Rissarten erkennen und richtig einordnen
Eine genaue Identifikation der verschiedenen Rissarten ist entscheidend, um die passenden Sanierungsmaßnahmen auszuwählen. Jede Art von Riss hat spezifische Merkmale und Ursachen, die seine Behandlung bestimmen.
Häufige Rissarten und ihre Merkmale
1. Putzrisse:
- Ursachen: Diese entstehen meist durch Schwundprozesse wie schnelles Trocknen oder durch eine falsche Zusammensetzung des Putzes.
- Erscheinungsbild: Feine, netzartige Risse, die oft nur bei Nässe deutlich sichtbar sind.
2. Putzlagenrisse:
- Ursachen: Probleme wie mangelhafte Putzmörtelzusammensetzung oder zu dicke Putzschichten führen zu diesem Rissbild.
- Erscheinungsbild: Diese Risse gehen durch mehrere Putzschichten und können das Trägermaterial erreichen, was sie besonders auffällig macht.
3. Stoß- und Lagerfugenrisse:
- Ursachen: Diese Risse entstehen durch unterschiedliche Feuchtigkeitsaufnahme der Baumaterialien oder thermische Spannungen.
- Erscheinungsbild: Typischerweise verlaufen diese Risse entlang der Mauerwerksfugen und sind leicht durch ihren parallelen Verlauf zu erkennen.
4. Risse durch Formveränderung:
- Ursachen: Sie entstehen durch Bewegungen im Bauwerk aufgrund von Temperaturschwankungen oder Feuchtigkeitsänderungen.
- Erscheinungsbild: Solche Risse treten häufig an Materialübergängen auf und zeigen die unterschiedlichen Eigenschaften der Baustoffe.
5. Bautechnische und konstruktionsabhängige Risse:
- Ursachen: Diese Risse sind häufig das Ergebnis konstruktiver Mängel wie fehlender Bewegungsfugen oder durch Windbelastung.
- Erscheinungsbild: Sie können gerade oder unregelmäßig, horizontal oder vertikal auftreten und sind oft an konstruktiven Schwächen zu erkennen.
6. Baugrundbedingte Risse:
- Ursachen: Solche Risse werden oft durch Setzungen im Baugrund verursacht, entweder durch geologische Veränderungen oder durch Erschütterungen.
- Erscheinungsbild: Diese Risse sind in der Regel groß und verlaufen oft durch mehrere Bauteilschichten.
Ihre Vorgehensweise bei der Erkennung
- Visuelle Inspektion: Untersuchen Sie die Risse bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und benetzen Sie die Oberfläche, um feinste Risse sichtbar zu machen.
- Messungen: Verwenden Sie Rissbreitenmesser, um die genaue Ausdehnung der Risse zu bestimmen.
- Fachmann hinzuziehen: Bei unsicherer Diagnose oder großen Rissbreiten sollten Sie einen Bausachverständigen zur genauen Analyse hinzuziehen. Dieser kann die Grundlage für eine nachhaltige Sanierung schaffen.
Ruhende oder bewegte Risse? So gehen Sie vor
Nachdem Sie die Rissart bestimmt haben, müssen Sie klären, ob es sich um ruhende oder bewegte (baudynamische) Risse handelt, bevor Sie mit der Reparatur fortfahren.
Prüfung auf Rissbewegung
Um die Bewegung eines Risses festzustellen, können Sie eine einfache Methode anwenden:
- Gipsplombe einsetzen: Tragen Sie eine etwa 1 bis 10 mm dicke Schicht Gips quer über den Riss auf und lassen Sie diese aushärten.
- Beobachtungszeitraum: Überwachen Sie die Gipsplombe über einen Zeitraum von ungefähr 28 Tagen.
Interpretation der Ergebnisse
- Unbeschädigte Plombe: Wenn die Gipsplombe unbeschädigt bleibt, handelt es sich um einen ruhenden Riss. Solche Risse können in Eigenregie unter Verwendung handelsüblicher Rissfüller und Beschichtungen repariert werden.
- Beschädigte Plombe: Wenn die Plombe reißt oder bricht, deutet dies auf einen bewegten Riss hin. Diese Art von Riss erfordert eine genauere Untersuchung durch einen Sachverständigen, um die Ursachen festzustellen und geeignete Sanierungsmaßnahmen zu planen.
Weiteres Vorgehen bei bewegten Rissen
- Fachliche Unterstützung: Kontaktieren Sie einen Bauingenieur oder Statiker, um eine detaillierte Analyse durchführen zu lassen. Fachleute können die genauen Ursachen der Rissbildung erfassen, sei es aufgrund geologischer Veränderungen, baulicher Mängel oder anderer dynamischer Bewegungen.
- Maßnahmen ergreifen: Auf Basis der Untersuchungsergebnisse werden Maßnahmen erarbeitet, die je nach Umfang der Schädigung von der Verstärkung der Konstruktion bis zur geologischen Stabilisierung des Baugrunds reichen können.
Sanierung von ruhenden Rissen – Schritt für Schritt
Die Sanierung ruhender Risse in der Fassade erfordert sorgfältige Vorbereitung und präzises Arbeiten, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Folgen Sie dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Vorbereitung
- Untersuchen Sie die Risse: Bevor Sie mit der Reparatur beginnen, müssen Sie die Tiefe und Breite der Risse gründlich untersuchen. Nutzen Sie dazu gegebenenfalls einen Rissbreitenmesser, um genaue Maße zu erhalten.
- Schutzmaßnahmen: Decken Sie die umliegenden Flächen mit Schutzfolien oder Malerkrepp ab, um die Fassade zu schützen.
Reinigung
- Schmutz und Ablagerungen entfernen: Reinigen Sie die betroffene Fläche gründlich mit einer Bürste oder einem Hochdruckreiniger. Sorgen Sie dafür, dass die Risse frei von Schmutz, Staub und losem Material sind.
- Trocknen lassen: Lassen Sie die Fassade vollständig trocknen. Eine trockene Unterlage ist entscheidend, damit die nachfolgenden Materialien optimal haften.
Füllung der Risse
1. Fassadengrundierung auftragen: Tragen Sie eine hochwertige Grundierung auf die gereinigten Rissbereiche auf. Diese stellt sicher, dass der Untergrund gleichmäßig saugt und die Haftung der Füllmaterialien verbessert wird.
2. Rissfüller anwenden:
- Haarrisse (bis 0,2 mm Breite): Verwenden Sie einen feinen, elastischen Rissfüller. Tragen Sie den Füller mit einem Spachtel in den Riss ein und glätten Sie die Oberfläche.
- Risse bis 0,5 mm Breite: Nutzen Sie einen flexiblen Rissfüller oder eine Armierungsmasse. Bei Bedarf, beispielsweise bei breiteren Rissen, können Sie zusätzlich ein Armierungsgewebe in die Masse einbetten, um die Stabilität zu erhöhen.
Nachbearbeitung
- Deckputz auftragen: Tragen Sie eine dünne Schicht Deckputz auf den gefüllten Riss auf und glätten Sie die Fläche sorgfältig.
- Trocknungszeiten einhalten: Lassen Sie die aufgetragenen Materialien ausreichend trocknen, bevor Sie mit weiteren Schritten fortfahren.
Anstrich
- Grundierung erneut auftragen (falls notwendig): Vor dem finalen Anstrich kann es sinnvoll sein, eine weitere Schicht Grundierung aufzutragen, um die Absorption zu verhindern und eine gleichmäßige Farbverteilung zu gewährleisten.
- Zweifacher Anstrich mit Fassadenfarbe: Streichen Sie die Fassade zweimal mit einer hochwertigen Fassadenfarbe. Dies sorgt nicht nur für ein ansprechendes Erscheinungsbild, sondern auch für zusätzlichen Schutz der sanierten Bereiche.
Abschluss
- Ergebnisse überprüfen: Nach Abschluss aller Arbeiten sollten Sie sicherstellen, dass alle Risse vollständig geschlossen und die Oberflächen glatt und gleichmäßig sind.
- Regelmäßig kontrollieren: Überprüfen Sie die sanierten Bereiche regelmäßig, um sicherzustellen, dass keine neuen Risse entstehen und die Reparaturen intakt bleiben.
Durch die genaue Befolgung dieser Schritte können Sie sicherstellen, dass ruhende Risse an Ihrer Fassade dauerhaft saniert werden und die Struktur Ihres Gebäudes geschützt bleibt.