Arten von Trinkwasserverschmutzung
Man kann, analog zur Trinkwasserverordnung (TrinkwV) die Verschmutzung des Trinkwassers in drei Gruppen einteilen:
- Verschmutzung durch chemische Stoffe
- Verschmutzung durch biologische Stoffe
- Verschmutzung durch Stoffe, die als Indikator für weitere Verschmutzungen dienen können
Verschmutzung durch chemische Stoffe
Chemische Stoffe gelangen entweder über belastete Gewässer, über belastete Böden oder auf Umwegen in unser Grundwasser und damit in unser Trinkwasser.
Viele chemische Stoffe können in der herkömmlichen Wasseraufbereitung nur schwer entfernt werden. Viele Stoffe kommen in so niedriger Konzentration vor, dass schon der Nachweis äußerst schwierig ist.
Zu den gefährlichsten Stoffen gehören Schwermetalle. Sie können sich im menschlichen Körper anreichern und werden häufig nicht ausgeschieden. Sie stellen damit langfristig eine hohe Gesundheitsgefahr dar.
In den letzten Jahren immer häufiger anzutreffen sind auch Medikamentenreste im Trinkwasser. Mehr als 200 Substanzen werden dabei in Gewässern festgestellt, über 20 davon sind bereits auch im Trinkwasser nachweisbar.
Es handelt sich hier vor allem um:
- Schmerzmittel
- Rheumamittel
- Blutdrucksenkende Medikamente
- Antiepileptika
- eine Vielzahl von Antibiotika
Der Nachweis dieser Substanzen ist schwierig, da für jede einzelne Substanz ein Testverfahren entwickelt werden muss. Gefunden wird nur, wonach auch gezielt gesucht wird. Viele Stoffe in geringen Konzentrationen bleiben unentdeckt.
Viele dieser Medikamente bleiben als Rückstände im Abwasser zurück, wenn sie mit dem Urin ausgeschieden werden. Häufig werden nicht mehr benötigte Medikamente auch einfach in der Toilette entsorgt. Das führt zur Anreicherung im Abwasser.
Da einzelne chemische Verbindungen nur sehr schwierig und aufwändig aus dem Abwasser zu entfernen sind, und bei niedrigeren Konzentrationen die Entfernung noch schwieriger ist, passieren diese Stoffe Kläranlagen meist ungehindert.
Von dort gelangen sie in Flüsse und Seen, die als Vorfluter dienen und reichern sich dort an. Von dort gelangen sie dann mit der Zeit auch in unser Grundwasser und damit in unser Trinkwasser.
Eine besondere Gefahr stellen auch Pestizide dar. Sie können untereinander in Wechselwirkung treten und dadurch unkontrollierbare Schäden hervorrufen. Für Pflanzenschutzmittel gilt zwar in der TrinkwV ein besonderes Prüfverfahren, eine Kontamination mit äußerst geringen Dosen kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Biologische Trinkwasserverschmutzung
Bei der biologischen Trinkwasserverschmutzung spielen vor allem Bakterien aber auch Viren und andere Krankheitserreger wie einige Einzellerarten die wichtigste Rolle.
Riskant ist, dass sich diese Keime in Wasserleitungen festsetzen können und dort mit der Zeit einen sogenannten Biofilm bilden können, der nur sehr schwer wieder zu entfernen ist. Viele Keime können schwere Infektionen auslösen.
Ein besonderes Risiko geht von coliformen Keimen aus, aber auch der Befall mit Legionellen zieht schwere Gesundheitsrisiken nach sich.
Statistiken gehen von jährlich möglicherweise mehreren zehntausend Legionellen-Infektionen aus und möglicherweise sogar mehreren hundert Todesfällen jährlich, die ursächlich auf Legionellen zurückzuführen sind.
Die Überprüfung auf Legionellen obliegt dem Besitzer der Wasserinstallation. Statistische Erhebungen deuten darauf hin, dass sehr viele Hausbesitzer und Vermieter ihrer Prüfpflicht wahrscheinlich nicht oder nur ungenügend nachkommen.
Indikatorstoffe
Auch das Vorkommen von Indikatorstoffen hat eine hohe Bedeutung für die Trinkwasserqualität. So deutet ein erhöhtes Eisenvorkommen im Trinkwasser häufig auf eine ungenügende Wasserreinigung hin.
Auch einzelne Bakterien können als Indikator für eine massive Verkeimung dienen und Desinkfektionsmaßnahmen beim Trinkwasser erforderlich machen.
Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung
Für eine Anzahl von chemischen Stoffen und für die wichtigsten Bakterienarten sind in der Trinkwasserverordnung strenge Grenzwerte festgelegt. Bei chemischen Stoffen sind die Grenzwerte entweder nach der Konzentration der Stoffe festgelegt, oder nach dem sogenannten Nullprinzip, das auch für Pflanzenschutzmittel gilt.
Bei Bakterien gelten als Grenzwert die sogenannten KBE (Kolonien bildende Einheiten). Für die meisten Keime liegt der Grenzwert hier bei 100 KBE/100 ml. Für einige potenziell sehr gefährliche Keime liegen die Grenzwerte bei Null. Einige Bakterienarten können auch als Indikator dienen.
Eine Infektion von Gesunden wird bei den meisten Keimen ab einem Wert von etwa 10.000 KBE/100 ml angenommen. Dieser Wert gilt als akute Kontamination.
Überschreitungen der Grenzwerte sind ausnahmslos dem Gesundheitsamt zu melden, das dann über weitere Maßnahmen entscheidet.
Gesundheitsgefahr durch Trinkwasser
Trotz der bestehenden – und fortschreitenden – Trinkwasserverschmutzung birgt das Trinkwasser in Deutschland keine Gesundheitsgefahr, auch wenn der gesamte Wasserbedarf mit Leitungswasser gedeckt wird.
Risiken bestehen jedoch fallweise, vor allem bei älteren, geschwächten oder kranken Menschen und bei Kindern. Insbesondere Säuglinge sollten Trinkwasser nur ausreichend abgekocht bekommen.