Wer kann das Wohnen im Fachwerkhaus genießen?
Seit dem 19. Jahrhundert hat die durchschnittliche Körpergröße beziehungsweise Länge von Menschen um etwa zehn Zentimeter zugenommen. In Altbauten generell und im Fachwerk im Besonderen lässt sich das meist an der Architektur ablesen. Geschichtsträchtig heißt in einem alten Fachwerkhaus, dass kleinere Dimensionen die Architektur, als das in moderneren Gebäuden der Fall ist. Bis zu einem gewissen Grad lassen sich Modifizierungen vornehmen. Generell darf sich ein Fachwerkbewohner von niedrigen Decken, kleinen Fenstern und geschachtelten Räumen nicht abschrecken lassen.
Welche Einschränkungen gibt es beim Wohnen im Fachwerkhaus?
Das Holzskelett als Tragwerk und seinem Gebälk darf substanziell nicht verändert werden. Wände durchbrechen, versetzen oder sogar entfernen ist, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt möglich. Gefache können freigelegt und beispielsweise verglast werden, aber bestimmen Durchgang, Grundriss und Wandverlauf. Die Auswahl an Baumaterialien im Fachwerk ist eingeschränkt und damit teilweise aufwendig und teuer. Das betrifft vor allem das energetische Sanieren, das kaum das Effizienzniveau moderner Bauwerke erreicht. Planungstechnisch müssen Bestandsschutz, Denkmalschutz und bauphysikalische Vorgaben eingehalten werden.
Wie wird wohnen im Fachwerkhaus im modernen Stil möglich?
Ohne Kreativität lässt sich modernes Wohnen im Fachwerkhaus nicht realisieren. Das kann und wird oft aufwendig sein. Entfernen von Ausfachungen und Freilegen von Gebälk wirken räumlicher Enge entgegen. Vorgebaute Fensterfronten gliedern weitläufigeren Wohnraum an. Bedingt lassen sich Fenster und Türen vergrößern und Decken erhöhen. Für diese baulichen Eingriffe ist eine Entkernung des Gebäudes kaum zu umgehen. Spärliche Einrichtung und Möblierung kann durch effektives Nutzen jedes Hohlraums (freigelegte Gefache, Kniestockverkleidung im Dachgeschoss, Treppenunterbau) ausreichend Stauraum schaffen.
Welche Maßnahmen machen Wohnen im Fachwerkhaus sicher?
Sehr alte immer noch stabile Fachwerkhäuser demonstrieren, wie langlebig die Bausubstanz und das Tragwerk sein können. Voraussetzung ist ein schadensfreies Balkenwerk beziehungsweise Gebälk. Funktioniert das Fachwerk als vollständig intaktes Stabtragwerk, übertrifft es manche Statik gemauerter Bauweisen. Genau geprüft werden müssen folgende Einrichtungen und Modernisierungen:
1. Brandschutz und Fluchtwege
2. Heizung (besonders Einzelfeuerstellen) und Rauchabzug
3. Tragfähigkeit der Decke (Aquarium, Badewanne, Boiler, Tresor, Wurzeltisch)
4. Konstruktiver Schutz der Wetterseite
5. Durchgebogenes, durchhängendes und/oder verbogenes Balkenwerk
Ist Wohnen im statisch veränderten Fachwerkhaus möglich?
Wenn Sie Aufwand, Kosten und Mühen nicht scheuen, ist es in alten Fachwerkhäusern möglich, Wände zu versetzen. Das setzt allerdings eine komplette Erneuerung der statischen Konzeption voraus. Neben der fachmännischen Berechnung kommt die praktische bauliche Umsetzung partiell dem Aufwand eines Neubaus nahe.