Was ist Estrich?
Estrich ist eine feste, oft fugenlose Schicht, die direkt auf die Rohdecke aufgebracht wird und die Basis für Bodenbeläge bildet. Er sorgt für eine ebene Oberfläche, gleicht Unebenheiten aus und erfüllt Funktionen wie Lastverteilung, Höhenausgleich, Wärmedämmung, Trittschalldämmung und kann auch als Nutzschicht dienen, wenn er als sichtbare und direkt nutzbare Oberfläche ausgeführt wird.
Estrich wird aus einer Mischung von Bindemitteln (z.B. Zement, Calciumsulfat), Gesteinskörnung und Wasser hergestellt. Diese Zusammensetzung ermöglicht es, Estriche an unterschiedliche Anforderungen und Bauweisen anzupassen. Umweltfreundliche Varianten wie Lehmestrich gewinnen zunehmend an Bedeutung, speziell im naturnahen Bauen.
Die Verlegung und Verarbeitung von Estrich unterliegen strengen Normen, die die Qualität und Langlebigkeit sicherstellen. So stellen Sie sicher, dass Ihre Bodenbeläge auf einer stabilen Grundlage ruhen.
Estricharten und ihre Eigenschaften
Estriche lassen sich vor allem nach dem verwendeten Bindemittel unterscheiden. Hier finden Sie eine Übersicht der gängigsten Estriche sowie deren spezifische Eigenschaften und Anwendungen:
Zementestrich (CT)
- Bindemittel: Zement
- Eigenschaften: Hohe Festigkeit, wasserbeständig, widersteht Temperaturschwankungen, verschleißarm
- Nachteile: Lange Trocknungszeit, empfindlich gegenüber chemischen Angriffen
- Anwendungen: Innen- und Außenbereiche, stark beanspruchte Flächen wie Garagen und Werkstätten
Calciumsulfatestrich (CA)
- Bindemittel: Calciumsulfathalbhydrat oder anhydritisches Calciumsulfat
- Eigenschaften: Geringes Schwindverhalten, umweltfreundlich, schnell begehbar
- Nachteile: Nicht wasserbeständig, Anfälligkeit für Schimmel bei Feuchtigkeitseinwirkung
- Anwendungen: Innenbereiche, ideal für Fußbodenheizungen
Gussasphaltestrich (AS)
- Bindemittel: Bitumen
- Eigenschaften: Wasser- und dampfdicht, hohe Trittschalldämmung, schnell belegbar
- Nachteile: Hohe Kosten, schwierig zu verlegen
- Anwendungen: Industrieböden, wasserdichte Abschlüsse
Kunstharzestrich (SR)
- Bindemittel: Epoxydharz, Polyurethan
- Eigenschaften: Schnell aushärtend, hohe Belastbarkeit, chemikalienbeständig
- Nachteile: Teuer, empfindlich gegenüber hohen Temperaturen
- Anwendungen: Bereiche mit hoher mechanischer Belastung oder chemischer Beanspruchung
Magnesiaestrich (MA)
- Bindemittel: Kaustische Magnesia und Magnesiumsalzlösungen
- Eigenschaften: Leicht, gute Wärme- und Schalldämmung, antistatisch
- Nachteile: Empfindlich gegenüber Feuchtigkeit, korrosiv gegenüber Metallen
- Anwendungen: Trockene Innenräume, große Flächen wie Sporthallen
Lehmestrich
- Bindemittel: Lehm
- Eigenschaften: Natürlich, feuchtigkeitsregulierend
- Nachteile: Geringe Zugfestigkeit, begrenzte kommerzielle Anwendungsmöglichkeiten
- Anwendungen: Biologisches Bauen, traditionelle Bauweisen
Konstruktionsarten von Estrich
Estriche unterscheiden sich nicht nur durch das Bindemittel, sondern auch durch die Konstruktionsweise. Die Wahl der Konstruktionsart beeinflusst die Anwendungsfelder und die spezifischen Vorteile des Estrichs.
Verbundestrich
Verbundestrich wird direkt auf den tragenden Untergrund aufgebracht und ist kraftschlüssig mit diesem verbunden. Diese Bauweise ermöglicht die direkte Ableitung auftretender Kräfte in den Untergrund und bietet hohe Tragfähigkeit.
- Eigenschaften: Hohe Festigkeit, kraftschlüssige Verbindung, dünne Schichtdicke
- Anwendungen: Bereiche mit hohen mechanischen Belastungen wie Garagen oder Werkstätten
Estrich auf Trennschicht
Hier wird der Estrich durch eine Trennschicht vom tragenden Untergrund entkoppelt, was die Bewegungsfreiheit des Estrichs ermöglicht und vor aufsteigender Feuchtigkeit schützt.
- Eigenschaften: Entkopplung vom Untergrund, guter Feuchtigkeitsschutz
- Anwendungen: Kellerräume, Balkone, Terrassen
Estrich auf Dämmschicht
Dieser Estrich schwimmt auf einer Dämmschicht und ist seitlich durch Dämmstreifen vom angrenzenden Baukörper getrennt. Diese Konstruktion bietet effektive Trittschalldämmung und Wärmedämmung.
- Eigenschaften: Sehr gute Trittschall- und Wärmedämmung, Flexibilität
- Anwendungen: Wohnräume, Nassräume bei entsprechender Abdichtung
Trockenestrich
Trockenestriche bestehen aus vorgefertigten Platten, die miteinander verbunden werden. Diese Methode bietet eine schnelle und saubere Verlegung ohne lange Trocknungszeiten.
- Eigenschaften: Keine Trocknungszeit, saubere Verlegung, vielseitiger Einsatz
- Anwendungen: Sanierungen, trockene Innenbereiche
Belegreife von Estrich
Die Belegreife definiert den Zeitpunkt, an dem der Estrich ausreichend getrocknet ist, um mit einem Bodenbelag versehen zu werden. Entscheidend ist die Restfeuchte, die in der Regel durch die Calciumcarbid-Methode (CM-Messung) ermittelt wird.
- Restfeuchtegrenzwerte: Variieren je nach Estrichart, z.B. maximal 2,0 CM-% für Zementestrich
- Umgebungsklima: Stabilität der Temperatur und rel. Luftfeuchtigkeit sind entscheidend
Die Einhaltung der Belegreife verhindert Bauschäden wie Quellen von Parkett, Rissbildung bei Fliesen oder Schimmelbildung. Prüfen Sie daher die Feuchtigkeit sorgfältig, um sicherzustellen, dass der Estrich den Bodenbelag langfristig tragen kann.
Bewehrung von Estrichen
Bewehrungen dienen dazu, die Rissbildung zu minimieren und die Stabilität des Estrichs zu erhöhen, besonders bei Zementestrichen.
- Gitterbewehrung: Einsatz von Betonstahlmatten zur Verringerung von Rissbreite und Höhenversatz
- Faserbewehrung: Beimischung von Stahl-, Glas- oder Kunststofffasern zur Minimierung von Schrumpf- und Frührissen
Planen Sie die Bewehrung sorgfältig und berücksichtigen Sie die Anforderungen Ihres Bauvorhabens, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
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Durch die Wahl der richtigen Estrichart und Konstruktionsweise können Sie die funktionalen und ästhetischen Anforderungen Ihres Bauprojekts optimal erfüllen und eine stabile Grundlage für Ihren Bodenbelag schaffen.