Der Brauch des Treppenfegens
Der Treppenfegen-Brauch, erstmals um 1890 in Bremen erwähnt, entstand als sogenannte „Hänselstrafe“, um unverheiratete Männer zur Ehe zu ermutigen. Der Volksglaube der damaligen Zeit besagte, dass Menschen, die sich nicht fortgepflanzt haben, im Jenseits sinnlose Arbeiten verrichten müssen.
Heute findet das Treppenfegen in vielen norddeutschen Städten statt. Ursprünglich in Bremen auf der Domtreppe praktiziert, variiert der Ort je nach Stadt. In Osnabrück beispielsweise wird die Rathaustreppe gefegt, in Hamburg der Platz vor dem Rathaus. Der Brauch hat auch international Verbreitung gefunden, unter anderem in Barcelona und Birmingham.
Die Bedingungen für das Treppenfegen
Der Brauch erfordert, dass der Mann am 30. Geburtstag unverheiratet ist. Eine Eheschließung oder Verlobung muss mindestens einen Tag vor dem Geburtstag erfolgen, um vom Brauch verschont zu bleiben. In bestimmten Regionen müssen in Schaltjahren auch Frauen fegen. Diese Sonderregelung gilt besonders im nördlichen Mecklenburg.
Ablauf des Treppenfegens
Der Ablauf des Treppenfegens beginnt mit der Vorbereitung und dem Transport des Jubilars zu einer öffentlich zugänglichen Treppe, häufig in einem kreativ gestalteten Fahrzeug. Der Jubilar trägt ein auffälliges Kostüm und muss vor Ort Kronkorken oder kleine Objekte fegen. Der Besen, oft präpariert, um das Fegen schwieriger zu gestalten, ist ein zentrales Element.
Während des gesamten Fegens sorgen Freunde und Verwandte für zusätzliche Herausforderungen, indem sie Hindernisse hinzufügen oder die zusammengekehrten Kronkorken wieder verteilen. Der Brauch endet, wenn der Jubilar durch den Kuss einer sogenannten „Jungfrau“ erlöst wird. Diese Rolle übernehmen oft kleine Mädchen oder unverheiratete Frauen im heiratsfähigen Alter.
Das Fegen und die Erlösung
Während des Fegens muss der Jubilar immer wieder neue Herausforderungen meistern. Freunde und Verwandte sorgen mit kreativen Einlagen und Hindernissen für zusätzlichen Spaß. Der Besen ist oft so modifiziert, dass das Fegen erschwert wird, beispielsweise durch flexible Stiele oder fehlende Borsten. Varianten wie das Fegen mit ungewöhnlichen Utensilien wie Backpinseln erhöhen den Schwierigkeitsgrad.
Die „Erlösung“ erfolgt durch den Kuss einer Frau, wobei regionale Unterschiede bestehen. Häufig erlöst ein kleines Mädchen oder eine unverheiratete Frau den Jubilar, in manchen Gegenden genügt auch eine Frau mit dem Sternzeichen Jungfrau.
Klinkenputzen für Frauen
Das Klinkenputzen ist eine Variante des Treppenfegens für Frauen. Unverheiratete Frauen reinigen an ihrem 30. Geburtstag die Türklinken öffentlicher Gebäude. Vorab werden die Klinken oft mit klebrigen Substanzen beschmiert. Der Brauch endet, wenn ein unverheirateter Mann die Frau durch einen Kuss „erlöst“.
Die Geschichte des Treppenfegens
Die Wurzeln des Treppenfegens lassen sich bis ins Jahr 1890 in Bremen zurückverfolgen. Der Brauch basiert auf einem alten Volksglauben und diente ursprünglich dazu, unverheiratete Männer zur Ehe zu ermutigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Brauch eine Wiederbelebung und verbreitete sich in viele norddeutsche Regionen und sogar international.
Das Treppenfegen hat sich von einer ursprünglich erzieherischen Tradition zu einem fröhlichen, geselligen Ereignis entwickelt, bei dem das Feiern im Vordergrund steht.
Varianten und regionale Unterschiede
Der Ort und die Details des Treppenfegens variieren je nach Region. In Bremen wird traditionell die Domtreppe gefegt, in anderen Städten wie Osnabrück oder Hamburg dienen andere öffentliche Treppen als Schauplatz. In manchen Regionen nehmen auch Frauen an Schaltjahren am Treppenfegen teil oder praktizieren das Klinkenputzen.
Die Bedingungen für die „Erlösung“ durch einen Kuss und die Details des Fegens können ebenfalls regional unterschiedlich sein. Trotz dieser Unterschiede bleibt der Kern des Brauchs stets erhalten: ein humorvoller Anreiz zur Ehe und eine Gelegenheit für festliche Geselligkeit.