teil des Heizkörpers so lange aufdrehen, bis die eingeschlossene Luft entwichen ist und nur noch Wasser austritt.
4. Ästhetiker lieben Heizkörperverkleidungen
Dennoch sollte Zweckmäßigkeit gegenüber Schönheit den Vorrang haben, jedenfalls bei den Bewohnern, die auch wirklich richtig heizen wollen. Geben Sie den Heizkörpern eine Chance, dass sich die ausgestrahlte und ohnehin teuer bezahlte Wärme gleichmäßig und ohne natürliche Hindernisse im gesamten Raum ausbreiten kann. Im Übrigen wird dadurch die Gefahr einer eventuellen Schimmelbildung weitestgehend vermieden. Auch Möbel, dicke Vorhänge oder andere Gegenstände sollten sich in ausreichendem Abstand zur Wärmequelle befinden.
5. Ungedämmte Heizungsrohre bringen acht Prozent Mehrkosten
Damit die Wärme auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird, sollten sämtliche Heizungsrohre vom Keller bis zur Wohnung vollständig gegen thermische Verluste isoliert sein. Gut bewährt haben sich Schaumstoffmaterialien, die es als Meterware günstig im Baumarkt gibt, bzw. fertig konfektionierte Rohrschalen mit Mineralwolle, die nur noch mit selbstklebendem Aluminiumband an den Rohren befestigt werden müssen. Es macht auch Sinn, wenn hinter den Heizkörpern eine Dämmmatte befestigt wird, besonders, wenn sie an einer Außenwand montiert sind, die eher dünn ist.
6. Ein Grad runter mit der Raumtemperatur
Wohnmediziner und Baubiologen sagen es seit vielen Jahren: Tropische Temperaturen finden zwar viele Menschen gemütlich, auf Dauer gesehen, können sie jedoch sogar krankmachen. Neben einem gesunden Wohlfühlklima entspricht die Temperatursenkung um gerade ein Grad einer Reduzierung der verbrauchten Wärmeenergie (im 150 qm großen Wohnhaus mit Gasheizung) um die 1.400 kWh im Jahr. Macht unterm Strich und je nach Gasversorger zwischen 100,- und 120,- Euro jährlich. Mediziner, besonders HNO-Ärzte empfehlen folgende Richtwerte:
- Optimaler Temperaturwert im Wohnbereich: 20°C
- Küche: 18 bis 20°C
- Badezimmer: 23°C
- Schlafräume: 16 bis 18°C
7. Duschen ist günstiger, gesünder und geht schneller als Baden
Was nicht heißen soll, dass auf ein durchblutungsförderndes, kreislaufanregendes und gelenkentspannendes Wohlfühl- und Wellnessbad gänzlich verzichtet werden soll. Ein Mal im Monat, statt jede Woche, nimmt Ihr Körper ohnehin diesen wohlverdienten Genuss viel intensiver wahr. Und weil der Reinigungseffekt beim Duschen bedeutend höher als bei stehendem Wasser in der Wanne ist, sollte diese Umstellung sehr leicht fallen. Der Wasserverbrauch reduziert sich dabei um fast 50 Prozent und am Ende des Jahres dürften ca. 100,- weniger auf der Gasrechnung stehen.
8. Warmwasserverbrauch senken – weniger heizen
Immerhin 12 Prozent an den Heizkosten nimmt die Warmwasseraufbereitung für sich in Anspruch, sodass hier jeder Wasserhahn auf den Prüfstand gehört: Einige Denkanstöße, die helfen, dass es mit dem richtig heizen gleich viel besser klappt:
- Mal zwischendurch die Hände waschen, geht auch mit kaltem Wasser;
- Umrüstung auf Sparduschköpfe im Bad, die durch Luftbeimischung im Wasserstrahl den Verbrauch um bis zu 50 Prozent begrenzen;
- Geschirrspüler sind nicht nur gründlicher als manuelles Abwaschen von Tellern, Tassen und Kochgeschirr. Ihr Wasserverbrauch wird dazu um die Hälfte geringer sein und das Abwaschen insgesamt muss auch nicht mehr jeden Tag erfolgen;
Richtig heizen und automatisch steuern – Zukunftsmusik?
Absolut nicht, denn die moderne Haustechnik ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch. SmartHome ist den Kinderschuhen entwachsen und setzt sich in der Praxis mehr und mehr durch. Das intelligente Zuhause meint nicht erstrangig, dass sich der Kühlschrank nunmehr magisch und wie von selbst befüllt oder der Saugroboter während der Nachtstunden seine Kreise zieht. Kern der Hausautomation sind eher die zuverlässige und sichere Regelung der Wärmesteuerung, von Raumtemperaturen sowie die zweckmäßige Lüftung nach genau festgelegten Optimalwerten. Und SmartHome kann noch einiges mehr, wie zum Beispiel auf die regionalen Wetterdaten zugreifen, Rollos schließen und Temperaturprofile für die Nacht automatisch regeln. Richtig heizen, also in technischer Vollendung.
Schon mal an alternative Energiegewinnung gedacht?
Die Selbsterzeugung von Solarstrom ist nicht nur trendy, sondern sie lohnt sich auch als alternative Energiequelle, besonders, wenn Reststrommengen nicht in das öffentliche Netz eingespeist werden müssen und die gewonnene Naturenergie ausschließlich selbst verwendet wird. Solarpaneele sind günstig wie nie. Sinnvoll geplant sind sie imstande, die gesamte Warmwasserversorgung zu übernehmen und sie werden staatlich gefördert. Damit sie richtig heizen, sollte die Projektierung allerdings von einer Fachfirma erfolgen, die auch erforderliche Installationsarbeiten im Haus gesetzeskonform mit realisiert. Im Vorfeld energetischer Sanierungsvorhaben finden Haus- und Wohnungsbesitzer fachlich kompetenten Rat bei einem der unabhängigen Energieberater in der Region, die sich auch mit den aktuellen Förderprogrammen des Bundes bzw. der KfW auskennen.