Schritt 1: Lokalisieren und Lösen der Schwachstellen
Bevor Sie mit dem Verleimen beginnen, müssen Sie die Schwachstellen des Stuhls identifizieren. Setzen Sie sich auf den Stuhl und überprüfen Sie durch leichtes Gewichtsverlagern, welche Verbindungen wackeln oder Geräusche machen. Achten Sie besonders auf sichtbare Spaltmaße oder lose Zapfen. Zerlegen Sie den Stuhl Stück für Stück, um die instabilen Verbindungen genau zu lokalisieren. Schützen Sie das Holz vor Beschädigungen, indem Sie einen Gummihammer und ein Holzstück als Unterlage nutzen, um Verbindungen schonend zu lösen. Beginnen Sie mit der Sitzfläche und arbeiten sich zu den Zargen, Beinen und der Lehne vor. Verbindungen, die weiterhin fest sitzen, müssen nicht gelöst werden. Ersetzen Sie abgenutzte Dübel durch neue, um eine stabile Basis für die anschließende Verleimung zu schaffen.
Schritt 2: Entfernen alter Leimreste für neue Verbindungen
Eine gründliche Entfernung alter Leimreste ist entscheidend für die Haltbarkeit der neuen Verleimung. Beginnen Sie mit lockeren Rückständen, indem Sie ein Stecheisen flach über das Holz führen. Ein fein eingestellter Hobel kann ebenfalls hilfreich sein, um Leim mechanisch zu entfernen. Bei hartnäckigen Rückständen wie Knochenleim, weichen Sie diese mit heißem Wasserdampf auf, beispielsweise mit einem Dampfbügeleisen. Nachdem die Reste gelöst sind, schleifen Sie die Klebeflächen gründlich ab. Verwenden Sie zuerst Schleifpapier mit 80er oder 120er Körnung und anschließend 180er Schleifpapier, um eine glatte Oberfläche zu erzielen.
Stellen Sie sicher, dass alle Klebeflächen frei von alten Leimresten und vollständig geglättet sind, um optimale Haftung des neuen Leims zu gewährleisten. So vermeiden Sie erneutes Wackeln oder Lösen der Stuhlverbindungen und schaffen eine solide Grundlage für die neue Verleimung.
Schritt 3: Den richtigen Leim wählen – Holzleim, PU-Kleber oder Fischleim?
Die Entscheidung für den richtigen Leim hängt von der Nutzung und den Belastungen ab, denen der Stuhl ausgesetzt ist.
Holzleim
Holzleim, auch als Weißleim bekannt, ist die häufigste Wahl für Holzverbindungen und leicht zu verarbeiten. Dieser Leim ist in verschiedenen Festigkeitsklassen von D1 bis D4 erhältlich. Verwenden Sie für häufig feuchten Bedingungen mindestens D3-Leim oder wasserfesten D4-Leim. Holzleim härtet durchsichtig aus und bietet eine starke Verbindung, die auf verschiedenen Holzarten gut hält.
PU-Kleber (Polyurethan)
PU-Kleber ist besonders feuchtigkeitsbeständig und ideal für Stühle, die draußen stehen oder in feuchten Räumen genutzt werden. Er überbrückt leicht unebene oder ungenaue Verbindungen und schützt gegen Vibrationen und Bewegungen. Beachten Sie jedoch, dass PU-Kleber während des Aushärtens leicht aufquillt, was eine präzise Anwendung erfordert.
Fischleim
Fischleim ist bei Restauratoren und Liebhabern alter Möbel beliebt. Er bietet hohe Festigkeit und gute Schleifbarkeit nach dem Aushärten. Fischleim kann direkt aus der Flasche verwendet werden und trocknet bernsteinfarben aus, was besonders für sichtbare Verbindungen von Vorteil ist. Trotz längerer offener Zeit erfordert er keine Erwärmung und sollte bei Zimmertemperatur aufgetragen werden.
Anwendungstipps
- Vorbereitung der Klebeflächen: Alle Klebeflächen müssen sauber und frei von alten Leimresten sein, um optimale Haftung zu gewährleisten.
- Verleimen und Fixieren: Tragen Sie den Leim gleichmäßig auf alle Klebeflächen auf und setzen Sie die Teile passgenau zusammen. Verwenden Sie Schraubzwingen oder Spanngurte, um die Verbindungen bis zur vollständigen Trocknung fest zusammenzupressen.
- Trocknungszeit: Folgen Sie den Herstellerangaben zur Trocknungszeit. Mindestens 24 Stunden sollten eingehalten werden, bevor der Stuhl wieder belastet wird.
Schritt 4: Schrittweises Verleimen und Fixieren der Stuhlteile
Tragen Sie den ausgewählten Leim gleichmäßig auf die vorbereiteten Klebeflächen auf. Stellen Sie sicher, dass jede Verbindungsstelle vollständig bedeckt ist. Setzen Sie die Teile sorgfältig zusammen und führen eine Trockenmontage durch, um die Passgenauigkeit zu überprüfen. Fixieren Sie die Teile mit geeigneten Werkzeugen wie Schraubzwingen oder Spanngurten.
Wichtige Schritte
- Positionierung der Fixierwerkzeuge: Optimale Druckpunkte sorgen für eine gleichmäßige Druckverteilung. Vermeiden Sie direkten Kontakt der Zwingen mit dem Holz, indem Sie Zwingen mit Kunststoffschutz verwenden oder Schutzmaterialien wie Pappe dazwischenlegen.
- Senkrechte Ausrichtung: Überprüfen Sie die senkrechte Ausrichtung aller Stuhlteile und messen Sie die Diagonalen des Stuhlrahmens mit einem Maßband. Identische Diagonalen gewährleisten, dass der Stuhl gerade bleibt.
- Schrittweises Herangehen: Bei vielen Verbindungen arbeiten Sie in Etappen. Verleimen Sie zunächst die Hauptverbindungen und lassen diese ausreichend trocknen, bevor Sie zu den sekundären Verbindungen übergehen, um Bewegungen während des Trocknungsprozesses zu vermeiden.
Zusätzliche Tipps
- Regelmäßige Überprüfung: Handhaben Sie den Stuhl nach dem Aushärten anfangs vorsichtig und überprüfen Sie ihn regelmäßig. Sollten Verbindungen noch nicht vollständig ausgehärtet sein, verlängern Sie die Ruhezeit entsprechend.
- Pflegehinweis: Schützen Sie die Holzoberflächen durch zusätzliche Pflege, um die Lebensdauer des Stuhls zu erhöhen und die Verbindungen stabil zu halten.
Indem Sie sich die nötige Zeit für das Trocknen und Aushärten des Leims nehmen, stellen Sie sicher, dass Ihre Reparaturarbeit von langer Dauer und hoher Qualität ist. Geduld bei diesem letzten Schritt zahlt sich aus und garantiert, dass Ihr Stuhl wieder viele Jahre stabil und belastbar bleibt.
Schritt 5: Trocknen und Aushärten des Leims – Geduld zahlt sich aus
Nach dem Verleimen und Fixieren beginnt die entscheidende Phase des Trocknens und Aushärtens des Leims. Diese Geduldsprobe ist essenziell für eine stabile und langanhaltende Verbindung der Stuhlteile.
So geht’s
- Trocknungszeit beachten: Lassen Sie den verleimten Stuhl mindestens 24 Stunden in den Schraubzwingen ruhen. Die exakte Trocknungsdauer kann je nach Leimart variieren. Kontrollieren Sie die Herstellerangaben des verwendeten Leims.
- Optimale Umgebung: Ideal ist ein trockener, gut belüfteter Innenraum mit gleichmäßiger Raumtemperatur. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und hohe Feuchtigkeit, da diese Faktoren das Aushärten des Leims negativ beeinflussen können.
- Nach dem Trocknen: Entfernen Sie behutsam die Schraubzwingen oder Spanngurte und prüfen den Stuhl auf Stabilität und feste Verbindungen. Der Stuhl sollte keine Anzeichen von Bewegungen oder Wackeln aufweisen.