Es ist ein nervendes Geräusch, wenn der Wasserhahn tropft und mit dem Einzug der nächtlichen Ruhe im Haus, sind die rhythmischen Töne im Abwaschbecken noch schwieriger zu ertragen, auch wenn sie meist relativ leise sind. Abgesehen davon ist Wasser auch tröpfchenweise ein wertvolles Nass, das nicht gratis aus der Leitung fließt. Wenn nicht gleich, aber spätestens am nächsten Tag, soll es dann auch dem Übel auf den Grund gehen, denn zunächst scheinen die Arbeiten ja ganz einfach zu sein, um einen tropfenden Wasserhahn wieder dicht zu bekommen, oder?
Sind defekte Wasserhähne eigentlich überhaupt reparabel?
Besonders bei modernen Hähnen und Armaturen ab der preislichen Mittelklasse, fällt es Laien mitunter recht schwer, die Stelle zu finden, wo Zange, Schraubendreher oder Maulschlüssel überhaupt angesetzt werden sollen, um an das Innenleben des defekten Teils zu gelangen. Vor Jahren konnte da noch ein kleines Schräubchen am Handrad gelöst und abgezogen werden, um danach alle Einzelteile mitsamt der eventuell beschädigten Dichtung per Schraubenschlüssel frei zu bekommen. Heute ist die ganze Mechanik in einer kompakten Kartusche integriert, die sich nur noch in den allerwenigsten Fällen zerlegen lässt. Demzufolge wird, wenn in Ihrer Wohnung ein Wasserhahn tropft, auch nur eine erfreulich geringe Menge an Werkzeugen bzw. Ersatzteilen vonnöten sein.
Bevor Sie sich an die Arbeit machen
Damit später nicht noch mehr tropft oder schlimmstenfalls in Strömen fließt, sperren Sie zunächst unbedingt die Hauswasserversorgung gänzlich ab. Die dazugehörige Vorrichtung befindet sich meistens im Keller in der Nähe des Wasserzählers. Warum? Es ist längst nicht alles Metall, was glänzt. Und umso günstiger der „verchromte“ Wasserhahn an der Baumarktkasse einmal war, desto schneller wird er bei der kleinsten falschen oder unbedachten Drehbewegung mit der robusten Montagezange zerbersten. Viel Plastik eben oder billiger Druckguss, die ein behutsames Vorgehen erfordern, aber selbst dann nicht immer und ewig standhaft bleiben.
Wasserhahn tropft – was wird alles gebraucht?
Wasserhähne haben vom Prinzip her immer den gleichen Grundaufbau und bestehen aus:
- Gehäuse
- Drehgriff
- Ventil (einfache oder Mischkartusche)
- Dichtungen
Im Idealfall haben Hobbyinstallateure eine passende Kartusche zur Hand. Welche dafür geeignet ist, steht fast immer in den Herstellerunterlagen. Ansonsten gibt es in kundenfreundlichen Baumärkten auch gut ausgebildete Fachleute, die Ihnen helfen, wenn der Wasserhahn tropft. Ein Foto, dass Sie dem Fachberater vor Ort auf dem Smartphone zeigen, hilft da oft schon viel weiter. Benötigt werden folgende Werkzeuge:
- Eine Rohr- auch Wasserpumpenzange genannt;
- Schraubendreher mit Kreuz- und Längsschlitz;
- Maulschlüssel in den gängigen Größen;
- Ein Sortiment mit verschiedenen Dichtungen;
- Handelsüblichen Kalklöser oder Essig;
- Reinigungspinsel, Bürsten für die Reinigung;
Lokalisieren, an welcher Stelle der Wasserhahn tropft
Die undichte Stelle sieht man optisch, zumindest auf den ersten Blick, sehr selten, da sich das Wasser für den Austritt selbst seinen günstigen Weg sucht. Erfahrungsgemäß wird das direkt am Handrad des Ventils sein oder es tröpfelt einfach unten am Hahn. Da die Wasserzufuhr im Keller bereits abgedreht ist, sollte vor dem Beginn der eigentlichen Arbeiten das eventuell noch vorhandene Restwasser aus dem Hahn abgelassen werden. Der Griff am Ventil ist meist nur aufgesteckt und lässt sich nach vorn hin abziehen bzw. wird von einer kleinen Schraube gehalten. Zu beherzt darf hier vom Kraftaufwand her allerdings nicht vorgegangen werden, um noch größere Schäden zu verhindern. Anschließend sollte eine Mutter sichtbar werden, mit der sich das Ventil oder die weiter oben genannte Kartusche losdrehen und danach ebenfalls herausziehen lässt. Vielleicht erkennen Sie nun bereits die Ursache, warum der Wasserhahn tropft, denn die Dichtung oder manchmal auch mehrere, die nun zum Vorschein kommen, sind beschädigt oder nur noch in Resten erkennbar.
Kalk – der natürliche Feind jedes Wasserhahns
Je nach Art der Armatur werden bei der Demontage Gummi- oder Korkdichtungen freigelegt. Oft finden Sie aber auch besonders empfindliche Keramikscheiben, die mit höchster Wahrscheinlichkeit die Ursache sind, dass der Wasserhahn tropft – mehr oder weniger intensiv. Egal, aus welchem Material diese Dichtungsscheiben bestehen, sind sie nach längerer Gebrauchszeit oft sichtbar zerdrückt und weisen markante Kalkablagerungen auf. Daher bestehen die weiteren Arbeiten nun darin, Kartusche bzw. Ventil so gut es geht zu entkalken und die nun zugänglichen Dichtungen durch Neuteile zu ersetzen.
Kalkrückstände entfernen oder Ventil ersetzen
Ein Wasserhahn tropft, wenn Kalkablagerungen im Laufe der Zeit das Dichtungsmaterial zersetzen. Das ausfließende Wasser wird mit diesen Kalkspuren zwar nicht schädlich für die menschliche Gesundheit, bewirkt aber dennoch eine vermehrte und unerwünschte Bildung von Bakterien sowie Keimen. Diese Rückstände entfernen Sie am besten zunächst mit mechanischen Hilfsmitteln, eine Zahnbürste eignet sich hierfür besonders gut. Dabei bitte vorsichtig agieren, damit die empfindlichen Feingewinde im Innern des Hahngehäuses sowie außen am Ventil nicht beschädigt werden.
Hausmittel Essig gegen Kalk?
Wenn gerade kein anderes Mittel zur Hand ist, eignet sich ein niedrigkonzentriertes Essig-Wasser-Gemisch hervorragend gegen Feinablagerungen von Kalk am Ventil. Verchromte Teile, die später äußerlich am Hahn sichtbar sind, wie auch sämtliches Dichtungsmaterial ist nicht säurebeständig – daher möglichst nicht mitreinigen. Die Einwirkzeit bei Essig darf ruhig mehrere Stunden betragen. Handelsübliche Kalklöser, wie sie für Wasserkocher oder Dampfbügler im Handel angeboten werden, arbeiten meist schneller und lösen Kalkablagerungen schon innerhalb weniger Minuten auf. Desto gründlicher alle Metallteile gereinigt werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass später erneut der Wasserhahn tropft und Sie aus der wohlverdienten Nachtruhe gerissen werden.
Dichtungen erneuern, wenn ein Hahn tropft
Die meisten Hersteller verwenden in ihren Armaturen genormte Dichtungen, die in jedem handelsüblichen Universaldichtungssatz mehrfach vorhanden sind. Es kommt nur darauf an, nun den optimalen Durchmesser der bunten Scheibchen zu finden und auch die Materialstärke sollte in jedem Fall identisch sein. Bei einer Heißwasserleitung bzw. Mischbatterie gelten besonders hohe Anforderungen an das Dichtungsmaterial, sodass hinsichtlich der Auswahl hierfür die Herstellerhinweise beachtet werden müssen. In jedem Fall müssen die neuen Dichtungen vollständig sauber sein und es wird ihrer Elastizität und Alterungsbeständigkeit zugutekommen, wenn sie vor der Montage mit etwas Dichtungsfett eingestrichen werden.
Sauber und Kalk frei, nun folgt der Zusammenbau
Nachdem nun alles wieder wie neu aussieht, erfolgt jetzt die Montage der Einzelteile in genau umgekehrter Reihenfolge. Falsch machen kann man hier nur sehr wenig, dennoch muss auf eine hundertprozentige Passgenauigkeit der Dichtungen geachtet werden, die keinesfalls verkantet, sondern stets plan an den Gewindeoberflächen liegen sollten. Ventil bzw. Kartusche müssen locker und ohne Kraftaufwand ins Gehäuse „gleiten“ können, ohne dass ein nennenswertes Spiel verursacht wird. Meistens ist im Innern des Gehäuses eine Nut eingefräst, um das Ventil an seiner Führungsnase aufzunehmen. Ein fehlerhafter Einbau ist damit von vornherein so gut wie ausgeschlossen. Die Verschraubungen sollten maßvoll angezogen werden, um die innen liegenden Dichtungen nicht übermäßig zu pressen oder, im schlimmsten Fall, zu zerstören.
Probelauf und der Wasserhahn tropft nicht mehr
Ganz zum Schluss der Reparatur am tropfenden Wasserhahn werden die Mischhebel oder das Handrad gerade auf den Vierkantstift aufgesetzt und abschließend über den Widerstand der Arretierungsfeder aufgepresst bzw. verschraubt. Fertig! Wenn alles perfekt und festsitzt, kann der Haupthahn für die Wasserzufuhr im Keller aufgedreht werden. Den nun wieder einsatzbereiten Wasserhahn zunächst nur ein wenig weit öffnen, da das Wasser jetzt zunächst geräuschvoll und stoßweise austreten wird, bis sich die bei der Demontage eingetretene Luft bzw. entstandener Überdruck im Leitungssystem abgebaut hat. Nach einigen Sekunden sollte sich der Wasserkreislauf wieder normalisiert haben und nach erneutem Zudrehen dürften Sie nun hoffentlich erleichtert feststellen: Mein Wasserhahn tropft nicht mehr und alles ist wieder vollständig dicht.
Prophylaxe gegen zu kalkreiches Wasser
Sie haben jetzt zwar die Auswirkungen beseitigt, die bei einem zu hohen Kalkgehalt im Trinkwasser in nahezu jedem Haushalt auftreten, aber die Ursache ist eigentlich noch vorhanden und schlummert quasi in Ihrem Leitungsnetz. Überschüssiges Kalciumkarbonat ist leider nicht nur der Grund, dass gelegentlich ein Wasserhahn tropft, es zerstört auch Heizstäbe von Waschmaschinen und Geschirrspülern, Bügelstationen, Heizplatten von Wasserkochern und macht selbst vor der geliebten Kaffeemaschine keinen Halt. Und, ohne jetzt in den medizinischen Bereich abdriften zu wollen: Kalk im Trinkwasser bekommt uns Menschen auf Dauer gesehen auch nicht und kann über die Jahre zu einer Arterienverkalkung führen, die sich nur schwer therapieren lässt. Während Wohnungsmieter hier leider nur begrenzte Möglichkeiten haben, um zu kalkarmen Wasser zu kommen, haben Eigentümer von Immobilien weitaus bessere Karten.
Trinkwasser auf Kalkgehalt testen
Nicht zu hart, aber auch nicht zu weich soll Wasser sein und es braucht keine kostspieligen Tests um den Härtegrad des eigenen Trinkwassers zu ermitteln. Die kommunalen Wasserbetriebe sind übrigens sogar gesetzlich dazu verpflichtet, den Verbrauchern gegenüber ein Mal jährlich die Wasserhärtewerte bekannt zu geben. Ansonsten hilft auch ein Teststreifen aus der Apotheke, mit dem Sie für wenige Cent die Trinkwasserwerte selbst bestimmen können. Unterschieden werden dafür drei Härtebereiche:
Härtebereich | Werte des Trinkwassers |
---|---|
Weich | Weniger als 8,4 dH (kleiner als 1,5 mmol/l) |
Mittel | 8,4 bis 14 dH (1,5 bis 2,5 mmol/l) |
Hart | Ab 14 dH (über 2,5 mmol/l) |
Also muss ein Wasserfilter her!?
Muss er nicht, ganz im Gegenteil. Verfolgt man neutrale Publikationen der Stiftung Warentest oder von Verbraucherschutz-Organisationen, wird vor der Anschaffung der teuren und sehr oft völlig nutzlosen Geräte sogar gewarnt. Wenn der Wasserhahn tropft, reichen 20 Minuten Zeit, bis alles wieder im Lot ist. Waschmaschinen und Spüler schützt man mit Salzzugaben oder eine dem Härtegrad des Wassers entsprechende Waschmitteldosierung vor dem schädlichen Plus an Kalk. Beim Trinkwasser wäre es eine Überlegung wert, Sie sollten allerdings wissen, dass Ihr Wasser am Ende des Tages dennoch zu hart bleiben wird, weil viele dieser Geräte ihre Werbeversprechen schlicht und einfach nicht halten.