Rissbreiten und Toleranzen – Was ist akzeptabel?
Risse im Innenputz sind nicht zwingend ein Grund zur Sorge. Es ist jedoch essenziell, die Rissbreite sowie den Kontext zu verstehen.
- Rissbreite: Risse bis 0,2 mm gelten allgemein als akzeptabel und beeinträchtigen weder Stabilität noch Optik erheblich. Bei Strukturputz mit gröberen Körnungen kann eine Rissbreite bis zu 0,4 mm akzeptabel sein.
- Dynamische Risse: Diese entstehen durch Bewegungen im Bauwerk und sollten beobachtet werden. Eine elastische Füllung, etwa mit Acryl, ist oft sinnvoll.
- Optische Beeinträchtigung: Auch innerhalb der Toleranzen können Risse optisch störend wirken, insbesondere an gut sichtbaren Stellen. In solchen Fällen kann eine ästhetische Nachbesserung erforderlich sein.
Wenn Sie unsicher sind, ob ein Riss akzeptabel ist, messen Sie die Rissbreite und analysieren Sie die Ursache. Bei ungewöhnlich breiten oder aussehenden Rissen sollten Sie eine Fachkraft konsultieren.
Risse im Innenputz richtig beurteilen
Eine fundierte Beurteilung der Risse im Innenputz erfordert ein systematisches Vorgehen:
- Visuelle Inspektion: Überprüfen Sie die Rissbildung gründlich und achten Sie auf Lage, Verlauf und Verästelungen.
- Rissbreite messen: Nutzen Sie eine Rissbreitenkarte zur genauen Bestimmung der Rissbreite. Haarrisse bis zu 0,2 mm sind oft unbedenklich.
- Risslänge und -verlauf dokumentieren: Markieren und fotografieren Sie die Länge und den Verlauf des Risses zur späteren Nachverfolgung.
- Rissart identifizieren: Analysieren Sie Form und Verteilung der Risse, um mögliche Ursachen zu identifizieren. Unterschiedliche Rissarten weisen auf verschiedene Probleme hin.
- Dynamische Risse beachten: Risse, die sich kontinuierlich verändern oder breiter als 0,4 mm sind, sollten besonders beobachtet und gegebenenfalls von einer Fachkraft untersucht werden.
Ein systematisches Vorgehen hilft Ihnen dabei, zukünftige Risse zu vermeiden.
Arten von Rissen im Innenputz
Die verschiedenen Rissarten im Innenputz können auf unterschiedliche Ursachen hinweisen. Hier sind die häufigsten Rissarten und deren charakteristische Merkmale:
Haarrisse:
Verlauf: Sehr feine, netzartige Risse, die sich über große Flächen verteilen können.
Ursache: Schwinden des Putzes während des Trocknungsprozesses oder minimale Bewegungen im Untergrund.
Spannungsrisse:
Verlauf: Diagonal, häufig an Stellen mit hoher Spannungsbelastung wie Türen und Fenstern.
Ursache: Mechanische Spannungen im Putzgrund oder Putzmaterial durch Bewegungen im Mauerwerk.
Setzrisse:
Verlauf: Vertikal oder horizontal, abhängig von der Gebäudebewegung.
Ursache: Setzungsbewegungen des Gebäudes, besonders in den ersten Jahren nach dem Bau.
Materialübergangsrisse:
Verlauf: Entlang von Übergängen zwischen verschiedenen Baumaterialien.
Ursache: Unterschiedliche thermische Dehnungskoeffizienten und Bewegungseigenschaften der Materialien.
Schwindrisse:
Verlauf: Unregelmäßig, oft netzförmig.
Ursache: Schrumpfen des Putzes beim Trocknen, verstärkt durch zu schnelles Trocknen oder falsche Materialzusammensetzungen.
Durchbiegungsrisse:
Verlauf: Parallel zu Decken oder Trägern.
Ursache: Bewegungen oder Durchbiegungen tragender Bauteile, die auf den Putz übertragen werden.
Durch genaue Analyse und systematischen Ansatz lassen sich die Ursachen der Risse besser erfassen und geeignete Maßnahmen zur Ausbesserung ergreifen.
Lösungen für verschiedene Rissarten
Je nach Art des Risses im Innenputz sollten Sie unterschiedliche Verfahren zur Sanierung anwenden:
Haarrisse und feine Netzrisse behandeln
Kleinere, oberflächliche Risse lassen sich meist einfach beheben:
- Riss vergrößern: Verbreitern Sie den Riss mit einem scharfen Werkzeug, um die Haftfläche für das Füllmaterial zu erhöhen.
- Reinigung: Entfernen Sie Staub- und Schmutzpartikel aus dem Riss mit einer Bürste oder Druckluft.
- Vornässen: Befeuchten Sie den Riss mäßig, um die Bindefähigkeit der Spachtelmasse zu verbessern.
- Füllung: Füllen Sie den Riss mit geeigneter Spachtelmasse oder Gips.
- Glätten: Glätten Sie die Oberfläche und entfernen Sie überschüssiges Material.
- Trocknungszeit: Lassen Sie die Spachtelmasse vollständig austrocknen.
Spannungs- und Setzrisse beheben
Bei Spannungs- und Setzrissen sollten folgende Schritte beachtet werden:
- Ursachenanalyse: Analysieren Sie die Ursache und beheben Sie diese nach Möglichkeit.
- Riss öffnen: Öffnen Sie den Riss auf eine Breite von etwa 5 mm.
- Staub entfernen: Reinigen Sie den Riss sorgfältig.
- Elastische Füllung: Verwenden Sie ein elastisches Füllmittel wie Acryl-Dichtmasse.
- Glätten: Glätten Sie die gefüllte Fläche mit einem geeigneten Werkzeug.
Materialübergangsrisse abdichten
Bei Materialübergangsrissen sind flexible Lösungen erforderlich:
- Vorbereitung: Säubern Sie den Riss und entfernen Sie lose Putzpartikel.
- Füllmaterial einbringen: Tragen Sie eine elastische Acrylmasse in den Riss ein.
- Nivellierung: Verteilen und glätten Sie die Acrylmasse mit einem Fugenglätter.
- Aushärtung: Lassen Sie die Acrylmasse vollständig aushärten.
Wichtig für alle Risse
- Fachberatung: Bei größeren Rissen oder unklaren Ursachen sollten Sie eine Fachkraft hinzuziehen.
- Materialauswahl: Achten Sie auf die Kompatibilität der verwendeten Spachtelmassen oder Dichtstoffe mit dem bestehenden Putzmaterial.
- Präventionsmaßnahmen: Installieren Sie bei Bau- oder Renovierungsarbeiten Dehnungsfugen und achten Sie auf eine fachkundige Anwendung des Putzes, um zukünftige Risse zu vermeiden.
Durch die konsequente Anwendung dieser Maßnahmen können Sie Risse im Innenputz effektiv sanieren und gleichzeitig die Entstehung neuer Risse verhindern.