Zur Herstellung von Schafwolldämmungen findet reine Schafschurwolle Verwendung. Die Rohwolle dafür stammt fast ausschließlich aus Europa. Nach dem Scheren wird sie gewaschen, entfettet und mit einem langlebigen Mottenschutz versehen. Danach wird die Wolle in ihre Einzelfasern aufgelöst, die zum Ausgangsmaterial für dünne Vliese werden. Für die Herstellung von Dämmmatten werden diese übereinandergeschichtet und vernadelt. Dämmplatten aus Schafwolle werden ab einer Dicke von 10 cm in einem thermischen Verfahren mit synthetischen Fasern verdichtet. Alternativ kommen zur Stabilisierung auch Naturstoffe wie Kokosfasern in Betracht. Borsalze werden in Schafwolldämmungen verwendet, zum Teil dienen sie gleichzeitig als Mottenschutz.
Tabelle 1: Die Eigenschaften von Schafwolle im Überblick
Wärmeleitfähigkeit | 0,035 – 0,045 W/mK |
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Baustoffklasse | Alt: B, Neu: E (normal entflammbar) |
minimale Dämmdicke gemäß EnEV 2014 | 16 cm |
Rohdichte | 18 – 30 kg/m3 |
Preis pro m2 | 15 – 25 EUR |
Wie kommen Schafwolldämmungen in den Handel?
Schafwolle zur Wärmedämmung wird in Form von Fliesen, Dämmmatten, Dämmplatten, Klemmfilzen sowie als Stopfwolle angeboten. In Deutschland beträgt ihr Marktanteil auf dem Dämmstoffmarkt bisher etwa 0,5 %. Mit ihren bauphysikalischen Eigenschaften und einem m2-Preis von 15 bis 25 Euro kann Schafwolle jedoch eine leistungsstarke natürliche Alternative zu gängigen Dämmstoffen wie Mineralwollen oder Polystyrolen (EPS, XPS) sein. Dämmmaterialien aus Schafwolle werden von verschiedenen Herstellern auf den Markt gebracht, zu den bekannteren Namen gehören beispielsweise Alchimea, Fisolan, Isolena oder Woolin.
Über welche bauphysikalischen Eigenschaften verfügt Schafwolle als Dämmstoff?
Die Wärmeleitfähigkeit (? – Lambda) von Schafwolle liegt zwischen 0,035 und 0,045 W/mK (Watt pro Meter x Kelvin). Ihre Wärmedämmungsleistung liegt damit auf dem gleichen Niveau wie die Dämmungswirkung von Steinwolle, EPS und XPS. Schafwolldämmungen verfügen über hervorragende Wärme- und Schallschutzeigenschaften. Außerdem tragen sie zu einer guten Klimaregulierung im Gebäude bei.
Hochgradige Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität
Der Wasserdampfdiffusionswiderstand von Schafwolle beträgt nur 1 bis 2 ? – sie ist damit hochgradig diffusionsoffen und kapillaraktiv. Schafwolle ist in der Lage, Feuchtigkeit bis zu 33 % ihres Eigengewichtes aufzunehmen, im Faserinneren zu binden und wieder nach außen abzugeben. Durch den hohen Lufteinschluss in den Fasern bleibt ihre Dämmwirkung auch erhalten, wenn sie feucht geworden ist. Nach außen bewirkt die Schuppenstruktur der Schafwollfasern ein wasserabweisendes Verhalten.
Schafwolle ist geruchs- und schadstoffneutralisierend
Zu den Besonderheiten von Schafwolldämmungen gehört, dass sie in der Lage sind, Gerüche zu neutralisieren und Luftschadstoffe abzubauen. Verantwortlich dafür sind Keratin-Proteine, aus denen die Schafwollfasern zu 97 % bestehen. Keratin regiert mit Schadstoffen wie Ozon oder Formaldehyd und sorgt für deren dauerhaften Abbau. Daher eignet sich Schafwolle hervorragend für die Sanierung schadstoffbelasteter Gebäude. In Neubauten werden Schafwolldämmungen zum Teil auch präventiv verwendet, um Schadstoffemissionen auszuschließen.
Tabelle 2: Schafwolle und andere Wärmedämmstoffe im Vergleich
Dämmstoffe | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke laut EnEV (cm) | Kosten pro m2 (Euro) |
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Schafwolle | 0,035 – 0,045 | 16 | 15 – 25 EUR |
Hanf | 0,04 – 0,045 | 16 | 10 – 27 EUR |
Steinwolle | 0,035 – 0,045 | 14 | 10 – 20 EUR |
EPS/Styropor | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 EUR |
Einsatzbereiche von Schafwolle zur Wärmedämmung
Schafwolle kann überall dort zur Wärmedämmung verwendet werden, wo die Dämmschicht keine extrem starken Druckbelastungen verkraften muss. Daraus ergeben sich sehr vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Schafwolle dient beispielsweise zur:
- Fassadendämmung: In diesem Einsatzbereich findet Schafwolle vor allem zur Innendämmung von Außenwänden, für Kerndämmungen, jedoch auch für Außendämmungen in Form einer Vorhangfassade Verwendung. Ebenso wie andere natürliche Dämmstoffe (z. B. Hanf, Flachs oder Zellulose) ist Schafwolle auch zur Wärmedämmung von Gebäuden in Holzrahmen- oder Holztafelbauweise geeignet.
- Dachdämmung: Zur Dachdämmung wird Schafwolle vor allem für Zwischen- und Untersparrendämmung eingesetzt. Grundsätzlich kann sie jedoch auch für witterungsgeschützte Außendämmungen im Dachbereich verwendet werden.
- Decken- und Bodendämmung: Schafwolle eignet sich hervorragend zur Wärme- und Trittschalldämmung von Decken und Böden. Auch bei der Dämmung der obersten Geschoßdecke entfaltet dieser Dämmstoff seine Stärken.
- Hohlraumdämmungen.
- Wärme- und Schalldämmung in Innenräumen.
- Technische Dämmung.
Vorteile von Schafwolldämmungen:
- Sehr gute Wärmedämmungsleistung
- Hervorragender Schall- und Hitzeschutz
- Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität
- Resistenz gegen Feuchtigkeit, Schimmel und Verrottung
- Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
- Wirtschaftlichkeit
- Leichte Bearbeitung
- Schadstofffreiheit, Recyclingfähigkeit
- Geruchs- und schadstoffneutralisierende Wirkung.
Nachteile von Schafwolldämmungen:
- Brennbarkeit
- Nur bedingte Schädlingsresistenz: Unbehandelte Schafwolle ist stark durch den Befall mit Schädlingen gefährdet. In der Praxis ist daher ein zuverlässiger Mottenschutz der Dämmung wichtig. Schnitt- und Schadstellen einer Schafwolldämmung sollten daher grundsätzlich mit Borsalzlösungen nachbehandelt werden.