Was ist ein historisches Fachwerkhaus?
Vor allem in gemäßigten Klimazonen wie in Mitteleuropa haben sich Gebäudebauweisen entwickelt, die sich nach am einfachsten verfügbaren Baustoffen richteten. Nicht sofort entstanden „echte“ Fachwerkhäuser. Ab dem 12. Jahrhundert wurden zunehmend mehr Gebäude aus Holzkonstruktionen errichtet. In den ersten drei Jahrhunderten handelte es allerdings um Pfahl-, Pfosten-, Rahmen- und Ständerbauten. Erst im 15. Jahrhundert entstanden die ersten in Rähmbauweise konstruierten Häuser. Explizit als Fachwerk definiert wurden sie ab dem 17. Jahrhundert. In der Schweiz heißen sie Riegelhäuser.
Was ist die Entwicklungsgeschichte, die das Fachwerkhaus nahm?
Den Sprung zur Fachwerkkonstruktion entstand durch das Verwenden von Schwellen und Rähmbalken. Bis dahin wurden die Ständer im Boden versenkt oder mehr und mehr auf Fundamentsteine gesetzt. Die ältesten Zeugnisse des Übergangs finden sich in Bad Wimpfen, Esslingen und Göttingen. Parallel zur Entwicklung der Fachwerkskelette setzten sich Ausfachungen aus Holzgeflecht und Lehmwickel durch. Das Gebälk erhielt seine bis heute gültigen Bezeichnungen. Im 17. und 18. Jahrhundert „verschwand“ manches Fachwerk, weil im Barock verputztes Bauen dem Schönheitsideal mehr entsprach.
Was ist das älteste Fachwerkhaus in Deutschland?
Lange wurde davon ausgegangen, dass sich das älteste Fachwerkhaus Deutschlands in Esslingen (1261) befindet. Die Entwicklung feinerer Datierungsmethoden (die sogenannte dendrochronologische Methode zur Bestimmung von Holzalter) ergibt Neues.
In Quedlinburg in Sachsen-Anhalt stehen über 2000 Fachwerkhäuser, die nach und nach datiert werden. Als bis jetzt ältestes gefundenes Fachwerk wurde der „Höllenhof“ auf eine Erbauungszeit im Jahr 1230 datiert.
Was ist die Geschichte für ein Fachwerkhaus außerhalb Europas?
Fachwerkhäuser sind vor allem durch deutsche Aussiedler in die Welt mitgenommen worden. Signifikante Vorkommen finden sich in Australien, Brasilien, Russland (auch durch heimischen Adel vorangetrieben). In der Türkei haben die Osmanen über tausend Fachwerkhäuser in Safranbolus gebaut, die wie Quedlinburg zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Japanische Baumeister entwickelten Fachwerk, um erdbebensicheres Bauen zu ermöglichen. In Nord- und Südeuropa ist Fachwerk weniger verbreitet. In bergigen und kalten Regionen hat sich Holzblockbauweise durchgesetzt und im südlichen Mittelmeerraum stand nie genug Holz zur Verfügung.
Was zeichnet ein modernes Fachwerkhaus aus?
Modernes Fachwerk findet sich beispielsweise in Fertighäusern. In der modernen Architektur erfreuen sich großzügig verglaste und offene Fachwerkhäuser zunehmender Beliebtheit.