Biegeverkürzung
Technisch spricht man von der sogenannten „Biegeverkürzung“. Sie kann je nach Material ganz unterschiedliche Werte annehmen, und man muss sie separat berechnen (auch wenn man ein CAD-Programm verwendet, da CAD-Software die auftretende Biegeverkürzung eines Materials nicht automatisch berücksichtigt).
Abhängig ist die Biegeverkürzung von folgenden Faktoren:
- Festigkeit des Werkstoffs
- Beschichtung des Werkstoffs
- die sogenannte Duktilität (Verformung des Werkstoffs beim Biegen)
- die Gefügeart des Stahls (austenitisch, ferritisch oder martensitisch)
- Durchmesser des Rundstahls
- verwendete Biegetechnik
- Biegeradius
- Biegewinkel
Durch die Vielzahl der Faktoren, die auf die Biegeverkürzung Einfluss haben, ist eine technische Berechnung nie hundertprozentig exakt. Mit geringen Abweichungen vom errechneten Ergebnis muss man also immer rechnen.
Grundsätzliche Berechnung
Die Länge des Werkstücks nach dem Biegen würde man im Allgemeinen auf folgende Weise berechnen, wenn man einen 90°-Winkel biegt:
Länge des ersten Teilstücks + Länge des zweiten Teilstücks + Bogenmaß ½ ? (r+ ½ t)
r … Biegeradius, t … Materialdurchmesser
Damit wäre eine Verkürzung im gebogenen Teil allerdings nicht berücksichtigt. Zudem ist die Länge des Werkstücks ja an seiner Innenseite geringer als an seiner Außenseite. Auch dieser Unterschied wird bei diesem Berechnungsweg nicht berücksichtigt, es wird mit dem oben beschriebenen Weg ein Mittelwert zwischen innen und außen ermittelt.
Näherungsweise Korrektur
Mit dem Mittelwert zwischen Innen- und Außenlänge kann man in der Praxis durchaus leben. Die Materialverkürzung mittels Korrekturfaktoren mit einzuberechnen kann näherungsweise funktionieren, liefert in der Praxis aber oft kein ausreichendes Ergebnis.
Für Konstruktionen im professionellen Bereich werden deshalb genaue Tabellen verwendet, die sogenannte Abzugswerte enthalten. Berücksichtigt werden muss dabei auch der Winkel.
Unterschiede durch den Biegewinkel
Der Biegewinkel hat einen wesentlichen Einfluss auf die Biegeverkürzung. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Abweichung umso größer ist, je größer der Winkel ist. Dabei gibt es allerdings keinen linearen Zusammenhang zwischen Winkel und der Verkürzung. Das macht die Berechnung umso schwieriger.