Kostenbeispiel: Solardachziegel
Beispielsituation:
- nachträglicher Einbau im Altbau
- Solardachziegel, 5 kWp
- 50 m² Dachfläche
- durchschnittlicher Einbau-Aufwand
- Stromspeicher 9,5 kWh: Speicherkosten in Stromkosten eingerechnet
- Gerüstkosten nicht berücksichtigt (zusätzliche Kosten)
Posten | Preis |
---|---|
Abbau Alteindeckung | 1.250 EUR |
Solaranlage | 18.500 EUR |
Gesamtkosten | 19.750 EUR |
pro m² | 395 EUR pro m² |
jährl. Ertrag | 4.400 kWh |
Stromkosten Speicherung | 16,83 Cent/kWh |
Weiter unten im Artikel finden Sie zudem zwei weitere Preisbeispiele, mit einer teureren und einer günstigeren Beispielsituation. Damit erhalten Sie ein Gefühl für die Bandbreite des möglichen Kostenspektrums.
Kostenfaktoren
- Ausführung
- Hersteller
- Effizienz und Gegebenheiten vor Ort
- Einbau-Aufwand
- Zusätzliche Arbeiten
Ausführung
Solardachziegel vs. Indach-Anlagen, BIPV-Module
Indach-Anlagen. Indach-Solaranlagen ersetzen die Dachziegel auf Teilen der Dachfläche und liegen mit ihnen nahezu auf einer Ebene. Die Befestigung der einzelnen Solarelemente erfolgt in den meisten Fällen über ein Schienensystem.
Indach-Systeme sind optisch attraktiver als Solardachziegel, erfordern aber meist etwas höhere Dachneigungen. Da anders als bei Aufdach-Anlagen keine Hinterkühlung erfolgt, kommt es im Vergleich zur herkömmlichen Solaranlage auf dem Dach zu Leistungseinbußen im Bereich von 0,5 – 1 % der Leistung. Die Anschaffungskosten liegen bei Indach-Systemen im Neubau meist 10 – 30 % höher als bei einer Aufdach-Solaranlage
Solardachziegel. Solardachziegel gibt es in einer großen Vielfalt an Ausführungen – die einzelnen Ziegel können aus Keramik, aus Kunststoff oder aus Schiefer bestehen. Ziegel aus diesen Materialien verfügen meist über Vertiefungen an der Oberfläche, in die die Solarmodule eingebettet sind. Daneben gibt es auch Solardachziegel aus Quarzglas, bei denen das Solarmodul den gesamten Ziegel bietet.
Durch die große Vielfalt an unterschiedlichen Ausführungen sind pauschale Kostenvergleiche nur schwer möglich, noch weniger, wenn man Vergleiche bei gleicher Leistung oder gleichem Stromertrag anstellen möchte. Pauschale Kostenangaben sind daher kaum möglich – ausschlaggebend für die Kosten sind immer das verwendete System und die individuellen Gegebenheiten am jeweiligen Dach.
BIPV-Module. „BIPV“ steht für „Building-Integrated Photovoltaics“, also in das Gebäude integrierte PV-Module. Das können sowohl Fassadenmodule sein, als auch halbtransparente oder transparente Module, die etwa als Carport-Bedachung eingesetzt werden. Sie bilden eine eigene Gruppe, für sie gelten ganz andere Voraussetzungen als für gewöhnliche Solardachziegel am Steildach. Auch die Kosten für die Anschaffung und die Montage liegen deutlich unterschiedlich.
Eine Sonderform stellen sogenannte Steckdosen-Solarmodule dar. Diese sehr kleinen Module (meist 100 x 180 cm) können etwa an Überdachungen (Terrassenüberdachung) oder an Balkon und Außenwand angebracht werden und werden nur mit einer Steckdose im Haus verbunden, in die sie den gewonnen Strom einspeisen. Ihre Nennleistung liegt meist im Bereich von 0,6 kWp, in guten Lagen können damit je Modul rund 200 kWh Strom jährlich erzeugt werden. Die Kosten liegen gewöhnlich zwischen 200 und 600 EUR.
Ausführung der Module
Module unterscheiden sich in:
- Größe
- Leistung
- Gewicht
- Aufbau
- Art der Zellen
- Technische Werte
Größe. Die Größe der einzelnen Module kann von Modell zu Modell sehr unterschiedlich sein und bestimmt später auch den Aufwand beim Verlegen der Module am Dach mit. Grober Richtwert: 0,07 m² je Solardachziegel, bei Indach-Systemen stark unterschiedlich
Leistung. Die Leistung eines einzelnen Moduls kann unterschiedlich sein, das hängt einerseits von der Art der verwendeten Zellen ab, aber auch von anderen individuellen Faktoren. Als Vergleichsmaßstab kann der Wp-Wert pro m² dienen. Grober Richtwert: 0,13 kWp pro m²
Gewicht. Das Gewicht der einzelnen Module ist entscheidend, da es zur Tragfähigkeit des vorhandenen (oder geplanten) Dachaufbaus passen muss.
Aufbau. Beim Aufbau von Solarmodulen unterscheidet man grundsätzlich zwischen Glas-Glas und Glas-Folie.
Glas-Glas-Module sind sehr robust und halten auch starken Beanspruchungen gut stand, gewöhnlich wird für sie eine Lebensdauer von 30 – 40 Jahre veranschlagt. Sie sind dafür entsprechend teurer.
Glas-Folie-Module haben nur auf der Außenseite eine Glasschicht auf der (ohnehin witterungsgeschützten) Unterseite lediglich eine Glasfolie. Das führt zu einem geringeren Gewicht der Module, Glas-Folie-Module sind auch günstiger als Glas-Glas-Module.
Halbzellen-Module sind eine Sonderausführung, bei der das Solarmodul aus zwei Teilen besteht. Dadurch wird eine höhere Leistung (2 – 4 % Leistungszuwachs) erreicht. Bifaziale Module können den Lichteinfall auf allen beiden Seiten verarbeiten und haben damit einen etwas höheren Wirkungsgrad.
Art der Zellen. Grundsätzlich unterscheidet man bei Solarzellen auf Siliziumbasis zwischen monokristallinen und polykristallinen Zellen. Daneben gibt es auf Nicht-Silizium-Basis auch noch amorphe Zellen und organische Zellen, die wohl in naher Zukunft ebenfalls verfügbar werden.
Monokristalline Zellen haben einen höheren Wirkungsgrad (20 % und darüber) als polykristalline Zellen, sie wirken optisch homogener und dadurch deutlich ansprechender am Dach. Sie sind allerdings auch deutlich teurer als polykristalline Zellen.
Polykristalline Zellen haben einen Wirkungsgrad von nur 12 – 16 %, sind dafür aber sehr unanfällig gegenüber der Witterung und deutlich kostengünstiger als monokristalline Module. Wegen ihrer Robustheit wird gewöhnlich eine Lebensdauer von 25 – 30 Jahren veranschlagt.
Amorphe Zellen haben einen noch geringeren Wirkungsgrad als polykristalline siliziumbasierte Zellen, sind dafür aber sehr kostengünstig. Sie sind wegen ihrem geringen Wirkungsgrad bisher vor allem in Solarparks verbreitet, wo der Flächenverbrauch relativ unerheblich ist, und auch als flexible Module erhältlich.
Organische Zellen haben einen bislang noch sehr geringen Wirkungsgrad (unter 10 %), sind aber sehr preisgünstig und einfach herzustellen, hoch flexibel und auch semitransparent möglich. Aktuell befinden sie sich noch in der technischen Weiterentwicklung. Die Montage von organischen Modulen ist gänzlich unproblematisch, sie können sogar ganz einfach mithilfe von doppelseitigem Klebeband befestigt werden.
Technische Werte. Unterschiede kann es ebenfalls bei den technischen Werten verschiedener Systeme geben – dazu gehören unter anderem die Drucklast und die Drucklast mit Stützlast, die Brandschutzsicherheit und die Hagelwiderstandsklasse (H4 ist dringend empfehlenswert). Einige Hersteller geben auch eine Leistungsgarantie für 20 – 30 Jahre, das sollte ebenfalls entsprechend berücksichtigt werden.
Hersteller
Je nach Hersteller sehr unterschiedliche Leistung und Ausführung. Jeder Hersteller bietet individuell gestaltete Solardachziegel und Indach-Lösungen mit aktuell sehr unterschiedlichen Leistungen und individueller Ausführungsweise an, eine Vergleichbarkeit ist nur anhand der Leistungswerte im Einzelnen möglich.
Unterschiedliche Kosten je nach Hersteller. Wegen der vielfältigen Ausführungsunterschiede müssen die Kosten jedes Systems und die Kosten-Nutzen-Rechnung (Leistung, Ertrag) individuell kalkuliert werden.
Zahlreiche neue Hersteller. Seit 2018 sind auf dem deutschen Markt zahlreiche neue Hersteller aktiv – vor einer Entscheidung sollte man deshalb möglichst viele verschiedene Angebote vorliegen haben.
Durch die Vielzahl der neuen Hersteller auf dem Markt könnten in den nächsten Jahren die Preise auch noch deutlich fallen.
Effizienz und Gegebenheiten vor Ort
Effizienz. Für die Kosten-Nutzen-Rechnung ist es unabdingbar, die Effizienz eines bestimmten Solardachziegel- oder Indach-Systems zu kennen. Dazu gehören:
- die individuelle Leistung der Module (kWp pro m²)
- die Kosten pro kWp beim jeweiligen System (Aufdach-Anlage: 1.000 – 1.400 EUR je kWp inkl. Montage und Wechselrichter)
- der zu erwartende Aufwand für die Montage
Gegebenheiten vor Ort. Als Berechnungswerte für die Kosten-Nutzen-Rechnung müssen zudem die Gegebenheiten beim eigenen Haus herangezogen werden:
- der gewünschte Ertrag (für Eigenversorgung sind beim Einfamilienhaus 5.000 – 6.000 kWh jährlich eine sinnvolle Ertragsmenge)
- die Globalstrahlung (Sonneneinstrahlung pro Jahr) am eigenen Standort, im Süden Deutschlands gewöhnlich höher als im Norden
- die Dachneigung und die Ausrichtung des Dachs
Als groben Richtwert kann man von Erträgen zwischen 800 – 1.000 kWh pro kWp installierter Leistung (unter günstigen Bedingungen) ausgehen.
Einbau-Aufwand
Der Aufwand für den Einbau von Solardachziegeln kann individuell sehr unterschiedlich sein, abhängig vom Typ (Solardachziegel oder Indach-Anlage) und vom jeweiligen System.
Neubau/Altbau. Im Neubau muss keine (unter Umständen noch intakte) Alteindeckung entfernt werden, um die Solardachziegel oder das Indach-System zu montieren. Im Altbau kann das der Fall sein – die Kosten liegen damit deutlich höher.
Montage-System. Die Montage erfolgt bei jedem System auf leicht unterschiedliche Weise. Einige Systeme sind sehr effizient anzubringen, bei anderen sind wiederum zusätzliche Arbeiten notwendig (z. B. Verstärkung der Dachlattung oder Anbringen einer zusätzlichen Dachlattung).
Anschluss. Bei Solardachziegeln muss jeder einzelne Ziegel mit dem nächsten elektrisch verbunden werden. Das erhöht den Aufwand beim Anbringen auf dem Dach deutlich, die zu erwartenden Kosten liegen damit sicherlich deutlich höher als beim Anbringen einer gewöhnlichen Dacheindeckung.
Bauaufsichtliche Zulassung. Überkopf-Module (wie Indach-Elemente) benötigen in vielen Fällen eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. Gibt es diese nicht, muss gegebenenfalls das gesamte Projekt bauaufsichtlich überprüft werden, was zusätzliche Kosten bedeuten kann.
Zusätzliche Arbeiten
Gegebenenfalls müssen noch zusätzliche Arbeiten durchgeführt werden, die die Kosten weiter erhöhen können:
- Entfernen der alten Dacheindeckung: nach individuellem Aufwand, meist zwischen 10 und 20 EUR pro m²
- Verlattung anpassen: nach individuellem Aufwand im Einzelfall
- Stromspeicher: bei Eigennutzung zwingend notwendig, Kosten für Erzeugung und Speicherung von Strom gewöhnlich 15 – 30 Cent pro kWh (je nach verwendetem Speicher
- zusätzliche Dacharbeiten beim Einbau: nach individuellem Aufwand im Einzelfall
- Gerüstkosten: gewöhnlich zwischen 8 und 15 EUR pro m² eingerüsteter Fassadenfläche, mehr unter Gerüstbau: Kosten
- zusätzliche solarbetriebene Wärmepumpe: Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung mit gewonnenem Strom (Alternative: zusätzliche Solarthermie-Anlage)
Kostenbeispiel aufwändige Ausführung
Beispielsituation:
- Einbau im Neubau, gedämmtes Dach
- Solardachziegel, 5 kWp
- 50 m² Dachfläche
- hoher Einbau-Aufwand
- Stromspeicher geringe Effizienz,9,5 kWh: Speicherkosten in Stromkosten eingerechnet
- ungünstiger Standort (geringer Ertrag)
- Gerüstkosten nicht berücksichtigt (Ohnehin-Kosten)
Posten | Preis |
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Solaranlage | 22.500 EUR |
Restdach-Deckung | 16.450 EUR |
Gesamtkosten Dach | 38.950 EUR |
pro m² | 389 EUR pro m² |
jährl. Ertrag | 3.800 kWh |
Stromkosten Speicherung | 21,20 Cent/kWh |
Kostenbeispiel einfache Ausführung
Beispielsituation:
- nachträglicher Einbau bei Dachsanierung
- Indach-System, 5 kWp
- 50 m² Dachfläche
- geringer Einbau-Aufwand
- Mehrkosten gegenüber herkömmlicher Dacheindeckung (50 m²)
- ohne Stromspeicher: Stromkosten sind reine Erzeugungskosten (inkl. Wartung und laufende Kosten und Anschaffung) für selbst erzeugten nicht gespeicherten Strom
- günstige Lage (hoher Ertrag)
- Gerüstkosten nicht berücksichtigt (zusätzliche Kosten)
Posten | Preis |
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Indach-Anlage | 14.500 EUR |
Restdach-Deckung | 0 EUR (Ohnehin-Kosten) |
Gesamtkosten | 14.500 EUR |
Mehrkosten damit | 10.750 EUR |
pro m² | 215 EUR pro m² |
jährl. Ertrag | 5.100 kWh |
Stromkosten | 11,50 Cent/kWh |
Kosten sparen
Kosten lassen sich durch folgende Maßnahmen sparen:
- möglichst auf hohen Eigenverbrauch setzen: höhere Wirtschaftlichkeit bei höherer Eigennutzungsquote, zus. Stromspeicher erforderlich
- Fachliche Planung und Beratung, Wirtschaftlichkeitsrechnung: möglichst von unabhängiger Seite durchführen lassen, auch laufende Kosten (Wartung, Stromspeicherung, Reinigung, Versicherung, Steuern) mit einrechnen
- Angeboten von möglichst vielen verschiedenen Herstellern einholen: Teilweise sehr unterschiedliche Systempreise
- zusätzliche Solarthermie-Anlage auf dem Dach in Erwägung ziehen: Energiebedarf für Wärme meist 3 – 5 mal so hoch wie Strombedarf, daher lohnend
- Neue Förderungen in naher Zukunft abwarten: Umstellung der Förderungen geplant, mögliche zukünftige Solardachpflicht mit entsprechenden Förderungen
- Aufdach-Anlage in Betracht ziehen: geringere Kosten, optisch dafür weniger ansprechend
- Miete einer Aufdach-Anlage in Betracht ziehen: monatliche Kosten ab 90 – 120 EUR und ab 150 – 200 EUR mit Stromspeicher, nur wenig geringere Wirtschaftlichkeit als beim Kauf
FAQ
Was kostet Solardachziegel?
In unserem Beispiel kostet die Eindeckung mit Solardachziegeln (nachträglich im Altbau) 395 EUR pro m². Auf den tatsächlichen Preis wirken allerdings zahlreiche Faktoren ein.
Welche Faktoren beeinflussen den Preis?
Die wichtigsten Faktoren sind die Kosten und die Leistungsmerkmale (Ertrag pro Fläche!) des verwendeten Systems, der Aufwand für den Einbau im individuellen Einzelfall und die gegebenenfalls notwendigen Zusatzarbeiten. Weitere Faktoren finden Sie hier.
Welche Möglichkeiten gibt es, Kosten zu sparen?
Kosten lassen sich sparen, indem man im Vorfeld möglicht viele Angebote unterschiedlicher Hersteller einholt und Beratung und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung von unabhängiger Seite sucht. Gegebenenfalls sollte auch die Anschaffung oder die Miete einer Aufdach-Anlage in Erwägung gezogen werden. Weitere Möglichkeiten zum Kosten sparen finden Sie hier.