Spinnen und die Qualität der Wohnluft
Spinnen sind nicht jedermanns Lieblings-Mitbewohner – trotzdem sind sie in quasi jeder Wohnung und in jedem Haus zu finden. Die achtbeinigen Tiere beziehen vorzugsweise in oberen Zimmerwinkeln, auf Dachböden und in Kellern Quartier und hinterlassen dort ihre feinen Seidengespinste.
Wenn jemanden angesichts eines anschaulichen Exemplars der Ekel packt, bekommt er häufig zu hören: „Kein Grund zur Aufregung, Spinnen sind Anzeichen für gute Luft!“ Diese Redensart ist sicherlich auch zur Beruhigung gedacht. Trotzdem enthält sie wie so viele Volksweisheiten auch einiges an Wahrheit.
Was bedeutet aber dieser Ausspruch nun genau und was bedeutet vor allem „gute Luft“ in diesem Zusammenhang? Wenn man an gute Raumluft denkt, hat man vielleicht gleich die empfohlenen Werte für folgende Parameter vor Augen:
- Temperatur
- Luftfeuchtigkeit
- Schadstoffe
So viel ist aber klar: mit diesen messbaren, physikalisch-chemischen Werten haben Spinnen wenig zu tun. Jedenfalls sind sie keine Katalysatoren, die wie Pflanzen die Luft filtern. Trotzdem ist die Redensart mit der guten Luft nicht falsch. Denn Spinnen vertilgen eine Menge lästiger Insekten wie Stechmücken, Fliegen oder Käfer und sorgen auf diese Weise für angenehmere Luft.
Spinnen sagen kaum etwas über Temperatur und Luftfeuchtigkeit aus
Was die Temperatur und Luftfeuchtigkeit angeht, zeigen Spinnen im Haus nicht viel an. Die Spinnenarten, die in unseren europäischen Häusern am häufigsten vorkommen – nämlich Zitterspinnen und Winkelspinnen – sind Kosmopoliten. Das heißt, dass sie sich in quasi jedem Gebiet der Erde zurechtfinden und nicht wie etwa einige Insektenarten auf enge klimatische Bereiche angewiesen sind. Zumindest brauchen sie keine definierten Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte, um sich fortpflanzen und leben zu können.
Im Haus können eine gewisse Luftfeuchtigkeit und Temperatur allenfalls sekundär für mehr oder weniger Spinnen sorgen. Denn das, worauf die Spinnen mehr angewiesen sind als auf klimatische Bedingungen, sind ihre Beutetiere. Und deren Populationen wiederum hängt teilweise stark mit Temperaturen und Luftfeuchtigkeit zusammen.
Vor allem Mücken mögen es zum Beispiel warm und feucht – deshalb tummeln sie sich auch in allen Feuchtgebieten der Erde. Stubenfliegen und viele andere Fliegenarten, die auch fest auf den Speiseplan der Spinnen gehören, mögen es dagegen eher trocken und warm. Da aber auch diese Beutetiere nicht allein wegen der klimatischen Bedingungen unsere Räume bevölkern und ihre bevorzugten Klimata sowieso unterschiedlich sind, hat auch dieses Argument wenig Aussagekraft.
Spinnen im Keller – mögen die es vielleicht doch feucht?
Keller sind die typischen Angstorte für Spinnenphobiker. In der Tat halten sich die Achtbeiner hier besonders gern auf. Da Keller bekanntermaßen häufig feucht sind, könnte man auf der Vermutung beharren, dass die Tiere es feucht mögen.
Dass sich Spinnen in die unteren Gefilde des Hauses zurückziehen, hat aber wieder nur sekundär damit zu tun: im Keller finden sie zum einen Ruhe und Schutz in selten frequentierten Ecken. Zum anderen sind es vor allem die Winkelspinnen, die sich in Kellern aufhalten. Und auf deren Speiseplan gehören zum großen Teil auch Asseln, die wiederum ein feuchtes Umfeld brauchen.