Wilde Anordnung mit Regeln
Trotz seines Namens folgt der Wilde Verband klaren Regeln, um eine harmonische und stabile Klinkerfassade zu gewährleisten. Der Wechsel zwischen Läufern und Bindern ist dabei zentral. Maximal fünf Läufer dürfen nebeneinander gesetzt werden, bevor ein Binder folgt. Die Stoßfugen sollten zudem um ein Viertel der Klinkerlänge versetzt sein, um durchgehende Fugen zu vermeiden und die Stabilität zu erhöhen.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Vermeidung der sogenannten Treppenbildung. Hierbei handelt es sich um das regelmäßige Versetzen von Köpfen über mehrere Reihen, was eine stufenartige Struktur erzeugt. Um den wilden Charakter der Fassade zu bewahren, sollten Treppenbildungen auf maximal drei bis vier Stufen beschränkt werden.
Vorteile des Wilden Verbands
Der Wilde Verband bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die ihn zu einer beliebten Wahl für Klinkerfassaden machen. Durch die Flexibilität bei den verwendeten Klinkerformaten lassen sich sowohl Normalformate als auch besondere Formate wie Dünn- oder Langmodule problemlos integrieren.
Die unregelmäßige Anordnung der Steine ermöglicht es, den Verbund an verschiedene Architekturstile anzupassen, sei es modern, rustikal oder klassisch. Handformsteine oder Mischungen mehrfarbiger Klinker kommen besonders gut zur Geltung und verstärken die natürliche Optik.
Praktische Vorteile liegen in der Verlegetechnik: Es sind keine komplexen Zuschnitte notwendig, wodurch die Handhabung erleichtert wird und Kosten gespart werden können. Zudem können kleinere Maßtoleranzen oder Baurichtmaße unauffällig kaschiert werden.
Wilder Verband mit Klinkerriemchen
Klinkerriemchen, oft für Fassadenverkleidungen verwendet, haben besondere Anforderungen bei der Verlegung im Wilden Verband. Da Riemchen nur in der Länge von normalen Läufersteinen erhältlich sind, müssen sie individuell zugeschnitten werden, um den typischen Wechsel von Läufern und Bindern zu ermöglichen. Ein üblicher Ansatz ist, längere Riemchen auf die Breite eines Binders zu kürzen.
Bei Normalformat-Klinkerriemchen, die eine Länge von 240 mm haben, erfolgt der Zuschnitt auf 115 mm, um die notwendige Breite für einen Binder zu erhalten. Diese gekürzten Riemchen können dann in das Verlegemuster integriert werden, um die charakteristische unregelmäßige Struktur des Wilden Verbands zu erzeugen.
Das Kürzen von Klinkerriemchen bietet mehrere Vorteile. Eine unregelmäßige und lebendige Optik bleibt erhalten. Materialkosten werden eingespart, da keine speziellen Kopfsteine gekauft werden müssen. Zudem ermöglicht das Kürzen eine exakte Umsetzung des gewünschten Musters.
Weitere Mauerwerksverbände
Neben dem Wilden Verband gibt es zahlreiche weitere Mauerwerksverbände, die durch individuelle Muster und Eigenschaften überzeugen. Diese eignen sich je nach gewünschter Ästhetik und Struktur für unterschiedliche Bauprojekte:
- Läuferverband: Klinkersteine werden in Längsrichtung der Mauer verlegt, wobei jede Schicht um eine halbe Steinlänge versetzt ist.
- Kreuzverband: Wechselnde Anordnung von Läufern und Bindern erzeugt sichtbare Kreuzmuster.
- Blockverband: Läufer- und Binderschichten wechseln sich ab und erzeugen ein markantes Muster.
- Stapelverband: Klinker werden exakt übereinander gestapelt, was durchgängige Fugen erzeugt und vertikale Strukturen betont.
- Amerikanischer Verband: Kombination von mehreren Läuferschichten mit gelegentlichen Binderschichten.
- Flämischer Verband: Jede Schicht besteht aus abwechselnd einem Läufer und einem Binder.
- Kettenverband: Zwei Läufer folgen auf einen Binder und erzeugen ein elegantes Muster.
- Märkischer Verband: Regelmäßiger Wechsel von Läufer- und Binderschichten, oft verwendet in historischen Bauwerken.
Jeder dieser Mauerwerksverbände hat spezifische Vorteile und kann je nach architektonischen Anforderungen und ästhetischen Vorlieben ausgewählt werden.
Ästhetische Aspekte des Mauerwerksverbands
Der Mauerwerksverband beeinflusst maßgeblich die visuelle Anmutung einer Klinkerfassade. Der Wilde Verband erzeugt durch die unregelmäßige Anordnung der Klinkersteine eine dynamische und lebendige Struktur und verleiht dem Mauerwerk eine natürliche und rustikale Optik. Besonders Mehrfarbklinker und unregelmäßige Formate unterstreichen diesen Effekt.
Im Gegensatz dazu wirken Läuferverbände geordnet und zeitlos, da die Klinkersteine in Längsrichtung der Mauer platziert und um einen halben Stein versetzt sind. Diese Fassaden erscheinen ruhig und stabil und passen gut zu modernen Baustilen.
Kreuzverbände, mit ihrer abwechselnden Anordnung von Läufern und Bindern, erzeugen markante Kreuzmuster und verleihen der Fassade eine ausgewogene und harmonische Note.
Stapelverbände betonen durch ihre Anordnung vertikale Linien und eignen sich besonders für Fassaden, die eine betonte Höhenwirkung erzielen möchten.
Durch die Kombination unterschiedlicher Verbände lassen sich kreative und individuell angepasste Fassadenbilder realisieren, die den Charakter des Gebäudes unterstreichen.