Botanische Eigenschaften des Schilfrohrs
Das Schilfrohr (Phragmites australis) ist eine beeindruckende Pflanze aus der Familie der Süßgräser (Poaceae), die sich durch einige besondere botanische Merkmale auszeichnet.
Wuchshöhe und Struktur: Schilfrohr ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die bis zu vier Meter hoch werden kann. Die Halme sind aufrecht, meist unverzweigt und weisen einen Durchmesser von 2 bis 15 Millimetern auf. An der Basis verholzen die Halme und besitzen zahlreiche Knoten.
Blätter: Die Laubblätter sind wechselständig angeordnet und setzen sich aus Blattscheide und Blattspreite zusammen. Statt eines Blatthäutchens haben sie einen Haarkranz. Mit einer Länge von 10 bis 100 Zentimetern und einer Breite von 0,4 bis 5 Zentimetern sind die Blattspreiten in der oberen Hälfte rau an den Rändern.
Blütenstand: Im Hochsommer entwickelt das Schilfrohr rispige Blütenstände, die bis zu 50 Zentimeter lang sind. Unten befinden sich männliche, darüber zwittrige Blüten. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September. Früchte reifen jedoch erst im Dezember oder später.
Wachstum und Vermehrung von Schilf
Schilfrohr zeichnet sich durch ein kräftiges Wachstum und effektive Vermehrungsmethoden aus. Das unterirdische Rhizomsystem der Pflanze ist stark ausgeprägt und kann sich im Sommer täglich um mehrere Zentimeter verlängern, was eine schnelle Ausbreitung ermöglicht.
Schilf vermehrt sich sowohl vegetativ durch Rhizome und Leghalme als auch durch Samen. Diese Leghalme bilden an ihren Knoten Wurzeln, wenn sie den Boden berühren. Um diese Methode im Garten zu nutzen, graben Sie die Leghalme einfach in flache Rinnen ein.
Auch die Vermehrung über Samen ist möglich. Schilfsamen sind Lichtkeimer und können nach der Reife bis zu vier Jahre keimfähig bleiben. Zur gezielten Vermehrung im Garten können Sie Teilstücke des Wurzelstocks mit mindestens einem Knoten entnehmen und neu einpflanzen.
Wegen seines schnellen Wachstums und seiner Anpassungsfähigkeit ist Schilfrohr auch in naturnahen Gärten und Renaturierungsprojekten beliebt. Zur Kontrolle der Ausbreitung im Garten sollten Sie Schilf in Pflanzkörbe setzen.
Standortansprüche und Verbreitung von Schilf
Schilfrohr gedeiht an nassen Standorten und bildet dichte Bestände. Es verträgt eine Kolonialisierungstiefe von bis zu einem Meter Wassertiefe und bevorzugt stickstoffreiche, basenreiche Böden. Schilf wächst am besten an sonnigen bis halbschattigen Orten und toleriert Salz, Frost und Wasserstandsschwankungen. Das Gemeine Schilfrohr ist weltweit verbreitet und kommt in Lebensräumen wie Ufern stehender oder langsam fließender Gewässer, Moorwiesen und Erlenbruchwäldern vor.
Bei der Kultivierung im Garten sollte Schilf in Pflanzkörben gesetzt werden, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern. Diese robuste Pflanze trägt durch ihre Anpassungsfähigkeit erheblich zur Stabilisierung und Renaturierung von Gewässerrändern bei.
Schilf im Garten
Schilf kann im Garten dekorative und praktische Funktionen erfüllen. Es eignet sich hervorragend zur Randbepflanzung von Gartenteichen und Schwimmteichen und dient als natürlicher Sicht- und Windschutz.
Standort und Pflanzung
Schilf gedeiht am besten an sonnigen bis halbschattigen Standorten in dauerfeuchtem bis sumpfigem Boden. Um zu verhindern, dass es sich unkontrolliert ausbreitet, setzen Sie Schilf in kleinlochige oder komplett geschlossene Pflanzkörbe. Doppeln Sie die Teichfolie um das Schilf, um Schäden durch die kräftigen Triebe zu vermeiden.
Pflege und Vermehrung
Schilf ist pflegeleicht und benötigt keine zusätzlichen Düngegaben. Ein Rückschnitt der Halme ist erst im Frühjahr erforderlich. Zur Eindämmung des Wachstums können Sie den Wurzelstock teilen und die Teilstücke an anderer Stelle im Teich einsetzen.
Vorteile im Garten
Schilf bereichert den Garten nicht nur ästhetisch, sondern auch ökologisch. Es verbessert das Mikroklima und bietet Tieren wie Vögeln und Insekten Lebensraum. Durch die Filterung von Schadstoffen trägt Schilf zur Wasserreinigung bei. Für eine vielseitige Teichrandbepflanzung kombinieren Sie Schilf mit Sumpf-Schwertlilien oder Grünen Teichbinsen.
Ökologische Bedeutung von Schilf
Schilf spielt eine wichtige Rolle in Ökosystemen. Es trägt zur Torfbildung in wiedervernässten Niedermooren bei, was zur CO2-Speicherung beiträgt. Schilf bietet vielen Tieren, darunter seltenen und gefährdeten Arten, Lebensraum. Durch sein dichtes Wurzelsystem stabilisiert Schilf Uferbereiche und verhindert Erosion.
In der Wasserwirtschaft wird Schilf in Pflanzenkläranlagen und Retentionsbodenfiltern zur Schadstoffreinigung eingesetzt. Die Pflanze fördert den Abbau organischer Substanzen durch Mikroorganismen und erhöht durch Sauerstoffeintrag die Reinigungsleistung. Diese Eigenschaften machen Schilf zu einer wichtigen Pflanze für die ökologische Wasseraufbereitung.
Verwendung von Schilf
Schilf findet in verschiedenen Bereichen Anwendung:
Naturbaustoffe
Schilf wird als Reet zur Dachdeckung genutzt und bietet dank seiner feuchtigkeitsbeständigen Eigenschaften eine langlebige Lösung. Schilfrohrplatten dienen als Putzträger im Lehmbau und als Trittschalldämmung sowie Trennwand in ökologischem Trockenbau.
Energiegewinnung
Schilf eignet sich zur Herstellung von Biogas und Cellulose-Ethanol, was zur Reduktion der CO2-Emissionen beiträgt. Die Pflanze kann stofflich und energetisch genutzt werden.
Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung
Schilfmatten werden zur Lagerung von Früchten und zur Renaturierung von Feuchtgebieten verwendet. Schilf stabilisiert Uferbereiche und schützt vor Erosion.
Wasserreinigung
Schilf unterstützt durch sein Wurzelgeflecht die Zersetzung organischer Substanzen und fördert die Sauerstoffzufuhr, was die mikrobielle Reinigung in Pflanzenkläranlagen verbessert.
Dekorative und Nutzanwendungen
Schilfmatten dienen als Beschattung und Windschutz in Gewächshäusern. Traditionell wurde Schilf in der Antike zur Herstellung von Schreibrohren genutzt.
Schilf in Pflanzenkläranlagen und Bodenfiltern
Schilf spielt eine zentrale Rolle in Pflanzenkläranlagen und Retentionsbodenfiltern. Es fördert den Abbau von Schadstoffen durch Mikroorganismen und trägt durch Sauerstoffeintrag zur Reinigungsleistung bei.
Funktion in Pflanzenkläranlagen
In Pflanzenkläranlagen fördern die Wurzelsysteme des Schilfs ansiedelnde Mikroorganismen den Abbau von Abwasserinhaltsstoffen. Die Pflanze verbessert durch ihre hohlen Stängel die Sauerstoffversorgung des Wassers.
Einsatz in Retentionsbodenfiltern
Retentionsbodenfilter mit Schilfbewuchs verbessern die Reinigungsleistung durch das Rhizomwachstum der Pflanze. Schilf transpirieren große Mengen Wasser und verlängert die Kontaktzeit zur Schadstoffabsorption.
Vorteile und Nachteile
Schilf steigert die mikrobiellen Abbauaktivitäten und verbessert die Wasserqualität, stabilisiert die Struktur der Filtersubstrate und verlängert die Lebensdauer der Anlagen. Allerdings ist Schilf empfindlich gegenüber Trockenheit und mechanischen Belastungen.
Schilf zur Klärschlammbehandlung
Schilf wird zunehmend zur Klärschlammbehandlung in Kläranlagen eingesetzt. Die Pflanze entzieht dem Schlamm Wasser durch Verdunstung und fördert den mikrobiellen Abbau.
Funktionsweise
Schilf transpirieren große Mengen Wasser aus dem Klärschlamm, und Mikroorganismen im Wurzelraum bauen die organischen Stoffe ab. Über mehrere Jahre wird der Klärschlamm in humushaltige Klärschlammerde umgewandelt.
Vorteile der Schilfbehandlung
Diese Methode ist umweltfreundlich, reduziert die zu entsorgende Klärschlammmenge und ermöglicht die Nutzung der entstanden Erde als Dünger. Schilf sorgt für eine notwendige Strukturstabilität und kontinuierliche Entwässerung.
Prozess und Wartung
Der Entwässerungs- und Vererdungsprozess dauert mehrere Jahre. Nach der Aufsättigung des Schilfbeetes wird die obere Schicht ausgebaggert, und die darunter liegenden Rhizome treiben erneut aus. Regelmäßige Pflege stellt sicher, dass Schilf seine Funktionalität beibehält und den Entwässerungsprozess fortführt.
Schilfbeete bieten eine nachhaltige und effiziente Methode zur Klärschlammbehandlung, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist.