Sinnlosigkeit von Pauschalempfehlungen
Der Wasserbedarf des Körpers kann sehr unterschiedlich sein. Er wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Grundlegend gibt es schon einmal Unterschiede in Bezug auf:
- Alter
- Geschlecht
- den Wohnort oder Aufenthaltsort
- körperlichen Zustand
Alter
Das Alter spielt in Bezug auf den Wassergehalt des Körpers eine Rolle. Bei Säuglingen ist der Wassergehalt sehr viel höher als bei Erwachsenen. Während der Körper eines Babys zu ungefähr 80 Prozent aus Wasser besteht, schrumpft dieser Wert beim Erwachsenen (Männer) auf etwa 60 Prozent, im Alter besteht unser Körper dann nur noch zu rund 50 Prozent aus Wasser.
Bei Kindern und Jugendlichen liegt der Wasserbedarf je nach Alter zwischen den Werten für Säuglinge und Erwachsene.
Der unterschiedliche Wassergehalt des Körpers führt dabei auch zu einem unterschiedlichen Flüssigkeitsbedarf, da auch der Prozentsatz des Flüssigkeitsumsatzes verschieden ist. Während Säuglinge bis zu 20 Prozent ihres Körpergewichts an Wasser umsetzen, sind es beim Erwachsenen nur noch rund 5 Prozent.
Grundlagen des Wasserumsatzes
Wasserumsatz bedeutet, dass dem Körper einerseits eine bestimmte Menge Wasser zugeführt wird, andererseits auch Wasser verloren geht. Das geschieht durch die physiologische Tätigkeit unseres Körpers:
- die Atmung (Verdunstung von Wasser aus der Ausatemluft)
- die Niere (Urin)
- den Darm (auch die Verdauungsendprodukte enthalten Wasser aus dem Körper)
- über die Haut (Schwitzen)
Geschlechtsabhängiger Wasserbedarf
Frauen haben einen etwas geringeren Wassergehalt im Körper als Männer. Er liegt meist zwischen 50 und 55 Prozent. Er nimmt dafür im Alter etwas weniger stark ab als bei Männern. Dadurch ist auch der Wasserumsatz bei Frauen geringer.
Abhängigkeit vom Wohnort oder Aufenthaltsort
In größerer Höhe verliert man mehr Flüssigkeit über die Atmung (also etwa, wenn man in höheren Lagen wohnt oder unterwegs ist). Bei höherer Temperatur verliert man ebenfalls mehr Wasser, auch wenn man gar nicht schwitzt. Hier wird einfach mehr Wasser über die Atmung verdampft.
Körperlicher Zustand
Ein gesunder Körper braucht etwas weniger Wasser als ein kranker Körper, der zur Beseitigung der Krankheit stärker arbeiten muss. Je nachdem, wie gut der Stoffwechsel funktioniert, kann der Wasserbedarf unterschiedlich sein. Auch das Körpergewicht spielt eine Rolle, da der Wasserumsatz mit höherem Körpergewicht steigt. Das Aktivitätsniveau spielt natürlich dann ebenfalls noch eine Rolle – wer heftiger atmet und mehr schwitzt, benötigt mehr Wasser.
Durstgefühl
Kommt es zu einem Wasserdefizit, meldet sich der Körper mit einem Durstgefühl. Da wir aber durch die Bank zu wenig trinken, haben wir verlernt, auf dieses Durstgefühl zu hören. Wir unterdrücken es meist.
Aus diesem Grund ist bei vielen Menschen der Körper dazu übergegangen, Hunger statt Durst zu signalisieren, weil wir Hungergefühlen in der Regel nachkommen, und auch Nahrung Wasser enthält. Das kann häufig die Ursache für Adipositas (Fettleibigkeit) sein.
Faustregel zur Berechnung
Bei Erwachsenen beträgt der Wasserumsatz etwa 5 Prozent des Körpergewichts. Das sind rund 30 – 40 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Bei normaler Ernährung decken Nahrungsmittel etwa ein Drittel der umgesetzten Wassermenge ab, zwei Drittel sollten getrunken werden. Nur wer eine Fastenkur macht, muss den gesamten Wasserbedarf über Trinken decken.
Bei einem gesunden 80 kg schweren Mann im Flachland bedeutet das also: Wasserverluste von rund 2,4 – 3,2 Liter pro Tag. Getrunken werden sollten deshalb ungefähr 1,6 bis 2,2 Liter möglichst reines Wasser täglich.