Als Bau- und Dämmstoff wird Stroh bereits seit Jahrtausenden genutzt. Größere Bedeutung in der modernen Bauwirtschaft gewannen Strohdämmungen ab dem 19. Jahrhundert, nachdem es möglich war, Strohballen auch maschinell zu pressen. In größerem Stil wurde Stroh als Dämmstoff zuerst in den USA verwendet und gelangte von dort aus auch nach Europa. Die Marktbedeutung von Strohdämmungen ist hierzulande bisher relativ gering, durch den Trend zu ökologischem Bauen und Sanieren gewinnt das natürliche Material jedoch zunehmende Bedeutung.
Tabelle 1: Die Eigenschaften von Strohdämmungen im Überblick
Wärmeleitfähigkeit | 0,051 – 0,055 W/mK |
---|---|
Baustoffklasse | Alt: B2, Neu: E (normal entflammbar) |
minimale Dämmdicke gemäß EnEV 2014 | 41 cm |
Rohdichte | 120 – 150 kg/m3 |
Preis pro m2 | 10 – 15 EUR |
Wie wird Stroh zur Wärmedämmung eingesetzt?
Stroh zur Wärmedämmung stammt von Roggen, Weizen, Gerste oder Hafer. Zur Wärmedämmung wird es in Form von gepressten Strohballen oder Strohbauplatten eingesetzt. Außerdem kann Stroh als Leichtzusatz in anderen Baustoffen – in der Regel in Lehmprodukten – Verwendung finden. Strohbauplatten spielen in der Praxis hierzulande bisher so gut wie keine Rolle.
Preis und Hersteller von Strohdämmungen
Der m2-Preis von gepressten Strohballen zur Wärmedämmung liegt bei ca. 10 Euro. Im Vergleich zu anderen gängigen Dämmstoffen – beispielsweise Mineralwollen oder Dämmungen auf Polystyrol-Basis (EPS, XPS), die auf dem deutschen Dämmstoffmarkt die größte Rolle spielen – ist Stroh damit fast konkurrenzlos günstig. Gepresste Strohballen zur Wärmedämmung können direkt von Landwirtschaftsbetrieben bezogen werden. Ebenso wie Verbundwerkstoffe mit Stroh werden sie außerdem von verschiedenen Herstellern von Naturbaustoffen angeboten. Verbindliche Preislisten der verschiedenen Lieferanten existieren bisher nicht.
Über welche bauphysikalischen Eigenschaften verfügt Stroh als Dämmstoff?
Die Wärmeleitfähigkeit (? – Lambda) von Stroh liegt zwischen 0,051 und 0,055 W/mK (Watt pro Meter x Kelvin). Seine Dämmungsleistung ist im Vergleich zu anderen Dämmstoffen damit eher moderat, was sich durch die Dicke der Dämmschicht jedoch regulieren lässt. Strohdämmungen erbringen einen exzellenten Schall- und Hitzeschutz. Der gesetzlich vorgeschriebene Rw-Schallschutzwert von 50 dB wird durch eine Strohdämmung in der Regel deutlich übertroffen.
Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität
Mit einem Wasserdampfdiffusionswiderstand von 1 bis 2 ? – ist Stroh ein hochgradig diffusionsoffener und kapillaraktiver Dämmstoff. Damit bewirken Strohdämmungen eine sehr gute Feuchtigkeitsregulierung des Gebäudes und tragen zu einem angenehmen Binnenklima bei.
Brandschutz
In losem Zustand gilt Stroh als leicht brennbares Material und darf als Baustoff nur im Rahmen von Verbundwerkstoffen verwendet werden. Gepresste Strohballen erreichen auch ohne Zusätze von Flammschutzmitteln die Baustoffklassen B2/E (normal entflammbar). Die Feuerfestigkeit des Dämmstoffs steigt mit dem Pressungsgrad.
Tabelle 2: Stroh und andere Wärmedämmstoffe im Vergleich
Dämmstoffe | Wärmeleitfähigkeit (W/mK) | Mindestdämmdicke laut EnEV (cm) | Kosten pro m2 (Euro) |
---|---|---|---|
Stroh | 0,051 – 0,055 | 41 | 10 – 15 EUR |
Hanf | 0,04 – 0,045 | 16 | 10 – 27 EUR |
Schilf | 0,040 – 0,055 | 18 | 10 – 20 EUR |
Steinwolle | 0,035 – 0,045 | 14 | 10 – 20 EUR |
EPS/Styropor | 0,035 – 0,045 | 14 | 5 – 20 EUR |
Einsatzbereiche von Stroh zur Wärmedämmung
Strohdämmungen werden vor allem zur Wärmedämmung von Leichtbaukonstruktionen eingesetzt. Ein typisches Einsatzgebiet sind Dämmungen von Gebäuden in Holzrahmen-, Holzständer- und Holztafelbauweise. Bei Häusern in Holzständerbauweise sind auch lasttragende Strohdämmungen möglich, müssen durch die Bauaufsicht jedoch durch eine Einzelfallentscheidung zugelassen werden. Strohdämmungen eignen sich zur:
- Fassadendämmung: In diesem Bereich kann Stroh sowohl für Außendämmungen als auch für die Innendämmung von Außenwänden verwendet werden. Der Putz wird danach direkt auf die Dämmschicht aufgebracht, alternativ kann eine Außenverkleidung mit Bauholz oder Holzbauplatten erfolgen.
- Dachdämmung: Als Außendämmung für das Dach eignet sich Stroh vor allem für geneigte Dächer mit schuppiger Dacheindeckung und guter Hinterlüftung, um die Dämmschickt optimal vor Feuchtigkeit zu schützen. Auf der Strohdämmung sollte eine außenseitige Überdämmung – beispielsweise durch Holzfaserdämmplatten – liegen. Außerdem kann Stroh zur Zwischensparrendämmung Verwendung finden.
Vorteile von Strohdämmungen:
- Sehr guter Schall- und Hitzeschutz
- Wirtschaftlichkeit: Aufgrund des geringen Grundpreises sind Strohdämmungen eine wirtschaftliche Dämmungsart, obwohl die Energieeinsparungsverordnung (EnEV) 2014 für Strohdämmungen eine vergleichsweise hohe Mindestdämmdicke vorschreibt.
- Diffusionsoffenheit und Kapillaraktivität
- Unkomplizierte Verarbeitung
- Schadstofffreiheit
- Einfache Entsorgung, Kompostierbarkeit.
Nachteile von Strohdämmungen:
- Individuelle bauaufsichtliche Zulassung: Falls die Strohdämmung an einer tragenden Wand erfolgen soll, ist dafür eine Einzelfallgenehmigung der Baubehörde nötig.
- Limitierte Feuchtigkeitsresistenz: Strohdämmungen eignen sich nur für den Einsatz in einem weitgehend trockenen Umfeld. Als Kerndämmung für zweischaliges Mauerwerk ist Stroh daher nicht geeignet. Strohgedämmte Fassaden sollten vor allem auf der Wetterseite gegen Witterungseinflüsse zusätzlich geschützt sein, was beispielsweise durch einen besonders großen Dachüberstand erreicht wird.
- Limitierter Schädlingsschutz: Um Schädlingsbefall vorzubeugen, sind ein schnelles Verputzen des Gebäudes sowie die Verwendung von Insektenschutzgittern für die Hinterlüftungsebene zu empfehlen.
- Brennbarkeit.