Wasserleitungen im Altbau: Dürfen Sie selbst verlegen?
Sanierungen in Altbauten erfordern oft eine Neuanordnung der Wasserleitungen. Doch bevor Sie selbst Hand anlegen, sollten Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen im Blick haben.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Grundsätzlich gilt:
- Hausanschluss und Wasserzähler: Diese müssen von einem zugelassenen Fachbetrieb installiert werden. Eigenarbeiten an diesen Kernkomponenten der Wasserversorgung sind nicht erlaubt.
- Sonstige Leitungen im Haus: Leitungen zu Wasserentnahmestellen wie Waschbecken, Duschen und Spülen können von Ihnen selbst verlegt werden.
Wichtige Vorschriften und Normen
Wenn Sie Eigenleistungen erbringen möchten, müssen Sie sicherstellen, dass die verwendeten Materialien und Techniken den Vorschriften entsprechen:
- Materialwahl: Trinkwasserleitungen müssen den Vorgaben des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) entsprechen, um die Trinkwasserqualität nicht zu gefährden.
- Verlegetechniken: Leitungen mit lösbaren Verbindungen sollten Aufputz verlegt werden. Unlösbar verbundene Leitungen, wie solche, die gelötet oder gepresst werden, können auch unter Putz verlegt werden.
Sorgfältige Planung
Bevor Sie starten, ist eine detaillierte Planung unerlässlich. Erstellen Sie einen Verlegeplan, der den Verlauf der neuen Leitungen darstellt und berechnen Sie den Materialbedarf. Dies ermöglicht Ihnen auch die genaue Position der Leitungen später zu dokumentieren und Schäden an den Leitungen zu vermeiden.
Risikomanagement
Beachten Sie, dass fehlerhafte Installationen zu Wasserschäden führen können, die Ihre Versicherung möglicherweise nicht deckt, wenn Sie die Leitungen selbst verlegt haben. Eine sorgfältige Arbeit und gegebenenfalls die Konsultation einer Fachkraft sind daher ratsam.
Mit der richtigen Vorbereitung und Berücksichtigung der Vorschriften können Sie viele Arbeiten selbst durchführen und dabei Kosten sparen – sollten jedoch immer die Grenzen Ihrer Möglichkeiten und die rechtlichen Anforderungen kennen.
Planung der neuen Wasserleitungen
Eine sorgfältige Planung ist entscheidend für die reibungslose Verlegung Ihrer neuen Wasserleitungen und hilft, unnötige Verzögerungen oder Fehler zu vermeiden.
Bestandsaufnahme und Skizzierung
Beginnen Sie mit einer umfassenden Inspektion der vorhandenen Wasserleitungen, um deren Zustand und Verlauf zu dokumentieren. Fertigen Sie eine detaillierte Zeichnung des geplanten Verlaufs der neuen Wasserleitungen an. Markieren Sie darin auch die Positionen der Wasserentnahmestellen wie Wasserhähne, Duschanschlüsse und Spülbecken.
Materialbedarf und Beschaffung
Berechnen Sie anhand der Skizze die benötigte Menge an Rohren, Fittings und Befestigungselementen. Planen Sie einen zusätzlichen Verschnitt von etwa 10-15% ein, um eventuelle Fehler oder Anpassungen ausgleichen zu können. Für Trinkwasserleitungen eignen sich Materialien wie Kupfer, Edelstahl oder bestimmte Kunststoffarten, beispielsweise Polyethylen für Kaltwasser und Polypropylen für Warmwasser.
Spezifische Überlegungen
Entscheiden Sie, ob die Wasserleitungen Aufputz oder Unterputz verlegt werden sollen. Halten Sie Warm- und Kaltwasserleitungen parallel zueinander und stellen Sie sicher, dass Warmwasserleitungen immer oberhalb der Kaltwasserleitungen liegen, um eine versehentliche Erwärmung des Kaltwassers zu vermeiden. Markieren Sie den Verlauf der neuen Leitungen an Wänden und Böden. Stellen Sie sicher, dass Durchführungen durch Wände und Decken ausreichend dimensioniert sind, damit die Leitungen einschließlich ihrer Isolierung problemlos hindurchpassen.
Verlegung der Wasserleitungen
Nachdem Sie alle Materialien und Werkzeuge bereitgestellt haben, können Sie mit der Verlegung der neuen Wasserleitungen beginnen.
Vorbereitung der Rohre
Messen Sie die Rohre ab und schneiden Sie diese mit einem Rohrabschneider auf die benötigte Länge zu. Stellen Sie sicher, dass die Enden der zugeschnittenen Rohre sauber und entgratet sind, um eine optimale Passung zu gewährleisten. Markieren Sie die genauen Positionen, an denen die Rohre enden und verbunden werden sollen.
Verbindungstechniken
Je nach Material der Rohre stehen Ihnen verschiedene Verbindungstechniken zur Verfügung:
- Pressverbindungen: Nutzen Sie eine spezielle Presszange, um Pressfittings auf Rohre aus Materialien wie Kupfer oder Edelstahl zu fixieren.
- Klemmverschraubungen: Schieben Sie eine Überwurfmutter und einen Klemmring auf das Rohrende, bevor Sie es mit einem passenden Fitting verbinden und festziehen.
- Kleb- und Steckverbindungen: Für Kunststoffrohre verwenden Sie entsprechende Klebefittings oder Stecksysteme.
Montage der Rohre
Passen Sie die zugeschnittenen Rohre entlang der geplanten Leitungswege an. Befestigen Sie die Rohre mit Rohrschellen an Wänden oder Decken. Achten Sie darauf, dass die Abstände zwischen den Schellen nicht zu groß sind, um die Stabilität der Leitungen zu gewährleisten. Installieren Sie gegebenenfalls Verteilerkästen und verschließen Sie ungenutzte Anschlüsse mit Blindstopfen.
Weitere Schritte
Sollten Sie Metallrohre verwenden, achten Sie darauf, eine ordnungsgemäße Erdung durchzuführen, um elektrische Gefahren zu vermeiden. Wickeln Sie Isoliermaterial um die Warm- und Kaltwasserrohre, um Energieverluste zu minimieren und die Bildung von Tauwasser zu verhindern. Stellen Sie sicher, dass alle Durchführungen durch Wände, Decken oder Böden fachkundig abgedichtet sind.
Installation der Armaturen und Anschlüsse
Nach der erfolgreichen Verlegung der Wasserleitungen beginnen Sie mit der Installation der Armaturen und Anschlüsse.
Vorbereitung der Armaturen
Überprüfen Sie die Armaturen vor der Montage auf Vollständigkeit und Passgenauigkeit. Wickeln Sie Dichtungsband um die Gewinde, um eine zusätzliche Abdichtung zu gewährleisten.
Montage der Anschlüsse
Montieren Sie die Eckventile an den vorgesehenen Stellen und verbinden Sie die Anschlussschläuche mit den Ventilen und Armaturen. Schrauben Sie die Anschlussschläuche zunächst per Hand fest und ziehen Sie sie anschließend mit einem Schraubenschlüssel nach. Positionieren Sie die Armatur an den Wandanschlüssen und schrauben Sie diese vorsichtig fest. Achten Sie darauf, dass die Dichtungen ordnungsgemäß sitzen.
Abschlussarbeiten
Führen Sie eine Dichtheitsprüfung durch, indem Sie den Wasserfluss vorsichtig aktivieren und alle Verbindungen auf Undichtigkeiten überprüfen. Stellen Sie sicher, dass Metallarmaturen ordnungsgemäß geerdet sind, um elektrische Gefahren zu vermeiden.
Dichtheitsprüfung und Inbetriebnahme
Bevor Sie Ihre neuen Wasserleitungen endgültig in Betrieb nehmen, ist eine sorgfältige Dichtheitsprüfung unerlässlich.
Schritte der Dichtheitsprüfung
Schließen Sie alle Wasserentnahmestellen und stellen Sie sicher, dass die Anlage vollständig mit Wasser befüllt ist. Stellen Sie den Prüfdruck ein und lassen Sie die Anlage ruhen, um einen Temperaturausgleich zu erreichen. Halten Sie den Druck und überprüfen Sie während dieser Zeit alle Verbindungen und Anschlüsse auf Sicht und Dichtheit. Falls Sie Undichtigkeiten oder Druckabfälle feststellen, beheben Sie diese und wiederholen Sie die Dichtheitsprüfung.
Inbetriebnahme der Anlage
Nach erfolgreicher Dichtheitsprüfung können Sie Ihre Wasserleitungen sicher in Betrieb nehmen. Öffnen Sie den Haupthahn langsam, um die Leitungen schrittweise unter Druck zu setzen. Spülen Sie die Leitungen gründlich mit sauberem Wasser, um eventuelle Verunreinigungen zu entfernen. Führen Sie eine abschließende Sichtprüfung durch und überprüfen Sie alle Anschlüsse und Armaturen auf Dichtheit und korrekte Funktion.
Wichtige Hinweise
- Kompakte Rohrführung wählen: Verlegen Sie die Wasserleitungen auf dem kürzesten Weg und vermeiden Sie unnötige Umwege.
- Gesetzliche Vorschriften beachten: Verwenden Sie nur vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) zugelassene Materialien.
- Sorgfältige Vorarbeit: Stellen Sie sicher, dass alle betroffenen Bewohner über die Wasserabstellung informiert sind und dass notwendige Vorarbeiten wie das Freiräumen des Arbeitsbereichs erledigt sind.
- Isolation nicht vergessen: Neben der Isolierung der Warmwasserleitungen sollten auch Kaltwasserleitungen in bestimmten Situationen gedämmt werden.
- Vermeidung von Schadstoffen: Achten Sie darauf, dass alle verwendeten Materialien den geltenden Hygienevorschriften entsprechen.
- Dokumentation als Sicherheitsmaßnahme: Führen Sie eine umfassende Dokumentation des Leitungsverlaufs durch, sei es in Form von Fotos oder einem aktualisierten Grundriss.
Mit diesen Hinweisen und einer sorgfältigen Planung können Sie die Verlegung Ihrer Wasserleitungen im Altbau effizient und sicher angehen.