Was ist Silberstahl?
Silberstahl ist ein besonderer Werkzeugstahl, der durch seine glänzend polierte und geschliffene Oberfläche auffällt. Er gehört zur Gruppe der Kaltarbeitsstähle und enthält eine Legierung aus Chrom und Vanadium. Diese Komponenten verleihen ihm eine hohe Zähigkeit und Schnitthaltigkeit, wodurch er ideal für Anwendungen ist, in denen Werkzeuge keiner hohen Temperaturbelastung ausgesetzt sind.
Der Name „Silberstahl“ stammt von der glänzenden, silbernen Oberfläche, die charakteristisch ist. Heute wird dieser Stahl unter den Werkstoffnummern 1.2210 und 115CrV3 geführt. Er ist bekannt für seine Präzision und die Möglichkeit, seine Härte gezielt durch Wärmebehandlung zu beeinflussen, was ihn für langlebige Schneidwerkzeuge prädestiniert.
Zusammensetzung und Eigenschaften von Silberstahl
Silberstahl enthält hauptsächlich Eisen, 1,2 % Kohlenstoff, 0,7 % Chrom und 0,1 % Vanadium. Diese Zusammensetzung führt zu folgenden Eigenschaften:
- Hohe Härte: Der Kohlenstoffanteil sorgt für eine Härte, die sich durch Wärmebehandlung steigern lässt und Werte von bis zu 64 HRC erreichen kann.
- Zähigkeit: Auch nach dem Härten bleibt der Kern des Stahls widerstandsfähig gegen Risse und Brüche.
- Schnitthaltigkeit: Werkzeuge aus Silberstahl behalten ihre Schärfe lange.
- Gute Bearbeitbarkeit: Die Bearbeitung ist gut möglich, präzises Zerspanen und Schleifen sind kein Problem.
- Korrosionsbeständigkeit: Der Chromanteil verleiht eine gewisse Korrosionsresistenz.
Dieses Zusammenspiel von Elementen macht Silberstahl ideal für hochwertige Schneidwerkzeuge und andere präzise Anwendungen.
Verwendung von Silberstahl
Silberstahl findet in diversen Branchen breite Anwendung:
- Metallbearbeitung: Herstellung von Schneidwerkzeugen wie Bohrern, Gewindebohrern und Fräsern, die lange halten und widerstandsfähig sind. Auch Schlagwerkzeuge wie Meißel und Hämmer werden daraus gefertigt.
- Präzisionsmechanik: Feinmechanische Bauteile wie Zahnräder und Lager profitieren von der maßhaltigen und präzisen Bearbeitung.
- Medizintechnik: Hergestellte chirurgische Instrumente und Implantate zeichnen sich durch ihre gute Schnitthaltigkeit und Korrosionsbeständigkeit aus.
- Automobilindustrie: Herstellung von hoch belasteten Bauteilen wie Kurbel- und Nockenwellen.
- Maschinenbau: Einsatz in Schwerlastmaschinen und Präzisionsmaschinen, hauptsächlich für Achsen, Bolzen und Führungsschienen.
- Bauwesen: Verwendung in Baukomponenten wie Stützen, Träger und Befestigungselemente.
Bearbeitung von Silberstahl
Die Bearbeitung von Silberstahl erfolgt in mehreren Schritten:
- Weichglühen: Durchführung bei Temperaturen zwischen 710 und 750 °C zur Stabilisierung der Materialstruktur.
- Zerspanung: Ermöglicht die Herstellung komplexer Werkstücke durch Bohren, Drehen und Fräsen.
- Härten: Erhitzung auf 810–840 °C bei Ölabkühlung oder 780–820 °C bei Wasserabkühlung, jeweils abhängig vom Abschreckmedium.
- Anlassen: Abstimmung der Härte durch Erwärmen auf 100°C bis 300 °C, wobei die Härte von 64 HRC (bei 100 °C) auf 60 HRC (bei 300 °C) eingestellt werden kann.
Lieferformen und Normen
Silberstahl ist in verschiedenen Formen und Abmessungen erhältlich:
- Rund- und Vierkantstangen: Diese sind in Standardlängen von 1000 mm und 2000 mm mit Durchmessern von 1 mm bis 60 mm verfügbar.
- Toleranzklassen: Gemäß den ISO-Normen EN 10278 und EN 17350 sind Toleranzen wie h6, h8 und h9 erhältlich.
Zu den einschlägigen Regelwerken gehören DIN 1754 (für Maße und Toleranzen) und DIN 1758 (für die Oberflächenqualität), welche sicherstellen, dass die Anforderungen an Silberstahl erfüllt werden.
Silberstahl im Detail: Technische Aspekte
Silberstahl wird häufig in Anwendungen eingesetzt, die hohe Zugfestigkeit und Härte erfordern. Diese Eigenschaften erreicht er durch eine sorgfältige Legierung und präzise Wärmebehandlungsverfahren:
- Zugfestigkeit und Härte: Der Stahl kann bis zu einer Härte von 64 HRC gehärtet werden.
- Wärmeleitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit: Trotz der Kaltarbeitsstahl-Zuordnung weist Silberstahl eine gute Wärmeleitfähigkeit und durch den Chromanteil eine moderate Korrosionsbeständigkeit auf.
- Dimensionierung und Toleranzen: Verfügbarkeit in präzisen Abmessungen gemäß den ISO-Normen.
Die Bedeutung der Wärmebehandlung bei Silberstahl
Die Wärmebehandlung ist essentiell, um die gewünschten Eigenschaften des Silberstahls zu erreichen:
- Weichglühen: Durchführung im Temperaturbereich von 710 °C bis 750 °C.
- Härten: Anwendung von Temperaturen zwischen 780 °C und 840 °C, abhängig vom Abschreckmedium (Öl oder Wasser).
- Anlassen: Präzises Einstellen der Härte durch Temperaturen von 100 °C bis 300 °C.
Jede Phase muss sorgfältig geplant und ausgeführt werden, um optimale Materialeigenschaften wie Härte und Zähigkeit sicherzustellen.
Silberstahl im Vergleich zu anderen Werkzeugstählen
Silberstahl unterscheidet sich durch seine Legierungselemente und bietet:
- Höhere Schnitthaltigkeit und Verschleißfestigkeit: Durch Chrom- und Vanadiumanteile.
- Bessere Bearbeitbarkeit: Im Vergleich zu Schnellarbeitsstählen.
- Korrosionsbeständigkeit: Aufgrund des Chromanteils.
Diese Merkmale machen Silberstahl besonders geeignet für Anwendungen bei niedrigeren Temperaturen im Vergleich zu Schnell- oder Warmarbeitsstählen.
Anwendungsbeispiele für Silberstahl im Detail
Silberstahl wird wegen seiner spezifischen Eigenschaften in verschiedenen Branchen geschätzt:
- Werkzeugherstellung: Herstellung von Bohrern, Fräsern und präzisen Schneidwerkzeugen.
- Medizintechnik: Herstellung von Skalpellen, Pinzetten und Implantaten.
- Präzisionsmechanik und Optik: Verwendung in Uhren und optischen Instrumenten.
- Automobilindustrie: Fertigung von Kurbel- und Nockenwellen.
- Bauwesen: Einsatz in Brücken und Gebäuden.
- Maschinenbau: Optimierung von Schwerlast- und Präzisionsmaschinen.
Diese Beispiele unterstreichen die Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit von Silberstahl in zahlreichen technischen und industriellen Anwendungen.